Selbstverständliche Einfügung

Peter Petz
6. März 2013
Perspektive Reußenplatz
Der Ort für die Naumburger Kulturinsel Reußenplatz befindet sich inmitten einer intakten mittelalterlichen Stadtstruktur und in Nähe von Dom, Wenzelkirche und Marktplatz. Wie binden Sie den Neubau in den Kontext ein?

Wir haben die neue Bibliothek als ein Ensemble aus unterschiedlichen Bestandsgebäuden und Neubauten konzipiert, die sich in ihrer Maßstäblichkeit, Volumetrie und Architektursprache auf eine selbstverständliche Art in die historische Umgebung einfügen. Dabei vereinheitlichen wir die Gebäude nicht, sondern belassen jedem Bauteil seinen eigenen Ausdruck und Charakter.

Lageplan
Wie bringen Sie Adressbildung, Freiflächen und die Verbindung von Alt- und Neubau Punkt?

Jedes der Einzelgebäude übernimmt innerhalb des Ensembles architektonisch und programmatisch eine bestimmte Aufgabe. Die klare Zuordnung unterschiedlicher Nutzungsbereiche der Einzelgebäude erleichtert die Orientierung und gibt jedem Arbeits- und Leseplatz seinen unverwechselbaren Ort, Außenbezug und Identität. Der ideelle und räumliche Mittelpunkt ist ein großer Garten mit einem gläsernen Lesepavillon. Die Gartengestaltung bindet vorhandene alte Bruchsteinmauern ein und verleiht dem Garten einen stillen und romantischen Charakter.

Erdgeschoss
Gartenpavillon
Wie organisieren Sie die Kulturinsel?

Die „Kulturinsel“ ist eine Anlage aus mehreren denkmalgeschützten Gebäuden, die durch Neubauten zu einem zusammenhängenden Bibliothekskomplex ergänzt werden. Wir haben die, an der Grundstücksgröße gemessene, sehr beträchtliche Baumasse reduziert, indem wir die meisten Magazine im Untergeschoss angeordnet haben. Dadurch war es möglich, das Blockinnere freizuhalten und optimale Bezüge zwischen den Aufenthalts- und Arbeitsbereichen und dem Freiraum herzustellen. Die Freihandmagazine verbinden dabei unterirdisch die einzelnen Gebäude und Nutzungsbereiche der Bibliothek.

1. Untergeschoss
Freihandbereich
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Das Projekt baut eine räumliche Spannung auf zwischen der kleinteiligen dichten Bebauung entlang der historischen Straßenzüge und dem verborgenen, ruhigen, großzügigen Garten. Währen die Blockränder eine klare Trennung zwischen der Stadt und dem Blockinneren definieren, ist der gläserne Lesepavillon als ein Teil des Gartens konzipiert.

Blick aus der Badergasse
Kulturinsel Reußenplatz in Naumburg (Saale)
Begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Ralf Niebergall, Vors.
Prof. Dr. Johannes Cramer
Prof. Angela Mensing-de Jong
Prof. Dr. Egon Schirmbeck
Prof. Dr. Jens Bolsius
Frank Bartel

1. Preis
Thomas Müller · Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten
Berlin

2. Preis
RKW Rhode · Kellermann · Wawrowsky
Düsseldorf

3. Preis
Bruno · Fioretti · Marquez Architekten
Berlin

Andere Artikel in dieser Kategorie