Offenheit und Durchlässigkeit

Peter Petz
24. April 2013
Blick von der Fehrenbachallee auf den Haupteingang
Das neue Verwaltungszentrum soll im Grünraum zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum realisiert werden. Wie integrieren Sie das Gebäudeenemble aus insgesamt sieben Neubauten in den Kontext des Stadtteils Stühlingen?

Der Neubau des Verwaltungszentrums ist Impulsgeber für eine städtebauliche und stadtgestalterische Aufwertung des Stadtteils Stühlinger und die Vernetzung des Grüngürtels zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum. Für das neue Rathaus haben wir daher die grundlegende Idee eines grünen Campus verfolgt, in dem Verwaltungs- und Wohngebäude eingebettet sind. Das Konzept ist geprägt von Offenheit und Durchlässigkeit. Das hängt auch damit zusammen, dass die Ausnutzung auf dem Grundstück durch die in Zukunft in drei Baustufen gebaute Stadtverwaltung und der dem Wohnen gewidmete Grundstücksteil dazu führen, die Gebäude so zu verteilen, dass es ein leichtes und lockeres Ensemble bleibt. Dafür haben wir einerseits abgerundete, ovale Baukörper gewählt, die miteinander nur durch die Platzfläche verbunden sind und andererseits eine etwas höhere Wohnbebauung vorgeschlagen, um dort die Menge an Wohnungen unterzubringen, die gefordert war.

Integration, Strukturplan
Wie bringen Sie Adressbildung, Freiflächen und Etappierung auf den Punkt?

war eine wesentliche Vorgabe im Wettbewerb, dass das derzeitige dreigeschossige Technische Rathaus in den ersten beiden Baustufen erhalten bleibt und erst in der dritten Baustufe durch einen Neubau ersetzt werden kann. Daher haben wir den Zugang zum Neubau gegenüber dem Bestandsgebäude angeordnet und den vorhandenen Platz in die Freiraumgestaltung einbezogen. Da sich im Baukörper des zweiten Bauabschnittes nur Büros ohne Publikumsverkehr befinden, konnten wir diesen Baukörper im hinteren Teil des Grundstücks anordnen. Während der dritte Bauabschnitt, der das Bestandsgebäude ersetzt, und neben Büros auch repräsentative Räumlichkeiten aufnimmt, seinen Zugang wiederum von der Platzseite erhält. Durch  die ovale Baukörperform der Neubauten und die räumliche Vernetzung mit dem Grünraum entsteht an der alten Stelle ein neuer öffentlicher Stadtplatz, der in allen Baustufen erhalten bleibt.

Schnitt, Ansicht Süd
Wie organisieren Sie das Bürgerzentrum?

Es war uns wichtig, dass alle öffentlich zugänglichen Flächen und Funktionen auf einer Ebene organisiert werden können. Daher ist das gesamte Erdgeschoss des ersten Bauabschnittes den öffentlichen Nutzungen vorbehalten. Hier befindet sich eine zentrale Halle mit den Funktionsbereichen für das Bürgerzentrum und angrenzenden Konferenz-, Cafeteria- und Shop-Bereichen. Ebenso befindet sich hier das Mitarbeiterrestaurant. Das Erschließungssystem ist transparent und offen gestaltet, so dass sich Bürger und Mitarbeiter leicht im Gebäude orientieren können.

Erdgeschoss
Obergeschosse
Welche Energiekonzept schlagen Sie vor?

Der angestrebte Plusenergie-Standard sowie die nachhaltige Konstruktionsweise bilden die Grundlage für ein Gebäude hoher Nachhaltigkeit und auch für eine DGNB-Zertifizierung. Grundlage für die Erreichung der Ziele ist ein auf die Anforderungen abgestimmtes und modular erweiterbares Grundkonzept. Das Konzept besteht aus Bausteinen zur Eigen-Energieerzeugung (Wärme und Strom) und zur Energieaufbereitung (Wärme und Kühlung). Mit nur zwei Erzeugerbausteinen verfolgt dieses Konzept konsequent den Low-Tech-Gedanken. Die Eigenerzeugung erfolgt zum einen durch Photovoltaik-Elemente auf dem Dach und fassadenintegriert. Hiermit lassen sich auf Grund der begrenzten Fläche rund 40 % des Eigenbedarfs decken. Den restlichen Anteil deckt eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Wir sehen ein Biomasse-Blockheizkraftwerk vor. Alle drei Ebenen des Energiekonzepts, das heißt  Erzeugung, Verteilung und Verbraucher lassen sich modular skalieren, um in jeder Bauphase ein wirtschaftliches Energiekonzept anbieten zu können. Da alle gängigen Systemtemperaturen vorhanden sind, ist auch eine Erweiterung auf das Quartier einfach möglich.

Energiekonzept
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?

Das Gebäude erhält eine energetisch optimierte Holzfassade mit charakteristisch nach außen gefalteten Lüftungselementen zur natürlichen Fensterlüftung. Die auskragenden Elemente sind auf den exponierten Fassadenseiten mit Photovoltaikzellen belegt. Das vertikale Fassadenelement ist gestaltprägend und zugleich identitätsstiftend für den Neubau des Verwaltungszentrums. Für die Konstruktion des Gebäudes schlagen wir alternativ zu einer reinen Stahlbetonkonstruktion ein Hybridsystem vor. Es kombiniert bewährte Bauverfahren mit den Vorteilen einer Hybridbauweise aus Stahlbeton und Holzwerkstoffen. Wir schlagen dieses System vor, um die nachhaltige Ressource Holz konstruktiv einsetzen und die Primärenergiebilanz optimieren zu können.

Detail
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Es ist davon auszugehen, dass der erste Bauabschnitt und damit auch das Bürgerzentrum und die Kita Mitte 2016 fertiggestellt sein werden. In 2019 soll dann der zweite Bauabschnitt folgen.

Lageplan
Neubau Verwaltungszentrum Stadt Freiburg
Begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

Jury
Prof. Jórunn Ragnarsdóttir, Vors.
Prof. Manfred Hegger
Roland Jerusalem
Prof. Anett-Maud Joppien
Johannes Klauser
Prof. Dr. Franz Pesch
Prof. Tobias Wulf

1. Preis
ingenhoven architects
Düsseldorf

2. Preis
Sacker Architekten
Freiburg

3. Preis
Hascher Jehle Architektur
Berlin

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