Holzelementbau für Berliner Compartmentschule
Das Büro wulf architekten hat den Wettbewerb für den Neubau des Gymnasiums Rhenaniastraße RHE in Berlin gewonnen. Tobias Wulf stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
In Berlin-Spandau, im Ortsteil Haselhorst, soll das Gymnasium Rhenaniastraße RHE gemäß dem neuen Raumfunktionsprinzip der Compartmentschule und baukonstruktionsoffen, gegebenenfalls als modulares System errichtet werden. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?Das Areal befindet sich als Teil der Wasserstadt Oberhavel am Rand eines neu entwickelten Stadtquartiers mit attraktivem Geschosswohnungsbau, das sich im Realisierungsstadium befindet. Es bildet den Übergang in eine parkartige Landschaftssituation, die vom Wasser geprägt ist. Idyllische Schrebergärten werden von einem Naherholungsgebiet mit Wasserläufen und kleinen Seen flankiert. Das Grundstück für den Schulbau ist geprägt von fast waldartigem, großteils erhaltenswertem Baumbestand und dem sandigen Boden, in dem bei der Ortsbesichtigung noch eine Rotte Wildschweine wühlte.
Die Fragestellungen sind vielfältig und sowohl von inneren wie auch von äußeren Faktoren geprägt. Das Konzept der »Compartmentschule« mit festem Funktionslayout kannten wir bereits aus anderen Berliner Wettbewerben. Daraus ergeben sich die Raumstrukturen wie auch die Maßstäblichkeit der Baukörpergliederung. In diesem Fall haben wir auch die Sporthalle in das Kompositionsprinzip integriert. Die dadurch entstehende windmühlenartige Figur bildet klar definierte Außenräume, wie beispielsweise den großzügigen Eingangsvorplatz an der Rhenaniastraße, der der Schule Gesicht und Adresse gibt.
Die Organisationsstruktur ist aus der Anordnung der Compartments in den Obergeschossen entwickelt, die sich um ein zentrales Treppenhaus gruppieren. Auch die Fachklassenbereiche folgen der Gliederung in Compartments.
Erdgeschossig sind die Gemeinschaftsräume wie Mensa oder Veranstaltungsbereich jeweils mit direktem Bezug zum Freiraum angeordnet. Die Sporthalle ist direkt an die Schule angebunden und verfügt zusätzlich auch über einen Zugang von außen über den Vorplatz.
Das gesamte Erscheinungsbild soll offen und naturnah wirken. Keine Maschine, sondern eine tektonisch gegliederte Struktur mit lebendiger Höhenstaffelung ist die Vision.
Leichtfüßig soll die Holzkonstruktion auf einer etwas vom wässrigen Terrain abgehobenen Platte stehen. Die Fassadenebene wird durch wiederkehrende Loggien unterbrochen und soll durch eine filigrane, vorgehängte Struktur für den Sonnenschutz zusätzliche Tiefe erhalten.
Auf der leicht angehobenen Erdgeschossbodenplatte aus Beton soll eine konsequent entwickelte Holzkonstruktion in elementierter Bauweise entstehen. Das Material Holz wird den Charakter der Innenräume bestimmen. Nach außen hin wird das Holz durch metallische Elemente vor der Witterung geschützt. Ein feines Stabwerk aus Stahlprofilen soll den textilen Sonnenschutz aufnehmen. Das Spiel der Materialien mit ihren natürlichen Oberflächen ergibt ein selbstverständliches Farbspiel im Zusammenhang mit der Farbigkeit der Bäume im Jahresverlauf.
Im Auslobungstext für den Wettbewerb ist als »zeitlicher Realisierungshorizont« für die Fertigstellung das erste Quartal 2028 angegeben. Nachdem wir den Zuschlag im nachgeschalteten Verhandlungsverfahren erhalten haben, sind wir zunächst für die Leistungsphasen 1-4 beauftragt.
Nicht offener Wettbewerb
Auslobung: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
Betreuung: Drees & Sommer Projektmanagement und bautechnische Beratung GmbH, Berlin
Jury
Prof. Hilde León, Architektin Berlin (Vors.) | Prof. Dr. Angela Million, Stadt- und Regionalplanerin Berlin | Prof. Gabriele Kiefer, Landschaftsarchitektin Berlin | Ole Flemming, Architekt Berlin | Sven/Martin Fröhlich, Architekt Berlin | Frank Bewig, Bezirksstadtrat Bezirk Berlin-Spandau | Alexander Slotty, Staatssekretär für Bildung, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie | Eltern-/Schüler-/Lehrervertretung | Jens Wadle, Leiter Schulbau, HOWOGE
1. Preis
Architektur: wulf architekten, Stuttgart
Landschaftsarchitektur: Planstatt Senner GmbH, Überlingen
Tragwerksplanung: knippershelbig, Stuttgart
Technische Gebäudeausrüstung: Dernbach GmbH, Berlin
2. Preis
Architektur: DMSW Architekten mit Susanne Raupach, Berlin
Landschaftsarchitektur: bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh, Berlin
Tragwerksplanung, Bauphysik: HEG, Berlin
Haustechnik: IBJ, Berlin
3. Preis
Architektur: Gina Barcelona Architects, Barcelona
SHA Scheffler Helbich Architekten GmbH, Berlin
Landschaftsarchitektur: Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
Tragwerksplanung: Pichler Ingenieure GmbH, Berlin
Gebäudetechnik: Ingenieurgesellschaft Scheel mbH, Berlin