Einheitliche, wertige Gestaltung

Peter Petz
27. Februar 2013
Luftbild mit Stadtschloss-Baustelle (Foto: SenStadt 2008)

Durch den Wiederaufbau des Stadtschlosses am heute weitläufigen Berliner Schlossplatz wird sich der Stadtraum an besagter Stelle maßgeblich ändern. Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Der Wiederaufbau des Stadtschlosses schließt eine zentrale Leerstelle der historischen Berliner Innenstadt. Mit dem Gebäudesolitär, das als Humboldt-Forum Raum für Kunst, Wissenschaft und Kommunikation schaffen soll, ändert sich das räumliche Gefüge in diesem Bereich der Stadt grundlegend. An Stelle des heutigen großräumigen Schlossplatzes mit seinen unklaren Raumgrenzen entstehen an den Fassaden des Humboldt-Forums vier deutlich gefasste Teilplätze mit unterschiedlichen Ausrichtungen und stadträumlichen Bezügen. Wie auch mit der Neugestaltung des Lustgartens für den Bereich der Museumsinsel entsteht in unserem Entwurf eine attraktive zeitgemäße Gestaltung des neuen Schlossumfeldes, die historische Bezüge aufgreift, wieder lesbar macht und die den heutigen Nutzungsanforderungen gerecht wird.

Freiraumkonzept und Einbindung in die Umgebung
Freiraumbeziehungen, historische Raumgrenzen und Neuinterpretation historischer Raumkonfigurationen
Welche Maßnahmen sieht Ihr Konzept vor?

Die räumlichen Bezüge vernetzen den Schlossplatz als lebendigen Stadtraum mit Unter den Linden, der Museumsinsel, dem Spreeufer, dem Marx-Engels- und Rathausforum, dem Marstall, der Breiten Straße, dem Staatsratsgebäude und der Kupfergrabenlandschaft. Diese unterschiedlichen Qualitäten werden in unserem Entwurf herausgearbeitet und gleichzeitig in eine einheitliche, wertige Gestaltung für das Umfeld des Humboldt-Forums umgewandelt. So werden historische Raumgrenzen an der Liebknecht- und an der Schleusenbrücke sowie zur Breiten Straße wieder hergestellt. Die räumliche Konfiguration der Schlossterrassen stellt die Verbindung zum Lustgarten her, die Gestaltung des Schlossplatzes auf der südlichen Seite des Humboldt-Forums greift die historische lineare Platzgliederung auf. Der Spreebalkon bildet ein urbanes Ufer zur Spree aus. Das Schleusengärtchen neben dem Einheitsdenkmal findet sein Pendant im neu interpretierten Spreegärtchen auf der Ostseite des Humboldtforums.

Lageplan Entwurf
Schnitte
Welche Freiraumqualitäten schlagen Sie vor?

Das Umfeld des Humboldtforums erhält eine einheitliche Gestaltung, die die räumliche Zusammengehörigkeit der Teilbereiche und die besondere Bedeutung dieses Freiraums im innerstädtischen Freiraumgefüge unterstreicht. Als einheitliches Material für Belagsflächen, Mauern und Bankmonolithe findet der Naturstein Dolomit Verwendung. Dolomit ist ein heimisches Sedimentgestein härterer Güte, das farblich und strukturell mit der Gebäudefassade aber auch dem Platzbelag des angrenzenden Lustgartens aus Muschelkalk harmoniert und gleichzeitig den besonderen Anforderungen an Widerstandskraft und Beständigkeit gerecht wird.

Schlossplatz Nord: Der Teilbereich nördlich des Humboldtforums stellt die stadträumliche Verbindung zum Lustgarten her. Dort nehmen erhöhte Staudenbeete die historische Kubatur der Schlossterassen wieder auf und schaffen einen grünen Aufenthaltsort. Das Flanieren über die Terrassen bietet dem Besucher ein unvergesslichen Ausblick über den Lustgarten und in die städtische Achse Unter den Linden. Östlich der Terrassen nimmt ein Baumhain aus malerischen Schnurrbäumen den nicht in den Wiederaufbau miteinbezogenen Apothekenflügel des Schlosses räumlich wieder auf und leitet damit fliessend zum Dom, Alten Museum und Lustgarten über.

Schlossplatz Süd: Entsprechend der Schlossterrassen im Norden des Gebäudes wird auch auf dem Schlossplatz Süd die historische räumliche Konfiguration entsprechend der heutigen Gegebenheiten durch skulpturale Bankmonolithen zeitgenössisch neu interpretiert. Räumlich erhält der Schlossplatz Süd durch die Pflanzung eines Hains aus Sophoren eine zusätzliche neue Raumkante im Westen, die diesen Teilbereich zu einer räumlich eindeutig definierten Platzfläche am Humboldt-Forum mit Bezügen in Richtung Rathaus, Petriplatz und Werderschem Markt macht.

Schlossplatz West: Der westliche Schlossplatz wird durch das Hauptportal des Schlosses mit seiner Kuppel sowie dem Einheitsdenkmal auf dem historischen Sockel gegenüber des Hauptportals geprägt. Zwischen Denkmal und Schleusenbrücke befindet sich das Schleusengärtchen, dessen Bestand durch die Anlage einer neuen Treppe und eines Bankelements  behutsam zu einem Kleinod weitab vom Trubel weiterentwickelt wird.

Spreebalkon / Spreegärtchen: Auf der Ostseite verläuft eine elegante Rampenanlage parallel zur Spree. Der Spreebalkon schließt ebenerdig an das Belvedere des Humboldt-Forums mit seinen gastronomischen Einrichtungen an. Am Endpunkt der Rampenanlage, die knapp über dem Wasserspiegel der Spree liegt, findet sich eine malerische Trauerweide. Sie bildet als Reminiszenz an das historische Spreegärtchen ein Kleinod im Spreebalkon und zugleich das östliche Pendant zum Schleusengärtchen.

Schlossterrassen
Welche Materialien für Möblierungen schlagen Sie für die Freiräume vor?

Auf dem Schlossplatz Nord laden die Einfassungen der Terrassen selbst, als auch Bänke innerhalb der Schlossterrasse zum Verweilen ein. Die mit einer Holzlattung versehenen Bänke innerhalb der Terrassen mit ihren elegant geschwungenen Rückenlehnen machen das Verweilen in den Staudenparterren besonders angenehm. Auf dem Schlossplatz Süd werden Schmuckbeete und Neptunbrunnen zu großen skulpturalen Bankmonolithen umgedeutet, die die Platzfläche gliedern und die Portale des Gebäudes betonen. Mit ihrer geschwungenen Oberfläche und unterschiedlichen Höhen bieten sie vielfältige Sitz- und Ruhemöglichkeiten für die Besucher des Humboldt-Forums. Der Spreebalkon bietet auf dem Niveau der Spree mit großen Bankmonolithen aus Dolomit einen Ort an zum Verweilen am urbanen Wasser der Stadt. In anderen Teilbereichen finden sich klassische Hockerbänke mit Sitzauflage.

Details Trauerweide und Bankelemente
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Geplant ist die weitestgehende Fertigstellung des Umfeldes zur Eröffnung des Humboldt-Forums im Jahr 2019.

Spreeufer
Freiraumgestaltung Umfeld Humboldt-Forum, Berlin
Offener einphasiger freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil

Jury
Guido Hager, Vors.
Cordula Loidl-Reisch
Ariane Röntz
Gero Heck
Franco Stella
Thomas Will
Wilfried Kühn

1. Preis
bbz landschaftsarchitekten
Berlin

2. Preis
WES LandschaftsArchitektur
mit Hans-Hermann Krafft
Berlin

3. Preis
Lützow 7
Berlin

3. Preis
Levin Monsigny
Berlin

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