Kita in Hanglage
Die Kita Jägerhalde in Stuttgart-Wangen ist von Reichel Schlaier Architekten fertiggestellt worden. Elke Reichel beantwortet unsere Fragen zum Projekt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Das Besondere an dieser Bauaufgabe ist sicherlich das Grundstück. Es liegt am Stadtrand von Stuttgart-Wangen an der Grenze zum Naturschutzgebiet mit wunderschönen Streuobstwiesen. Die Hanglage ermöglich einen Blick über das Neckartal bis auf die Grabkapelle auf dem Rotenberg auf der anderen Hangseite.
Aus der besonderen Lage leitet sich das Konzept des Gebäudes ab: der zweigeschossige Baukörper wird rückwärtig in das Gelände eingebettet, seine begrünten Dachflächen sind begehbare Spielflächen. So passt sich der Neubau perfekt in die Umgebung ein und wirkt nicht als Fremdkörper. Aus der Ferne betrachtet, verschwindet das Gebäude nahezu in der Topografie. Einzig die talseitigen Außenwände sind sichtbar, die hellgrauen Faserzementplatten liegen wie Weinbergmauern in den Hang.
Im Berg „vergraben“ befinden sich die Nutzflächen und Flure, die über großzügige Oberlichter bis ins Erdgeschoss natürliches Licht erhalten. Auf der Hangseite sind die Gruppen- und Schlafräume sowie der Bewegungsraum. Durch die raumhohe und breite Verglasung besteht in allen Bereichen der Bezug zur Landschaft und die Weite, die sich durch die Hanglage ergibt, wird spürbar.
Die lichtdurchfluteten und gut proportionierten Räume, können nur durch das Öffnen der Türen um den Außenbereich vergrößert werden. Die ausfahrbaren Markisen bieten, neben dem Sonnenschutz im Innenraum auch Schatten für die außen liegenden Spielbereiche.
Bauten für Kinder sind immer besonders spannenden Bauaufgaben, wir haben versucht viele Dinge aus Kinderaugen zu sehen und Entscheidungen aus Sicht der Kinder zu treffen.
Die Idee das Gebäude in den Hang zu schieben und daraus Spielflächen im Außenbereich zu generieren, bestand schon zu Beginn der Entwurfsphase. Auch der Bauherr war von Anfang an überzeugt von der Gestaltungsidee. Es gab also keine größeren Veränderungen im Entwurf.
Da das Gebäude zu einem großen Teil in den Hang eingegraben ist, ergibt sich eine wirksame rückkühlende Wirkung, die einer Überhitzung des verglasten Gebäudes entgegenwirkt. Zum Schutz des großen Vogelbestandes der näheren Umgebung wurden die Fensterflächen von außen bedruckt. Die Motive aus der Welt der Meerestiere schaffen einen phantasieanregenden Kontrast im Umfeld der „Jägerhalde“.
Die wenigen sichtbaren Fassadenteile sind mit hellgrauen Eternit- Faserzementplatten verkleidet. Das Material sorgt dafür, dass das Gebäude im Hang sichtbar ist, sich aber eher zurücknimmt und aus der Ferne wie Weinbergmauern wahrgenommen wird.
2021
Jägerhalde 83
70327 Stuttgart-Wangen
Auftragsart
Neubau
Bauherrschaft
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat WFB, Amt für Liegenschaft und Wohnen, vertreten durch Technisches Referat, Hochbauamt 65-3
Architektur
Reichel Schlaier Architekten GmbH, Freie Architekten BDA, Stuttgart
Projektleitung: Christine Spetzler, Roman Rosert
Fachplanung
Tragwerksplanung: Pfefferkorn Ingenieure GbR, Stuttgart
Prüfstatik: Ingenieurbüro Rathgeb GmbH & Co KG, Esslingen
HLS, Elektro, Aufzug: Hetzel mbH & Co KG, Stuttgart
Landschaftsarchitekt: Mundsinger und Hans Freie Landschaftsarchitekten, Ostfildern
Bauleitung
Wolfram Sponer Architekten, Stuttgart
Ausführende Firmen
Verbau/ Erdbau: JMS GmbH & Co. KG, Weinstadt
Rohbau: Fa. Grötz Bauunternehmung GmbH, Nürtingen
Fenster/ Sonnenschutz: FT-Vilstal GmbH, Rieden/Vilshofen / W-M-Planung, Rheinau
Gerüstbau: Arnold GmbH, Korntal-Münchingen
Dachdichtung: Werner Scholz GmbH & Co. KG, Aalen
Schlosser: schmid + drüppel Metallbau, Böblingen
Vorgehängte Hinterlüftete Fassade Eternitfassade: HSP Fassaden, Kolkwitz
Putz und Trockenbau: Ullrich & Schön, Fellbach-Schmiden
Sanitär: Fa. Kotz Haustechnik, 70188 Stuttgart
Aufzug: Schmitt + Sohn Aufzüge GmbH, Tübingen
Blitzschutz: Netze BW GmbH, Stuttgart
Hersteller
Bodenbelag: Uni Walton, Forbo
Boden/Wände Bäder und Küche: Serie Granifloor / Princess Ceramic – Supra Plus, Villeroy & Boch
Decke: Heradesign superfine, Heradesign
Grundierung / Farbe Wand: Wandprimer ELF 3729 / Kalisil 1909
RAL 9003 signalweiß, Brillux
Bruttogeschossfläche
1.150 m²
Gebäudevolumen
3.800 m³
Gesamtkosten
3.200.000 €
Fotos
Brigida González