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Robi Wache: »Unser Ansatz ist, mit dem Bestand zu arbeiten, fernab vom Trend, der als starrer Gestaltungskanon Optionen ausschließt«
Für Robi Wache vom Stuttgarter Büro »Robi Wache Architekten« ist das Büro kein reiner Arbeitsort mehr, sondern vor allem auch eine Plattform für sozialen Austausch und das Aufbauen zwischenmenschlicher Beziehungen. Wichtig sei deshalb eine flexible Gestaltung sowohl des Gebäudes als auch der Innenräume, damit die Nutzenden sie sich aktiv aneignen können. Ein Interview über suffizientes Bauen.
Herr Wache, beim Thema Büro erleben wir derzeit einen recht tiefgreifenden Wandel, weg vom traditionellen, stationären Office mit eigenem Schreibtisch, hin zum flexiblen Arbeiten in unterschiedlichen, ausdrucksstarken Raumatmosphären, die je nach Anforderung und Stimmung individuell gewählt werden können. Welchen Beitrag kann und sollte Ihrer Meinung nach die Geschichte eines Ortes oder eines Gebäudes spielen?Robi Wache: Wir schätzen das Potential, das in Bestandsimmobilien verborgen liegt, nutzen graue Energie und machen dadurch gebaute Vorgeschichte weiterhin erlebbar. Es geht uns um eine Erzählung, die uns mit dem gebauten Raum wie auch mit dem dort vorgefundenen Esprit verbindet. Denn vorgefundener Bestand zeugt von den Funktionen und den ehemaligen Nutzern des Gebäudes. Dies gibt uns ein Gefühl dafür, wo wir herkommen, wo wir stehen und worauf wir aufbauen können. Mit Respekt schreiben wir die Geschichte fort und schaffen eine identitätsstiftende Atmosphäre. Je klarer dabei das Bekenntnis zum Bestand, je geringer die Intervention, umso stärker können die Raumqualitäten herausgearbeitet werden.
Suffizienz ist die Chance, sich von tradierten Konventionen, Privilegien und starren Strukturen zu befreien. Wir können uns nun auf tatsächliche Werte konzentrieren, die den Menschen mit seinen Erwartungen, Bedürfnissen und Gefühlen in den Mittelpunkt stellt. Es ist die Reflexion unserer Umwelt mit Fokus auf einem glücklichen und sinnstiftenden Leben innerhalb planetarer Grenzen. Die Vorteile für den Bauherrn liegen auf der Hand: Errichtungskosten sind geringer, durch Priorisierung können die Investitionen für die Reduzierung der Betriebskosten eingesetzt werden. Dies bedarf einer mündigen und kritischen Auseinandersetzung mit Menschen, Gesellschaft und Umwelt.
Dadurch, dass Präsenz in Büroräumen nicht mehr zwingend notwendig ist, verlieren diese ihre Funktion als einzig möglichen Arbeitsort. Sie werden zur Plattform für sozialen Austausch und zwischenmenschliche Beziehungen und sorgen dafür, dass sich Teams finden und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden kann. Von Vorteil ist sicher eine große Flexibilität der Gebäude, auch unter Berücksichtigung von Folgenutzungen sowie generell die Nutzung vorhandener Ressourcen. Wichtig ist, die Konzeption auf eine breite Basis zu stellen und alle Stakeholder partizipativ und wertschätzend einzubinden, durch die Auseinandersetzung zu lernen und daraus Lösungen zu entwickeln.
Wir benötigen unterschiedliche Räume für unterschiedliche Tätigkeiten, jedoch keine determinierten Räume, mit vorgegebener Choreografie. Die Nutzer können sich diese aktiv aneignen. Räume mit einer Vorgeschichte erleichtern uns das. Dabei ist es nicht wichtig, maximalen Komfort bereit zu stellen. Durch Suffizienz und Brüche in der Konzeption wollen wir den Nutzer auffordern, in Kommunikation zu gehen und Wertschätzung für die zur Verfügung gestellte Ressource zu entwickeln.
Unser Ansatz ist, mit dem Bestand zu arbeiten, fernab vom Trend, der als starrer Gestaltungskanon Optionen ausschließt. Wesentlich ist die Ästhetisierung der Konstruktion, nachhaltige Materialien, Demontierbarkeit sowie diffusionsoffene Oberflächen für gesundes Raumklima. Gerne zeigen wir was verbaut ist, auch die Haustechnischen Installationen, und erleichtern dadurch die Revisionierbarkeit.
Wir haben uns vom Bestand, wie vorgefunden, inspirieren lassen. Die Räume wurden größtenteils belassen wie sie sind. Neue Installationen wurden aufputz verlegt, die Intervention bleibt dadurch ablesbar. Die hohe Wertschätzung des Vorgefundenen erhält diese einzigartige Atmosphäre. Unsere Bedürfnisse, gemeinschaftliches und kollaboratives Arbeiten sowie gegenseitige Rücksichtnahme müssen innerhalb dieses räumlichen Rahmens ständig neu verhandelt werden. Dadurch bleiben wir stets im Austausch über unsere Arbeit, das schafft Verbundenheit, nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Ort, an dem wir Arbeiten.
New Work, Sustainability und Home-Office im Fokus
Unter dem Motto »Celebrating Business Together« finden vom 26. bis 30. Januar 2024 zum zweiten Mal die Ambiente, die Christmasworld und die Creativeworld zeitgleich auf einem der modernsten Messegelände der Welt statt. Besonders die neue Ausgestaltung des Produktbereiches Working unter dem Dach der Weltleitmesse Ambiente schafft zukunftsorientierte Impulse. Denn bei Ambiente Working dreht sich wieder alles um die Themen Bürobedarf und Büroausstattung – im Hinblick sowohl auf das klassische Office, aber auch mobiles Arbeiten, Home-Office, Co-Working-Spaces und Future of Work.
www.ambiente.messefrankfurt.com/working
Future of Work Academy an der Ambiente in Frankfurt
Die Future of Work Academy richtet sich an Architekten, Facility Manager und Planer wie auch an Händler für Bürobedarf und -einrichtungen. Nach seiner erfolgreichen Premiere 2017 beleuchten dieses Jahr insgesamt acht Vorträge die derzeitigen Veränderungen der Arbeitswelt, digitale Lösungen zur Zusammenarbeit sowie nachhaltige Konzepte für einen modernen Arbeitsplatz. An der Ambiente 2024 bietet die Future of Work Academy an allen Messetagen Vorträge und Programm. Vorträge, die jeweils andere Sichtweisen auf das Thema Arbeit mit Fokus auf Architektur und Büroplanung Raum geben, finden am 27. und 28. Januar von 11:30 bis 17:00 Uhr statt.
Vorträge am 27. und 28. Januar 2024
Katrin Jacobs (HENN), Carla Wilkins (Lichtvision), Steve Jende (Elbstrand & Mannschaft), Martin Jasper (Martin Jasper Architects), Tim Hupe (HUPE FLATAU PARTNER), Claudia Meixner, (Meixner Schlüter Wendt), Sabrina Tafelmeier und Réka Visnyei (INpuls INTERIOR DESIGN ARCHITECTURE), Jessica Borchardt (BAID) – alle 8 Vorträge werden in Deutsch gehalten und simultan ins Englische übersetzt.
Ambiente Working – Future of Work Academy – Information + Anmeldung