Prof. Michael F. Rohde: »Natur ist Inspiration und kann Hilfestellung für eine gelungene Lichtplanung sein«

Thomas Geuder
6. Februar 2024
Prof. Michael F. Rohde, L-Plan Lighting Design (Foto © L-Plan)
Herr Rohde, Ihr Büro L-Plan haben Sie im Jahr 1999 gegründet, in einer Zeit also, als die Lichtplanung meist noch Teil der Elektroplanung war und es explizite Lichtplanungsbüros nur wenige gab. Was war Ihr Antrieb, dennoch ein Planungsbüro für Licht zu gründen? Wie haben Sie den damaligen Wandel in Ihrer Branche bereits wahrgenommen?

Wie schön, dass Sie mich an die Gründung von L-Plan Lichtplanung und diese Zeit erinnern! Damals waren die großen Vorreiter Lichtdesigner wie Hans T. von Malotki und Prof. Heinrich Kramer. Die hatten den fruchtbaren Boden ja schon kräftig bearbeitet und exzellente Vorarbeit geleistet. Die Geschwindigkeit, mit der L-Plan seinerzeit internationale Projekte akquirieren konnte, war überwältigend. Gleichzeitig gab es die Herausforderung, Mitarbeiter zu finden – eine Ausbildung wie in Wismar gab es noch nicht.

Shanghai International Financial Center (Foto: Qingyan Zhu)
Die Lichtbranche hat sich in den letzten gut 20 Jahren ja enorm verändert. Besonders neue Leuchtmittel wie die LED und die Möglichkeit der Vernetzung durch eine smarte Gebäudeautomation haben einen großen Wandel gebracht. Was waren für Sie In Ihrer Arbeit als Lichtplaner die wichtigsten Eckpfeiler in dieser Zeit?

Das Wichtigste für uns war zunächst die Qualitätssicherung unserer Projekte! Anfangs hatte die Lichtindustrie doch zum Teil nur lausige Produkte im Angebot. Das »Light Symposium Wismar« mit dem Schwerpunkt Licht und Gesundheit hat maßgeblich mit dazu beigetragen, dass wir mittlerweile über Produkte verfügen, bei denen stimmt Farbwiedergabe, der Blauanteil im Spektrum ist erträglich und LEDs können flimmerfrei sein. Alles Errungenschaften, die es anfangs noch nicht gab!

Shanghai International Financial Center (Foto: Qingyan Zhu)
Die Berufspraxis als Lichtplaner ist das eine, das andere ist Ihre Lehrtätigkeit als Professor für »Architectural Lighting Design«, so der Titel des englischsprachigen Master-Studiengangs an der Fakultät Gestaltung in Wismar, die Sie seit 2006 innehaben. Welchen Einfluss hat die Transformation der Lichtbranche auf Ihre Arbeit an der Hochschule?

Für meine Arbeit war die Dualität in Lehre und Forschung sowie die Praxis der Lichtplanung im wahrsten Sinn des Wortes erhellend. Beides hat sich gegenseitig befruchtet und half uns in Wismar Studierende auszubilden, die heute weltweit sehr gefragt und erfolgreich sind. Viele konnten sich selbstständig machen, haben international Awards gewonnen und sind in führenden Positionen in der Lichtindustrie oder in Planungsbüros tätig. Unsere Absolventen sind weltweit gefragt, was uns außerordentlich erfreut. Mein vielleicht wichtigster Beitrag war die Qualitätsverbesserung des Kunstlichts, die wir durch das 2008 initiierte »Light Symposium Wismar« erreicht haben.

Kirche St. Ansgar in Berlin (Foto: L-Plan)
Kirche St. Ansgar in Berlin (Foto: L-Plan)
Eine hochwertige Lichtplanung am konkreten Gebäude basiert auf vielen verschiedenen Faktoren und kann zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen. Welche Herangehensweise liegt Ihnen in Ihrer Gestaltungsphilosophie besonders am Herzen?

Natur ist Inspiration und kann Hilfestellung für eine gelungene Lichtplanung sein. Die Evolution von Mensch und Wahrnehmung erfolgten unter Tageslicht. Wenn wir uns daran orientieren, ist das eine solide Grundlage. Die Prinzipien der Gestaltungslehre und die künstlerische Reflexion über Licht gehören natürlich genauso dazu. Zum guten Gelingen hochwertiger Architekturbeleuchtung tragen außerdem Kenntnisse über das elementare Zusammenspiel von Licht und Gesundheit bei.

Ihre Projekte führen Sie immer wieder auch aufs internationale Projektparkett, wo man auf das Thema Licht mitunter einen recht anderen Blick hat. Welche Erfahrungen haben Sie hier bisher machen können, besonders im Vergleich zur Lichtgestaltung in unserem mitteleuropäischen Raum?

Mein Eindruck ist, dass es einige Länder im Mittleren Osten und in Asien gibt, wo die Entscheidung für Architekturbeleuchtung immer häufiger auch für »normale« Projekte zum Einsatz kommt. Es wundert einen immer wieder, wie wenige Schulen, Kitas, oder einfache Verwaltungsbauten geplant werden, ohne das Fachwissen der Lichtplanung einzubeziehen. Ich bin davon überzeugt, jedes Gebäude mit einer professionellen Lichtplanung wird immer besser. Das Argument »Dann wird‘s teuer« halte ich nachweislich für Unsinn!

Google & YouTube Büros & Studios Berlin (Foto: Timothy Soar)
Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft wagen: Wohin wird die Lichtplanung bzw. das Lichtdesign in Zukunft gehen und was sind die Ihrer Meinung nach die nächsten großen Schritte und Herausforderungen in Ihrer Branche?

Wir müssen weiter beharrlich dafür kämpfen, dass es auf EU-Ebene ein »Kammerwesen für Lichtplanung« geben wird, genauso wie für Architektur und Innenarchitektur. Gleichrangig wichtig wird es zukünftig sein, die Architekturbeleuchtung zur absoluten Normalität bei jedwedem Projekt in der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsplanung und im Städtebau werden zu lassen.

Google & YouTube Büros & Studios Berlin (Foto: Timothy Soar)
Michael F. Rohde ist nach seinem Studium der Architektur an der Universität Karlsruhe und dem Erwerb des Master of Science an der Bartlett School of Architecture am UCL in London heute mit dem Schwerpunkt Forschung und Lehre und der praktischen Lichtplanung tätig. Er ist Inhaber von L-Plan, Lichtplanung und erfahrener Experte in allen Bereichen der Tages- und Architekturbeleuchtung. Weitere Aktivitäten wie Realisierung internationaler Lichtkunstprojekte, oder die erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettbewerben runden sein Tätigkeitsfeld ab. L-Plan Lichtplanung erhielt zahlreiche nationale, wie internationale Preise für Lichtplanung beziehungsweise Produktdesign. Seit 2006 ist er Professor für Architectural Lighting Design und Architektur an der Hochschule Wismar.

Innovationstreffpunkt: Light + Building 2024 
Moderne Gebäudetechnik steht für effiziente Energienutzung, individuelle Komfortsteigerung und ganzheitliche Sicherheit. Ein elementarer Teil der gebauten Welt ist Licht. Deshalb spannt die Light + Building vom 3. bis 8. März 2024 in Frankfurt am Main den Bogen von intelligenter Lichttechnik bis hin zu zukunftsweisender Haus- und Gebäudetechnologie.
 
Über 2.000 Aussteller sind angemeldet, um ihre Innovationen auf dem gesamten Frankfurter Messegelände einem breiten Fachpublikum live zu präsentieren. Mit dem umfassenden Angebot zu Licht, Elektrotechnik, Haus- und Gebäudeautomation sowie vernetzter Sicherheitstechnik ist die Weltleitmesse ein Muss für Architekten, Innenarchitekten, Designer, Planer und Ingenieure ebenso wie für Handwerk, Handel und Industrie. Unter dem Motto »Be Electrified« stellt die internationale Leitmesse die Elektrifizierung in den Fokus – die Grundlage für mehr Nachhaltigkeit und einen zukunftsfähigen Gebäudesektor.
 
Für Inspiration und Information sorgt das umfassende Eventprogramm. Auf der Design Plaza in Halle 3.1 dreht sich alles um Licht, Architektur und Gestaltung. Zum Programm gehören unter anderem Trend-Vorträge des Stilbüros bora.herke.palmisano, die Vergabe der Designplus Awards by Light + Building sowie Talks von Women in Lighting. In thematischer Nähe zur Haus- und Gebäudeautomation sowie zur Elektrotechnik bietet die Building Plaza in Halle 9.0 sowie das Technologieforum des ZVEI in Halle 12.1 Vorträge zu branchenrelevanten Themen.

Alle Informationen zu den Highlights im Rahmenprogramm der Light + Building unter:
www.light-building.com/events
 
Light + Building – Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik, 3. bis 8. März 2024:
www.light-building.messefrankfurt.com
 
Talks+Tours und Guided Tours mit 8 internationalen Expertinnen und Experten
World-Architects organisiert Talks+Tours mit Sophia Klees, Prof. Andreas Schulz (LICHT KUNST LICHT), und Guided Tours mit Prof. Clemens Tropp (TROPP LIGHTING DESIGN), Michael Burghaus (architekturbüro .pg1), Jan Nielsen (CONCEPTLICHT), Reinhard Germer (L-PLAN Lighting Design), Sabine De Schutter (Studio De Schutter) und Ulrike Brandi (Ulrike Brandi Licht). Die Guided Tours werden in deutscher oder englischer Sprache durchgeführt und dauern ca. 90 Minuten. Jede von ihnen zeigt Ihnen vom 3. bis 6. März individuelle Highlights auf der Light + Building in Frankfurt.
 
Light + Building Talks+Tours und Guided Tours – Information + Anmeldung

World-Architects ist Content-Partner der Messe Frankfurt

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