lebendig, licht und maßstäblich

Peter Petz
20. Februar 2013
Blick auf das Wettbewerbs-Areal, mittig der Henninger-Turm
Im Henninger-Areal als eine der letzten großen Wohnbauflächen im Frankfurter Süden. Hier sollen Wohnungen für bis zu 2000 Einwohner und entsprechende Infrastruktur enstehen. Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?

Der 'Schubert'sche Park' ist in die Denkmaltopografie der Stadt Frankfurt eingetragen. Mit seinem wertvollen, alten Baumbestand von einer Höhe bis zu 25 – 30 Metern, bildet er die Grundlage für den Entwurfsgedanken. Die stadträumliche Anordnung aller Wohnbauten folgt dem Gedanken, dass aus der Mehrzahl der Wohnungen ein Blick zum Park gegeben ist. Die Freiräume zwischen den Wohnbauten folgen in ihrer Getaltung der Idee, einen durchgehenden parkartigen Freiraumcharakter zu erhalten. Dieses neue Landschaftsbild eines durchgehenden großzügigen Parks soll bis zur Ausformung im Detail und in der Materialwahl im gesamten neuen Parkviertel spürbar sein. Dieser parkartige Charakter trägt wesentlich zur Adressbildung des Quartiers bei.
Zum Hainer Weg bildet die Bebauung ein durchgehendes Rückgrat, das gleichzeitig als geschlossene Lärmwand wirkt. Zwischen dieser räumlich, festen Fassung des Randes öffnet sich die Bebauung mit  freistehenden Einzelhäusern - Stadtvillen zum Wendelsweg und zum vorhandenen Park. Durch die offenen Zwischenräume ergeben sich immer wieder neue Blickbeziehungen  in den Verknüpfungen mit dem vorhandenen Maßstab des Kontextes.
Den städtebaulichen Mittelpunkt bildet ein Stadtplatz, der am Fuß des 'Henninger Turms' liegt. Er verbindet dieses singuläre Merkzeichen mit dem Parkviertel. In unmittelbarer Nachbarschaft des Stadtplatzes wird eine geschlossene Bebauung vorgeschlagen, die durch drei Hochpunkte rhythmisch gegliedert wird. Die Wohnungen in diesem Bereich zeigen einen intensiven Freiraumbezug. Sie blicken in grüne Höfe.

Blick auf einen Wohnturm
Welche Freiraumqualitäten schlagen Sie vor?

Die Freiräume in den neu geschaffenen Quartieren suchen den Dialog, suchen die Einbindung in den Bestand und formulieren respektvoll ihre Nachbarschaft zum Schubert´schen Park. Der zentrale, langgestreckte Grünraum bildet die innere fußläufige Verbindung zwischen Wendelsweg und der Querspange im Quartier. Hier befinden sich hochwertige Aufenthaltsbereiche, die für alle Generationen gleichermaßen attraktiv gestaltet sind. Dieser Grünraum formuliert aus seiner Mitte heraus die zentrale Adresse des Quartiers und unterscheidet dieses in zwei Teilquartiere, die ihrerseits jeweils einen zentralen Hof mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Altersgruppen bilden. Die parkartige Freiflächengestaltung wird in beiden Quartieren thematisiert. Die Zonierung der Privatheit der Freiräume wird so von den halböffentlichen Quartiersplätzen über die Wiesenflächen bis hin zu den privaten Freiflächen an den Gebäuden wie selbstverständlich erfahrbar.

Lageplan
Mit welchem Energiekonzept treten Sie an?

Die Ausrichtung der Baukörper nach Südosten und Südwesten bilden die Grundlage für das Energiekonzept. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf eine hohe Nutzbarkeit der Solarstrahlung gelegt: Verschattungen der Baukörper wurden vermieden, die Baukörper entsprechend orientiert und die Fensterflächen überwiegend nach Süden ausgerichtet. Die Planung sieht vor, dass der in Frankfurt am Main gewünschte Passivhausstandard bei Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung möglich ist. Dies gilt besonders für die Wohnbereiche, die hohe Lärmschutzanforderungen haben. Für diese Wohneinheiten sind verglaste Loggien und zusätzliche Lüftungsmöglichkeiten vorgesehen, das heißt eine kontrollierte Wohnraumbelüftung durch die Bewohner wird vorgeschlagen. Es wird eine ökologisch-nachhaltige Bauweise durch zum Beispiel weitgehenden Verzicht auf WDV-Systeme, die Verwendung hochgedämmten Mauerwerks, mineralischer Dämmstoffe und nachwachsender Materialien vorgeschlagen. Auf den Dächern der Penthäuser sind solare Brauchwassererwärmungsanlagen und Photovoltaikflächen möglich, die übrigen Dachflächen werden begrünt.

Schnitte, Energiekonzept
Ansicht Hainer Weg
Welche Materialien für Gebäude und Freiräume schlagen Sie vor?

Wir stellen uns das Viertel als lebendigen, lichten und maßstäblichen Raum (Spazio) vor mit intimen und großzügigen Grünräumen, die den Bewohnern Nachbarschaft und Teilhabe (Partizipation) ermöglichen. Dies verlangt aber einzelne Festlegungen um sowohl einen Charakter im Gesamten und im Individuellen zu ermöglichen. Der Hauscharakter und die Wohnungstypologie arbeiten an vielen Stellen mit Grundrissen, die ein Durchwohnen ermöglichen, um das Sonnenlicht zu unterschiedlichen Tageszeiten einzufangen. Diese Grundrissbildung des Durchwohnens erlaubt den Bewohnern einen Blick, sowohl durch die verglasten Wintergärten auf die Straße – Hainer Weg – als auch zum Park im Inneren. Durch die vorhandenen  Blickbeziehungen können die Bewohner bis zum Schubert'schen Park schauen.

Die Grundrissbildung ist variabel, um unterschiedliche Wohnungsgrößen zu ermöglichen. Alle Wohnungen haben, wo erforderlich, verglaste Loggien, die individuell zu öffnen sind. Rankgerüste an den Häusern unterstützen die Durchgrünung des Parkviertel. Die Flachdächer werden extensiv begrünt. Die Baukörper sollen sich von ihrem Fußabdruck nach oben abgestuft verjüngen so können Terrassen und Loggien sich ausbilden und es entstehen Gartenzimmer, die auch Wohnungen in höheren Lagen Freiraum und das Wohnen im Garten ermöglichen und bepflanzt werden können. Die Baukörper sollen weiß oder in leicht grau gebrochenen Weißtönen als verputzte Volumen entstehen. In den Sockelzonen und  teilweise Wandflächen sollen zur plastischen Differenzierung grauer Naturstein (zum Beispiel Muschelkalk und ähnliches) genutzt werden. Teilweise können zur weiteren Tiefendifferenzierung Farben die Plastizität der Volumen verstärken.

Details Fassade 'Wohnen im Park' und verkehrsberuhigte Planstraße
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Das Baugelände gliedert sich in mehrere Baufelder, welche nacheinander in Abschnitten realisiert werden. Wahrscheinlich ist von 6 Jahren auszugehen.

Modell (Foto: Frank Hellwig, Kassel)
Henninger-Areal in Frankfurt am Main
Einladungswettbewerb

Jury
Prof. Zvonko Turkali, Vors.
Stefan Behnisch
Dietmar Friedewald
Daniel Hopp
Martin Hunscher
Dieter von Lüpke

1. Preis
Arch.: Jourdan & Müller PAS
Benjamin Jourdan, Felix Jourdan, Jochem Jourdan, Bernhard Müller, Nicolai Steinhauser
Frankfurt am Main
L.Arch.: Bierbaum. Aichele
Mainz
Energie: Ingenieurbüro Hausladen
Kirchheim

3. Preis
Arch.: Baufrösche
Kassel

3. Preis
Arch.: Bilger Fellmeth
Frankfurt am Main

3. Preis
Arch.: Meixner · Schlüter · Wendt Architekten
Frankfurt am Main

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