Klarer Stadtbaustein

Peter Petz
19. Oktober 2010
Lageplan
Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?

Der Auslober erwartete eine Lösung welche die städtebaulich heterogene Situation beruhigt. Der Übergang vom Bahndamm zum Planungsgebiet, mit den vorhandenen Blickbeziehungen musste gelöst werden. Die Sportanlagen sollten neu strukturiert werden und der Eingang zur Stadt entlang der Wolfartsweierer Straße sollte eine baukörperliche Fassung erhalten. Vorgeschlagen haben wir einen klaren Stadtbaustein aus Nord-Süd verlaufenden Riegeln auf begrünten Sockelgeschossen, parallel zur Wolfartsweierer Straße. Entlang der Bahntrasse und stadteinwärts wurden Hochpunkte entsprechend der umgebenden Quartiere gesetzt, um Stadteingang und Straßenkanten zu definieren.

Ansicht Ost, EG, UG 
Wie verteilen Sie die Nutzungen im Gebäude?

Zwei hintereinander geschaltete große Hallen beherbergen im Erdgeschoss alle wichtigen Funktionen der Hauptfeuerwache. Der eingeschossige Hof wird komplett überbaut, erreicht wird dadurch eine optimale Bespielung bei jeder Witterung, verzichten kann man somit auf eingezäunte Vorfahrten. Der Riegel entlang der Wolfartsweierer Straße wird gegliedert durch einen dreigeschossigen Wintergarten, welcher im Erdgeschoss die Werkstätten und im 1. und 2. Obergeschoss die Ruhe- und Aufenthaltsräume belichtet und belüftet. In den darüberliegenden Geschossen befinden sich die Sportbereiche. Im ersten und zweiten, nördlich gelegenen Obergeschoss, befindet sich die Verwaltung der Branddirektion. Die Leitstelle ist in einem separaten Baukörper in Verlängerung des Gebäuderiegels vorgesehen.

Längsschnitt, 1. OG - 3.OG 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Besonders wichtig war für unser Team die Fragestellung: „Wie kann man einen Stadtbaustein dieser Größenordnung an einem so wichtigen Stadteingang platzieren, ohne dabei in gebautem Zustand den Eindruck entstehen zu lassen, dass sein Erscheinungsbild ausschließlich durch seine Nutzung geprägt wird. Wir entwickelten eine Hauptfeuerwache und Leitstelle, die nicht geprägt ist von Fassaden mit dutzenden Toranlagen, mit Vorfahrten und Sicherheitszonen zwischen Gehweg und Gebäude. Die neue Hauptfeuerwache und Leitstelle steht als markantes Gebäudeensemble direkt entlang der Wolfartsweierer Straße, die funktionstypischen Belange spielen sich im Gebäudeinnern ab.

Ansichten Süd und Nord 
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Energiekonzept zeichnen Ihren Vorschlag aus?

Das Gebäude ist als Stahlbetonskelettbau konzipiert. Die Fassaden sind in Elementbauweise aus einer filigranen Metall-Glas-Konstruktion vorgesehen. Die perforierte, mit Mineralwolle hinterlegte Metallhaut, fungiert als schallschluckende Wand und mindert somit die Umgebungsgeräusche des Straßenverkehrs. Mit dem vorgeschlagenen Klima- und Energiekonzept kann eine Reduzierung des Energiebedarfes von 40 - 50 % gegenüber dem Standard nach EnEV 2009 erreicht und die Anforderungen des EEWärmeG erfüllt werden. Das Niedertemperatur-Flächenheizsystem, die natürliche Lüftung mit der individuellen Kontrolle durch die Nutzer, Quelluftauslässe im Fall von kanalgeführter Zuluft und eine gute Tageslichtqualität in den Aufenthaltsräumen sorgen für einen hohen Standard des Nutzerkomforts.

Detail, Energiekonzept 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Die Stadt Karlsruhe wird einen der Preisträger, unter Berücksichtigung der Empfehlung des Preisgerichts, mit der Planung der Hauptfeuerwache und Leitstelle beauftragen. Dies erfolgt im anschließenden Verhandlungsverfahren an den Wettbewerb. Erst mit Beendigung des Verfahrens kann mit der Planung begonnen und ein Zeitplan für die Errichtung und Fertigstellung erstellt werden.

Modell (Foto: Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft, Karlsruhe) 

Das eMail-Interview führte Peter Petz 


Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 10/2010

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