Das Tor zur Stadt

Peter Petz
5. Oktober 2010
 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?

In der Freiburger Innenstadt sollte für den Eckbereich am Schnittpunkt von Bismarckalle und Friedrichstraße ein städtebauliches Konzept entwickelt werden, das der übergeordneten Bedeutung des Ortes gerecht wird und durch seine räumliche und architektonische Qualität zu einer Aufwertung des gesamten Standortes beiträgt. Die Herausforderung lag demnach darin eine Form zu finden, die den vorgefundenen städtischen Kontext weiterentwickelt, aber zugleich Ausdruck der besonderen Torsituation ist.

 
Wie kamen Sie zur Volumetrie des Gesamtprojekts?

Aus der Analyse des Ortes leiten sich zwei zentrale Ansätze ab, die die Gestalt der Bauvolumina bestimmen:

1. Der Schnittpunkt von Bismarckallee und Friedrichstraße markiert den nordwestlichen Eckpunkt des innerstädtischen Bereichs. Mit einem Hochhaus, das die Ecke besetzt, besteht die Chance, eine signifikante Torsituation zu schaffen, mit der auch das westlich anschließende Bahnhofsareal an den Innenstadtbereich angebunden wird. Um dem überdimensioniert wirkenden Verkehrsraum eine städtische Dichte zu verleihen, musste der Turm möglichst nahe an die Ecke gerückt werden. Die stadtplanerischen Vorgaben, aus denen sich ein geometrisch unbefriedigender Grundstückszuschnitt ergab, stehen im Widerspruch dazu und führten zu der Entscheidung, das Eckgebäude an seiner kurzen Seite hinter die Straßenflucht springen zu lassen. Hieraus entwickelte sich das kompositorische Thema des Turms, nämlich das einer Figur, die sich aus zwei unterschiedlich hohen Volumina zusammensetzt.
2. Die Baukörper des neuen Europa-Viertels wurden als Bestandteile des nahezu geschlossenen Blockes verstanden und ergänzen diesen. Dabei wurden die Höhen und Baufluchten der jeweils benachbarten Häuser übernommen. Aus dem gewünschten Teilerhalt des Dresdner Bank Gebäudes ergab sich eine Gebäudeausrichtung, die zwar mit der Straßenflucht der Rosastraße, aber nicht jener der Bismarckallee korrespondierte. In dem Turm wurden diese beiden Richtungen zusammengeführt und bilden den Ausgangspunkt für dessen Grundrissfigur.

 
Wie binden Sie die Erdgeschosszone in den städtebaulichen Kontext ein?

Ein städtisches Haus muss in einen Dialog mit dem öffentlichen Raum treten. Der Erdgeschosszone kommt gerade bei diesem Projekt eine besondere Bedeutung zu. Im Augenblick dominiert der fließende Verkehr den gesamten Straßenraum. Um einen Ort zu schaffen, der für den Fußgänger attraktiv ist und zum Verweilen oder Eintreten einlädt, sind die Fassaden in der Sockelzone mit großen Fensteröffnungen versehen. Darüber hinaus tritt die Fassade im Kreuzungsbereich weit hinter die Gebäudeflucht zurück, wodurch eine Aufweitung des öffentlichen Raums und ein großzügiger zweigeschossiger Eingangsbereich für das Eckgebäude geschaffen wird. Über großflächige Glaselemente werden die öffentlichen Bereiche des Hotels nach außen weithin sichtbar. Andersherum wird der der Blick von innen in den Straßenraum zelebriert.

 
Welche Nutzungsverteilung schlagen Sie vor?

Der Forderung des Auslobers, einzelne Bauabschnitte sowohl als Realeigentum als auch sukzessive realisieren zu wollen, sind wir nachgekommen, indem die Bauabschnitte unabhängig voneinander funktionieren. Unser Entwurf stellt den Idealfall dar, dass alle 5 Bauabschnitte realisiert werden. In diesem Fall erweitern sich die Möglichkeiten, die Funktionen innerhalb der Gebäude zu organisieren.
Sämtliche Hotelfunktionen wurden auf dem Eckgrundstück untergebracht. Die Konzeption sieht ein flexibles Gebäude vor, dementsprechend lassen die Grundrisse der Normalgeschosse sowohl eine Hotel-, eine Wohn- als auch eine Büronutzung zu. Darüber hinaus sind im Sockelbereich Ladenflächen, Konferenzräume und Gastronomie vorgesehen.

Für die Bebauung entlang der Friedrichstraße ist entweder eine Erweiterung des Hotels – oder die Unterbringung anderer gewerblicher Nutzungen vorgesehen. Im Blockinnern soll ein Wohnhaus entstehen. Die Bauabschnitte an der Bismarckallee und der Rosastraße sollen neben Einzelhandelsflächen im Sockelbereich Büroflächen beherbergen.

 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Unser Ansatz war, das Europa-Viertel als ein Ensemble zu begreifen. Demzufolge treten die einzelnen Bauteile einerseits als eigenständige Häuser, andererseits als Teil eines Ganzen in Erscheinung. Für die Gebäudehülle galt es ein gestalterisches Thema zu finden, das je nach spezifischer Nutzungsanforderung variiert und auf die jeweilige räumliche Situation Bezug nimmt. Allen Fassaden liegt das gleiche plastische Prinzip, nämlich das der Auflösung der Fläche in Gesims und Lisene, das zu einem lebendigen Spiel von Licht und Schatten führt, zugrunde.

 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Nein

Modell von Norden (Wettbewerbsbetreuung Volker Rosenstiel, Freiburg) 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 10/2010

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