Zur Zukunft eines Panoptikums

Manuel Pestalozzi
5. September 2023
Die strahlenförmig von einem Zentrum abgehenden Trakte charakterisieren die JVA in Münster. (Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / »Münster, Justizvollzugsanstalt -- 2014 -- 8284« / CC BY-SA 4.0)

Kann man auf ein Gefängnis stolz sein? Die JVA Münster gilt als zweitältestes Gefängnis Deutschland und als historisch wertvoll. Sie ist denkmalgeschützt und basiert auf einem Entwurf des preußischen Architekten Carl Ferdinand Busse, einem Schüler Karl Friedrich Schinkels. Als Vorbild wird das Gefängnis Pentonville bei London genannt. Die Anlage wurde 1853 unter der Bezeichnung »Isolier-Strafanstalt zu Münster« in Betrieb genommen. In Betrieb ist sie auch heute noch, allerdings werden nur noch die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs errichteten Gebäude genutzt. Ursprünglich mit 456 Einzel- sowie 80 Schlafzellen ausgestattet, hat man die Zahl der nutzbaren Haftplätze heute auf insgesamt 218 reduziert.

Der sternförmige Bau an der Gartenstraße repräsentiert die Idee des Panoptikums nach wie vor in seiner originalen Form: von einem Zentralbau verlaufen Zellentrakte wie Strahlen in verschiedene Richtungen. Er soll ähnlich wie die Dreifaltigkeitskirche, die Bonifatiuskirche oder die Alte Feuerwache umgenutzt werden, wobei man die Fassade erhalten möchte. Die Bausubstanz wird allerdings teilweise als marode eingeschätzt. Mit dem 2026/2027 geplanten Umzug der JVA in einen Neubau des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW am Stadtrand von Münster stellt sich die Frage einer qualitätvollen Umnutzung und Quartiersentwicklung.

Die Innenaufnahme dokumentiert mit einem Blick durch die Zentrale in Richtung Flügel IV das panoptische System. (Foto: Hartwig Dülberg © LWL-DLBW)

Impulse liefern möchte während den Architekturwochen NRW 2023 die Ausstellung »JVA Münster – Denkmal mit Potential«. Sie dauert bis zum 30. September 2023 und befindet sich leider nicht im Panoptikum selbst, sondern in der Stadthausgalerie Münster. Auf das Publikum warten neben historischen Aspekten und Einblicken in einen Noch-Alltag mögliche Antworten auf Zukunftsfragen. Welche Formen von Wohnen, Arbeit, Bildung und Kultur werden auf dem JVA-Areal künftig möglich sein? Studentische Entwürfe zeichnen ein erstes Bild der JVA Münster – im Jahr 2030!

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