Unframed Baden-Baden

Katinka Corts
5. März 2014
UNFRAMED Baden-Baden, 2014 (Bild: Klaus Schultes)

«Unframed Baden-Baden» heißt die neue Ausstellung im Museum Frieder Burda in Baden Baden, die zu großen Teilen unter freiem Himmel zu sehen ist. Der Fotograf und Künstler JR thematisiert hier die deutsch-französische Geschichte, indem er historische Aufnahmen aus der Stadt neu in die Stadt bringt. In Baden-Baden ist es ein Stadt­spazier­gang, der zu den einzelnen Werken führt: zu sehen sind die Bilder im Großformat, sie erinnern an besonderen Orten in der Stadt an Menschen und Begebenheiten. JR: «Hier in Baden-Baden habe ich die Chance, die verschiedenen Aspekte meiner Arbeit in einem Museum darzustellen. Die Besucher sind eingeladen, meine Arbeit in der Stadt oder im Museum oder an beiden Orten zu entdecken. Ich liebe es, die Reaktionen der Menschen auf die Bilder und Collagen in den Straßen zu beobachten.» So zeigt das Bild im Flussbett der Oos französisches Militär, das der Bevölkerung 1948 bei Kampf gegen das Hochwasser half. Für JR ist die Ausstellung die Fortsetzung der Reihe «Unframed», die seit 2010 schon in vielen Städten das Band zwischen unserer Zeit und der Vergangenheit neu knüpfte.

Ein Bild der Ausstellung in Marseille, 2013 (Bild: JR)

Bekannt geworden ist JR unter anderem mit seinem Projekt «Women», für das er lachende Frauen in Nairobis größtem Slum Kibera fotografierte und mehr als 2000m2 der löchrigen Well­blech­dächer mit wasser­ab­weisenden Bildern überdeckte. Auf Kibera folgte Rio de Janeiro: «Mir wurde dort sofort klar, dass in Wahrheit die Frauen die Gemeinschaft zusammenhielten. Deshalb habe ich sie fotografiert,» erläutert JR im Interview. «Als ich zurück kam, habe ich mit den Männern verhandelt und sie gebeten, mir beim Kleben zu helfen. Sie haben dann in der Favela die Eimer mit dem Wasser geschleppt und den Leim gemischt. Und sie haben mit uns geklebt. Es war am Ende eine Hommage der Männer an die Frauen der Gemeinschaft.» Über die Jahre dokumentierte er die Gesichter von Frauen aus Afrika, Brasilien, Kambodscha und Indien, die trotz Krieg, Mord, sexueller Gewalt und Extremismus noch ein Lachen zeigen. Zu den Projekten gehören jeweils Straßenausstellungen und Aktionen vor Ort. Empfehlenswert ist auch der 2011 erschienene Film zum Projekt, hier der Trailer. 

Kibera Slum, Kenia 2009 (Bild: JR)
«Women Are Heroes», Rio de Janeiro, Brasilien 2009 (Bild: JR)

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