Teppichbilder

Katinka Corts
13. Juli 2016
«Das tägliche Leben» (Bild: Western-Sahara-Pavilion)

Im Grenzgebiet von Südwest-Algerien leben die Sahrawi seit 40 Jahren in Flüchtlingscamps – unterschiedlichen Schätzungen zufolge sind es zwischen 90’000 und 165’000 Personen. Wobei dieser Begriff, Camp, der Situation nicht gerecht wird: Die Sahrawi haben mit sehr begrenzten Mitteln ihre Gemeinschaft aufgebaut, die sich selbst verwaltet. Das Schul- und Gesundheitssystem gehört hier im Maghreb hinsichtlich Alphabetisierungsrate und Lebenserwartung zu den führenden. 

«Statt auf Missstand oder Armut zu fokussieren, wird an den Gebäuden der Einfallsreichtum deutlich, der sich mit dem Leben in einer solchen Situation einstellt», schreibt Manuel Herz, Kurator des Pavillons. «Architektur wird bewusst als Werkzeug genutzt, um einen eigenen Staat zu schaffen und Kontrolle über das eigene Leben zu bekommen.» Einen autarken Staat bilden die mittlerweile fünf Kleinstädte der Sahrawi aber nicht. Die Menschen, die hier im Grenzgebiet von Tindouf leben, bleiben abhängig von der Versorgung durch den UNHCR. 

Im kleinen, zeltartigen Pavillon wird die Geschichte der Sahrawi bis heute umrissen. Ein Besuch des Baus, der sich direkt neben der Giardini-Hauptausstellung befindet, lohnt sich, denn Pläne und Grundrisse studiert man hier auf Teppichen, die von Sahrawi-Frauen in den Camps geknüpft wurden. Zudem ist es, zur Abwechslung auf der Giardini, auch mal angenehm kühl und luftig.

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