Streit in Münchens Mitte

Manuel Pestalozzi
31. August 2023
Das Rondell mit dem Denkmal in der Mitte soll provisorisch begrünt werden. (Visualisierung: Kübler Landschaftsarchitektur)

Der Max-Joseph-Platz wird unter anderem eingefasst vom Königsbau der Residenz, heute Sitz der Bayerische Akademie der Schönen Künste, dem Residenztheater, dem Nationaltheater, heute Bayerische Staatsoper, und dem Palais Toerring-Jettenbach. Auf ihm steht das namensgebende Max-Joseph-Denkmal für König Maximilian I. Joseph von Bayern, auf einem Sockel von Leo von Klenze, der auch den Königsbau entworfen hatte und an der Platzgestaltung maßgeblich beteiligt war. Unter dem Platz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Tiefgarage mit über 500 Stellplätzen gegraben. Die Einfahrt in diesen Lagerraum bildet ein Landart-Schnörkel vor dem Königsbau, neben dem zentralen Rondell aus Isarkieseln mit dem Denkmal im Zentrum.

Die Stadt möchte den Platz verkehrsberuhigt und neu gestaltet in die Zukunft führen. Seine Aufenthaltsqualität soll sich steigern, und als Ort für kulturelle Veranstaltungen soll er besser erlebbar sein. Noch passieren Autos, Trambahnen, Busse, Radfahrende und Fußgänger*innen den Platz. Das soll sich ändern. Das Baureferat studiert aktuell drei Varianten, die zum gewünschten Ziel führen sollen. Insbesondere soll die Zufahrt zur Tiefgarage außerhalb des Platzes neu angelegt werden. Bis man sich für die sinnvollste Lösung entschieden hat, möchten der Mobilitätsausschuss, der Bauausschuss und der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats den Platz bereits im gegebenen Zustand grüner gestalten. Das rund 2000 m2 große Rondell soll nach Möglichkeit entsiegelt und begrünt werden, auch von einem Liegerasen ist die Rede. Damit ergebe sich für die Stadtgesellschaft eine Kompensation für die voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht nutzbare Grünfläche am Marienhof, schreibt die Stadt München in einer Mitteilung. Auch eine barrierefreie Querung sei geplant. Mit der Umsetzung möchte man 2025 beginnen.

Das Begrünungskonzept sieht auch schattenspendende Topfgewächse vor. (Visualisierung: Kübler Landschaftsarchitektur)

Wie jüngst im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine zu lesen war, stößt diese provisorische Begrünung allerdings nicht überall auf Gegenliebe. Die Stadtgestaltungskommission habe Bedenken gemeldet. Denn als historische Vorbilder für den Platzentwurf seien Klenze zwei italienische Ensembles vor Augen gestanden, der Kapitolsplatz in Rom und die florentinische Piazza della Santissima Annunziata. Von Begrünung fehle dort in beiden Fällen jegliche Spur. Die Ökoapostel sollten besser die Finger von kurzfristigen Stadtreparaturen lassen, schreibt FAZ-Korrespondent Hannes Hintermeier in seinem Essay. Der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, Mathias Pfeil, geht etwas weiter und appellierte in der in »Süddeutschen Zeitung« beim Gesamtumbau für mehr Bedenkzeit. Die allgemein kritisierte Abfahrt in die Tiefgarage erachtet er als »gar nicht schlecht gemacht«, weil man erst kurz vor der Abfahrt sehe, dass es in eine Tiefgarage gehe. Es wird im Essay auch die bedenkenswerte Frage gestellt, ob dieser Platz wirklich ein »Aufenthaltsplatz« werden soll, was vermutlich ursprünglich nicht so angedacht war, mit viel provisorischem Mobiliar, das wohl zu zwangsläufigen Stilbrüchen führen würde. Ob und wie der Max-Joseph-Platz umgestaltet wird, entscheidet der Stadtrat, hält die Stadt den aktuellen Stand derweil fest.

Die Panoramaaufnahme zeigt, wie diskret die bestehende Tiefarageneinfahrt (links, vor dem Königsbau) in Erscheinung tritt. (Foto: Guido Radig/Wikimedia Commons

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