Präziser Lernort

Carsten Sauerbrei
10. November 2017
Haupteingang der Schule mit Pausenhof und eingeschossigem Trakt. (Foto: Stefan Schwappach / Dohle + Lohse Architekten)

Welche Formensprache es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, sich in Schulen wohlzufühlen, darüber kann man trefflich streiten. Ist es eine intensiv farbige Gestaltung mit weichen Formen und warm wirkenden Oberflächen, die die Phantasie anregt? Oder ist es eine betont sachliche, farblich eher nüchterne mit zurückhaltend wirkenden Materialien, die nicht vom Lernen ablenkt? Für die zweite Variante entschieden sich auf jeden Fall die Architekten des Braunschweiger Büros Dohle + Lohse bei ihrem Neubau der Blaubeurener Gemeinschaftsschule, den die Jury 2014 im VOF-Verfahren als „sorgfältig komponiertes Schulensemble mit großer Ausstrahlung“ lobte.

Das äußere Erscheinungsbild des Schulneubaus wurde von gestapelten Holzpaletten inspiriert. (Foto: Bernd Lohse / Dohle + Lohse Architekten)

2014 hob die Wettbewerbsjury dabei insbesondere die städtebauliche Anlage des Neubaus hervor. Das neue, dreigeschossige Gebäude platzierten die Architekten zwischen bestehender Sporthalle und Gymnasium. Zusammen mit einem, den Anschluss an das Gymnasium herstellenden, eingeschossigen Gebäudeteil entstand damit ein dreiseitig umschlossener, vielfältig nutzbarer und sich zur umgebenden Parklandschaft öffnender Pausenhof. Die Strenge des neuen Quaders milderten Dohle + Lohse Architekten mit einer feingliedrig strukturierten Holzfassade ab. Noch ein wenig mehr Materialdifferenzierung zwischen Erd- und Obergeschossen – wie noch im Wettbewerb vorgeschlagen – hätte dem Baukörper dennoch gut getan.

Beton und Holz prägen das Erscheinungbild der lichtdurchfluteten Treppenhalle. (Foto: Bernd Lohse / Dohle + Lohse Architekten)

Im Inneren der neuen Ganztagsschule setzen Dohle + Lohse ihre geometrisch präzise Formensprache fort und schaffen insbesondere mit der alle Geschosse verbindenden, lichtdurchfluteten Treppenhalle einen räumlichen Höhepunkt. Was im Äußeren noch ein wenig fehlte – die geschickte Kombination verschiedener Materialqualitäten – nutzen die Architekten im Inneren intensiver und kreieren damit eine attraktive, optische und haptische Vielfalt. Sie kontrastieren den Sichtbeton des Tragwerks mit naturbelassenen bzw. schwarzen Eichenholzoberflächen sowie mit den in puristischem Schwarz-Weiß gehaltenen Innenausbau und Möblierung. Damit der Schulneubau nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch funktional, optimierten Dohle + Lohse Architekten gemeinsam mit den zukünftigen Nutzern alle Raumbereiche, bis hin zu den Tischen, deren Größe beispielsweise von den Schülern ausgesucht wurde.

Offene Lernzone mit verschieden ausdifferenzierten Arbeitsplätzen. (Foto: Stefan Schwappach / Dohle + Lohse Architekten)

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