Offenbacher Hochhausdebatte

Manuel Pestalozzi
19. August 2019
Das geplante Hochhaus am Hafenplatz, gesehen von der Carl-Ulrich-Brücke. (Visualisierung: Meixner-Schlüter-Wendt-Architekten)

Die Visualisierung wirkt überzeugend: Am östlichen Ende des Hafengeländes ragt eine geknickte, durch horizontale Lamellen gegliederte Scheibe in die Höhe und prägt von der Carl-Ulrich-Brücke her gesehen die Uferfront am Main. „Main East Gate“ nennt sich das Projekt, das der Projektentwickler Eyemaxx Real Estate AG und die OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH, ein Unternehmen der Stadtwerke Offenbach Gruppe, ab 2020 in Angriff nehmen möchten. Vor einigen Wochen wurde der Architekturwettbewerb entschieden: Es gewannen Meixner-Schlüter-Wendt-Architekten aus Frankfurt.

Nicht alle scheinen begeistert zu sein, vielleicht auch, weil sie das Projekt als Startschuss für ingesamt acht neue Hochhäuser in Offenbach – fünf am Kaiserlei und drei am Hafen – wahrnehmen. In der Frankfurter Rundschau wurde vor diesem Hintergrund Architekt Florian Schlüter zum Projekt befragt. Auf die kritischen Stimmen angesprochen, meinte er, in einer Stadt mit relativ wenigen Hochhäusern wie Offenbach würde halt jedes neue Hochhaus einzeln auf den Prüfstand gestellt, da diese nicht dem gewohnten Maßstab entsprechen. Der Standort, „ein wichtiges Scharnier zwischen Main und Hafenbecken und dem Hafenplatz“, sei aber für ein Hochhaus sicher der passende.

Die Rede kam auch auf den Architekturstil, insbesondere die Ablehnung „moderner Architektur“, während historisierende Bauwerke gut ankommen. Der Architekt entwarnt: „Wir machen bei unserer Arbeit nicht die Erfahrung, dass es schwer ist, Menschen für moderne Formensprachen zu begeistern. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn sich die Planung mit dem Ort auseinandersetzt und der Nutzung und Aufgabe gerecht wird.“ Das Hochhaus hat eine Portalfunktion für die neue Bebauung von Offenbachs Hafeninsel, auf der öffentliche Gebäude wie die Schule und auch die künftigen Hochhausstandorte im Westen und Osten der Halbinsel eine besondere Rolle spielen. Eine weitere Bereicherung des Hafens wäre ein Neubau der Hochschule für Gestaltung, der dort ja geplant ist, meint Florian Schlüter. Das Bürohochhaus möchte man bis 2022 fertigstellen.

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