Neues Gehäuse für die Eisenhüttenkunde
Manuel Pestalozzi
11. September 2023
Das neue Institutsgebäude wird als südlicher Auftakt des neuen Campus West an den noch zu erstellenden Kongressplatz grenzen. (Visualisierung: © HENN)
Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen plant auf ihrem Campus West ein Institut für Eisenhüttenkunde als ersten Baustein des neuen Universitätsstandorts. Den Wettbewerb gewann das Büro HENN – sinnigerweise mit einem Gebäudeteil als Holzhybridkonstruktion.
Mit dem Campus West soll der zweistufige Ausbau des RWTH Aachen Campus fortgesetzt werden. Auf einem circa 325.000 m2 großen Gebiet um den Aachener Westbahnhof sind fünf Forschungscluster geplant, die thematisch und räumlich eng mit den bereits existierenden Instituten in Campus Mitte verbunden sind. Das Institut für Eisenhüttenkunde führt Lehre und Forschung auf den Gebieten der Stahlherstellung und -verarbeitung sowie der Anwendung metallischer Werkstoffe durch. Sein neues Gebäude wird im südlichen Teil des neu entstehenden Campus West stehen, beim neu zu schaffenden Kongressplatz. Entlang der verkehrsberuhigten Achse sollen sich künftig weitere Universitätsgebäude aufreihen.
Südwestlich von Institut und Platz beginnt das Campusband, an dem sich dereinst diverse Institutsbauten aufreihen sollen. (Plan: © HENN)
Der siegreiche Wettbewerbsentwurf von HENN vereint in einer speziell geschaffenen Typologie höchst unterschiedliche Funktionen: ruhige Bürobereiche, Seminarräume, Labor- und Forschungsbereiche mit sensiblen technischen Anforderungen sowie Anwendungs- und Versuchsbereiche für robuste Schmiedearbeiten und Materialtests. Um die komplexen Anforderungen der unterschiedlichen Nutzungen zu vereinen – von Versuchsbereichen mit hohem Lautstärkepegel zu ruhigen und komfortablen Bürobereichen –, sieht der Entwurf zwei konstruktiv getrennte Gebäudesysteme vor. Während die zentrale Labor- und Versuchshalle mit CO2-reduziertem Stahl und Beton gebaut wird, ist der U-förmige Bürobereich, der sich an der Stirnseite der Halle anschließt, als Holzhybridkonstruktion konzipiert. Mit einer klaren Form aus kubischen Baukörpern stellt man eine einfache Orientierung innerhalb des Gebäudes sicher.
Ein Teil des Instituts für Eisenhüttenkunde ist als Holzhybridkonstruktion konzipiert. (Visualisierung: © HENN)
Das Projekt strebt mit einer geringen Fassadenfläche und einer flexiblen, modularen Konstruktion einen energieeffizienten und langlebigen Neubau an. Im Inneren sind die Räume so konzipiert, dass sie als Einzelbüros, aber auch als offene Arbeitslandschaft genutzt werden können. Die Fassade, die alle Baukörper umhüllt und verbindet, ist als übergeordnete Rasterstruktur mit variablen Modulen konzipiert, die an die unterschiedlichen Nutzungen angepasst sind – die Bandbreite reicht von offenen Elementen mit möglichst viel Tageslichteinfall bis zu geschlossenen Elementen für die technischen Bereiche.
Haustechnik ist weitgehend in die Fassade integriert. Innerhalb der Superstruktur ist auch die Geschossigkeit der Baukörper flexibel: Die zweigeschossig konzipierten Hallen können zukünftig bei Bedarf in zwei Ebenen unterteilt werden. Auf dem höchsten, zum Kongressplatz orientierten Baukörper erstreckt sich hinter der überhöhten Fassade eine großzügige, begrünten Dachterrasse. Sie soll der Erholung der Studierenden und Forschenden dienen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) verhandelt nun mit dem Preisträger über die weitere Planung und Umsetzung des Neubaus.