Neuer Planungsansatz in Celle

Manuel Pestalozzi
30. September 2023
Die drei Stadthäuser sollen in Holz-Stroh-Lehmbauweise erstellt werden und sich angemessen ins Ortsbild integrieren. (Visualisierung: © e3architekten Hannover)

Fertig geplante, amtlich bewilligte Architektur dürfte nicht alle Tage auf dem Markt feilgeboten werden. Als Maklerin tritt die Stadt Celle selbst auf. Das aktuell nicht bebaute, brach liegende Grundstück befindet sich am östlichen Rand der historischen Altstadt. An der Parzellengrenze beginnt eine Zeile von alten Fachwerkhäusern, die sich dem Kleinen Plan entlangzieht, einem Abschnitt des äußersten Straßenrings der einst befestigten Altstadt. Die genauen Beweggründe, weshalb die Stadt hier ein Projekt sozusagen pfannenfertig an die Frau oder den Mann bringen möchte, werden nicht erläutert. Deutlich ist aber die Absicht, an einer sensiblen Stelle eine quartierverträgliche Bebauung realisiert zu sehen. Dafür investierte die Stadt in Kosten für die Planung und betraute damit e3architekten aus Hannover. Das Büro blickt auf langjährige Lehmbauerfahrungen zurück und sieht in der Strohballenbauweise eine logische Weiterentwicklung davon. So würden die Vorteile einer trockenen Holz-/Stroh-Leichtbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad und die hervorragenden Eigenschaften des Baustoffes Lehm miteinander verbunden.

Plan: © e3architekten Hannover
Drei Stadthäuser

Die Entwicklungszeit des Projektes auf der relativ beengten Parzelle beziffert die Stadt auf zwei Jahre. Sie erlaubten es, ein Konzept für modernes Wohnen an zentraler Stelle bewilligungstauglich zu machen und auch gleich zu genehmigen. Der Entwurf gliedert sich in drei Stadthäuser, diese übernehmen die Proportionen der Altstadt-Fachwerkhäuser und interpretieren sie neu. Das gemeinsame Sockelgeschoss wurde aufgrund der Anforderungen an Statik und Brandschutz als Skelettbauweise mit Stampflehmwänden konzipiert. Über ihm erheben sich in einem gemeinsamen Grünraum auf dem Dach des Sockels die drei dreigeschossigen Einzelvolumen mit den ortstypischen Giebelfronten. An der nördlichen Grundstückstrennmauer steigen ein Lift und eine Außentreppe auf. Sie erschließen auch einen Laubengang über dem Grünraum, an dem die Eingänge zu den Maisonette-Einheiten liegen. Im ersten Obergeschoss befinden sich zwei rollstuhlgängige Geschosswohnungen.

Die Wahl der Strohballenbauweise wird mit dem Wunsch begründet, zu zeigen, wie alte Materialien neu gedacht, klimaschonend sowie nachhaltig zum Einsatz kommen können. Es handelt sich hierbei um einen nicht-lastabtragenden Strohballenbau. Das Grundgerüst ist als Holzständerwerk geplant, mit Strohballen als ausfachende Wärmedämmung. Innen mit Lehm verputzt, außen durch eine Holzfassade verkleidet, soll das Projekt zeigen, wie althergebrachte Materialien zukunftsfähig eingesetzt werden können. Der Mix an Geschoss- und Maisonettewohnungen unterschiedlicher Größe manifestiert die Hoffnung auf eine gemischte Bewohner*innenstruktur. Das Objekt sei gut geeignet für Baugruppen oder Genossenschaftsprojekte, ist die Stadt überzeugt. Nun wartet alle Welt, ob sich die Erwartungen der Stadt erfüllen. Gemessen an den Ausmaßen des Grundstücks scheint bisher ein erheblicher Aufwand betrieben worden zu sein, auch für die Vermarktung. Bis zum 30. November 2023 läuft ein Interessenbekundungsverfahren, bei dem am Schluss das Los entscheiden soll.

Plan: © e3architekten Hannover

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