Traditionell zeitgenössisch

Museumserweiterung in Freiburg eingeweiht

Carsten Sauerbrei
26. September 2016
Der dreigeteilte Baukörper des Neubaus nimmt die kleinteilige Bebauungsstruktur der Freiburger Altstadt auf. (Bild: Augustinermuseum / Florian Bilger)

Christoph Mäckler ist ein Architekt mit klaren Prinzipien. Mit neun Thesen, sowohl Zitaten als auch eigenen Aussagen, stellt sich der Frankfurter auf seiner Internetseite vor. Gebäude sollten sich seiner Ansicht nach in die bestehende Stadtstruktur einfügen, in ihrer Gestaltung auf die Baugeschichte Bezug nehmen und mit der Fassade zwischen Alt und Neu vermitteln. Diesen Ansprüchen musste sich auch das jetzt eingeweihte Sammlungsgebäude stellen. Im Zuge der nun abgeschlossenen Arbeiten ersetzten die Architekten aus Mäcklers Büro das Torhaus von Karl Gruber aus den 1920er-Jahren durch einen Neubau und bauten den benachbarten Altbau an der Salzstraße denkmalgerecht zum Museumsshop um.

Historische Bezüge, zeitgenössische Architektur

Dem eigenen Anspruch, zwischen Geschichte und Gegenwart zu vermitteln, wird Christoph Mäckler mit dem neuen Gebäude der «Graphischen Sammlung» mehr als gerecht. Der dreigeteilte, stark gegliederte Baukörper fügt sich wie selbstverständlich mit Höhenversprüngen und dem Zurückweichen eines Bauteils in die kleinteilige Struktur der Freiburger Altstadt ein. Spolien aus dem abgerissenen Vorgängerbau – eine Konsole im Bereich des französisches Fenster und zwei steinerne Bogenelemente im Torbogen – erinnern an die Baugeschichte des Ortes. Die Architekturdetails des Neubaus – scharfkantige, metallverkleidete Dachgauben, präzise abschließende Dachflächen, fein profilierte Stahlfenster – stellen die Verbindung zur zeitgenössischen Formensprache her.

Traditionelle Handwerklichkeit und Details in zeitgenössischer Formensprache prägen die Fassade des Neubaus. (Bild: Augustinermuseum / Thomas Eicken)

Treppenhaus als Ausstellungsraum

Kernstück des neuen Ausstellungshauses im Inneren ist die «Kleinodientreppe». Sie ermöglicht einen Museumsrundgang, indem sie zwischen den verschiedenen Höhenniveaus von Neubau und historischem Bestand vermittelt. Als vertikaler Ausstellungsraum konzipiert, können entlang der Treppe Einzelstücke mit zeichenhaftem Charakter, sogenannte «Kleinodien», in Wandnischen betrachtet werden. Auch hier schafft Christoph Mäckler überzeugend die Verbindung zwischen Einst und Jetzt, wenn er die historische Typologie durch zeitgenössische Materialauswahl und präzise Detailausbildung wiederbelebt.

Das zeitgenössisch gestaltete Treppenhaus des Neubaus ist zugleich Austellungsraum. (Bild: Augustinermuseum / Thomas Eicken)

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