Großer BDA-Preis 2023 für Inken und Hinrich Baller

Mit Eigenständigkeit und Phantasie

Manuel Pestalozzi
12. September 2023
Inken und Hinrich Baller wirkten während Jahrzehnten gemeinsam. (Foto: Till Budde)

Das gemeinsame Werk entstand zwischen den 1960er-Jahren und 1989, als das gemeinsame Büro aufgelöst wurde. Fachleute sprechen von einem »speziellen Baller-Stil«, welcher die oft in einem innerstädtischen Umfeld stehenden Bauwerke sofort erkennbar machen, auch wenn sie sich gut einfügen. Er erinnert in der Formgebung an den Jugendstil oder die Organische Architektur, bedient sich aber zeitgemäßer Materialien. Als Vorbilder werden Bruno Taut, Bernhard Hermkes und Hans Scharoun genannt. Die Gebäude haben durch ihre Formgebung einen hohen Identifikations- und »Wiedererkennungswert«, Markenzeichen sind äußere in mintgrün lackierte Metallteile und offene Küchen.

Die Jury des großen BDA-Preises 2023 würdigt das gemeinsame Werk von Inken und Hinrich Baller als eigenständige und ökologisch geprägte Entwurfshaltung, die unter den Bedingungen des sozialen Wohnungsbaus zu erstaunlichen Lösungen jenseits des Mainstreams führte. Durch konsequente Optimierung konstruktiver Mittel konnten Flächengewinne erzielt werden, lobt die Jury, die zu einer erhöhten Qualität der Wohnungsgrundrisse und -zuschnitte im gegebenen Kostenrahmen führten. Die daraus resultierende eigenständige Ästhetik war im Berufsstand nicht unumstritten, wurde in weiten Teilen der Bevölkerung aber als überaus populäres Markenzeichen der West-Berliner Szene wahrgenommen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Bauten als »experimentelle Reallabore« gelegentlich an die Grenzen der anerkannten Regeln der Technik stießen.

Im Rahmen der IBA 87 schufen Inken und Hinrich Baller diese Wohnbebauung am Fraenkelufer mit dem Eckhaus-zur-Admiralstr. (Foto: Gunnar Klack/Wikimedia Commons)

Besondere Freude löste die Preisverleihung bei der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) aus. Dort war Inken Baller von 1996 bis 2007 Professorin und von 2000 bis 2006 Vize-Präsidentin für Studium und Lehre. Darüber hinaus habe sie insbesondere Inhalt und Ausrichtung des Architekturstudiums an der Universität, aber auch die Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung bis zu ihrer Emeritierung 2007 maßgeblich mitgestaltet, teilt die BTU mit. Der Fakultät ist Inken Baller bis heute eng verbunden. Der große BDA-Preis 2023 wird am 15. September 2023 im Museum für Angewandte Kunst MAKK in Köln öffentlich verliehen.


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