Melancholie, Depression – Architektur?

Katinka Corts
8. April 2015

Ein schönes Wort, die Melancholie. Man denkt an Albrecht Dürer, Caspar David Friedrichs Meeresbilder und die bewegenden Epen von Walther von der Vogelweide. Friedrich Nietzsche nahm ihr 1917 einen Teil des romantischen Beiklangs und schrieb: «Die Melancholie ist seelisch ausgezeichnet durch eine tiefe schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder Leistung und die Herabsetzung des Selbstgefühls, die sich in Selbstvorwürfen und Selbstbeschimpfungen äußert […].»

San Cataldo 2009 (Bild: Nuno Cera)

Heute hat Melancholie einen neuen Namen, Depression. Nun sucht der portugiesische Architekt Diogo Seixas Lopes in seinem Buch «Melancholy and Architecture» ihre Wurzeln und analysiert am Beispiel von Aldo Rossis Bauten die Beziehung der gebauten Umwelt zu der Gemütsstimmung. Rossis Werk wird oft als melancholisch beschrieben, und Lopes wolle mit seiner Arbeit «Melancholie als eine kritische Kategorie in Rossis Werk etablieren und dieses zugleich einer neuen, kulturell relevanten Interpretation zuführen». Die Dissertation Lopes’, die er am Lehrstuhl von Prof. Dr. Vittorio M. Lampugnani verfasste, ist nun in der Edition Park Books erschienen. Das 232 Seiten umfassende Lesebuch lädt zur vertieften Beschäftigung ein – vielleicht im warmen Frühling, wenn Sie des schönen Wetters, der verliebten Paare und der fröhlichen Stimmung einmal überdrüssig sind? kc


Diogo Seixas Lopes
Melancholy and Architecture
On Aldo Rossi


Englisch, 232 Seiten, Format 15.5 x 23.5 cm
ISBN 978-3-906027-47-0, Edition Park Books, 2015

CHF 39.00 │Euro 38.00

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