Mehr Platensiedlung denn je
In Frankfurt-Ginnheim wurde die Platensiedlung aus den 1950er-Jahren nachverdichtet. Die Zeilenbauten haben jetzt statt drei fünf Geschosse. Das städtebauliche Konzept hat man vollkommen umgekrempelt.
Die Platensiedlung hat ihren Namen von der gleichnamigen Straße, welche die Frankfurter Quartiere Dornbusch und Ginnheim miteinander verbindet. Sie bietet einen guten Blick auf den nahen Europaturm und wurde in den 1950er-Jahren als offene Zeilensiedlung für Soldat*innen und Angehörige der US-Armee errichtet. Nach dem Abzug des Militärs in den 1990er-Jahren gelangte die Siedlung zunächst an den Bund und von dort an die kommunale Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding, in deren Besitz sie sich seither befindet. Derartige Großsiedlungen der Nachkriegszeit werden als „stille Reserve“ für die Schaffung dringend benötigten bezahlbaren Wohnraums gesehen, in denen sich die begrenzte Fläche besser nutzen lässt.
Mit den genannten Zielen wurde eine Transformation angegangen. In einer ersten Phase betrifft sie ausschließlich den nördlichen Teil der sich beidseits der Platenstraße erstreckenden Siedlung. Diese Aufgabe fiel dem Architekturbüro Stefan Forster GmbH aus Frankfurt zu. Es traf auf insgesamt 19 jeweils dreigeschossigen Zeilenbauten mit Satteldach und auf eine Bewohnerstruktur, die sich durch den hohen Anteil von 60 Prozent geförderten Mietwohnungen als sehr homogen erwies. Aufgrund der Monostruktur fehlten Geschäfte, Arztpraxen, Cafés und Kitas im Quartier. Mit der Verdichtung soll auch eine städtebauliche Verbesserung und insbesondere eine bessere soziale Durchmischung möglich werden.
In einem ersten Schritt wurden die bestehenden Zeilenbauten mittels einer modularen Holzkonstruktion von drei auf fünf Geschosse aufgestockt. Anschließend wurden die Zeilen um sechsgeschossige Kopfbauten ergänzt. Sie haben die Form von Endhäusern, Brückenbauten oder sie nehmen eine Torfunktion ein. Dadurch entstehen an Stelle schwach definierter Grünzüge Stadträume, die sich an der Typologie des städtischen Blocks orientieren. Das verantwortliche Büro sieht diesen Umbau als Modellprojekt für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Das Abstandsgrün im Inneren der Siedlung wird aktiviert und als Gemeinschaftsfläche mit Privatgärten nutzbar. Entlang der Platenstraße entsteht eine klare städtische Bauflucht mit öffentlichen Nutzungen wie Läden und Cafés. Durch die Bearbeitung einer bereits erschlossenen Siedlungsstruktur werden Ressourcen geschont und der zusätzliche Flächenverbrauch reduziert.
Nach der Transformation erinnert die Platensiedlung an Überbauungen aus der Zwischenkriegszeit, wie etwa an die Weiße Stadt in Berlin von Otto Rudolf Salvisberg. Sie wird einem städtebaulichen Konzept folgen, welches Ideen aus dem 19. Jahrhundert mit jenen der aufkeimenden Moderne kombiniert. Es ist faszinierend, dass sich Nachkriegssiedlungen für eine solche Strategie anbieten. Die neuen Innenhöfe wirken dann allerdings doch ein bisschen beengend – man erkennt, dass die Abstände zwischen den einstigen Zeilen für niedrigere Volumen dimensioniert wurden. Erst die Zeit wird zeigen, wie sich die Bewohner*innen an ihre neue Heimstätte gewöhnen werden.