Geschützt und schutzlos?

Katinka Corts
19. Februar 2014
Die Dresdner Mensa an der Bergstraße ist ein klassischer Typenbau aus DDR-Zeiten (Bild: Archiv Ulf Zimmermann)

Die Dresdner Mensa an der Bergstraße ist ein klassischer Typenbau – in gleicher Art entstand er in den 1970er-Jahren in mehreren Städten der DDR, zum Beispiel in Berlin, Merseburg und Leipzig. Die Mensen aus der Feder des Baukollektivs Zimmermann haben sich seit damals über viele Jahre bewährt: Knapp 4000 Lehrende und Lernende werden in Dresden täglich versorgt. Die Kunsthistorikerin Gisela Schirmer zeigte in ihrem Artikel (1) die Werte des Baus auf: Die Mensa gehöre zu den wenigen noch erhaltenen Beispielen der untergegangenen DDR, die die Versprechungen der Moderne in nahezu idealer Weise verkörpern. Außerdem sei es der einzige Bau seiner Art, der noch nicht im größeren Maße verändert und umgebaut worden sei.

Innenfoyer (Bild: Studentenwerk Dresden)

Nach über 30 Jahren Betrieb stehen nun aber Sanierungsarbeiten an: statisch, brandschutztechnisch, haustechnisch und energetisch muss modernisiert werden. Norbert Zimmermann, der Sohn des Architekten, erarbeitete dazu bereits ein Sanierungskonzept, das seit 2007 hätte umgesetzt werden können – doch das Land Sachsen hat das Vorhaben immer wieder verschoben. Nun scheint Sachsen von den Sanierungsplänen abzurücken und einen Neubau in Erwägung zu ziehen. Ministeriumssprecher Stephan Gößl äußerte gegenüber der DNN Online, dass «eine Sanierung … einen erheblichen Aufwand bedeuten» würde, «ohne dass es einen funktionalen Zugewinn gebe».

Caféteria (Bild: Studentenwerk Dresden)

Eine Reaktion des Landes steht bislang noch aus. Architekt Ulf Zimmermann schrieb einmal in einem Beitrag, dass die Aufgabe der Architektur «in der Bewältigung der Harmonisierung und Humanisierung unseres Lebensraumes» zu sehen sei. «Die Komplexität dieser an Architektur gestellten Ansprüche verbietet, Bauen nur als technischen Vorgang zu betrachten und Bauwerke lediglich zur Befriedigung der aktuell gültigen eindimensionalem Bedürfnisse zu errichten». (2) So sind es auch heute wieder die aktuell gültigen Bedürfnisse an Raum und Technik, die die Daseinsberechtigung des Bestandes in Frage stellen. Und gleichzeitig wird wieder der schwierige Stand der Bauten der Ostmoderne deutlich, die nicht mal dann sicher sind, wenn sie bereits geschützt sind.

(1)
Gisela Schirmer: Eine Mensa als Gesamtkunstwerk. ICARUS 3/2008

(2)
Ulf Zimmermann: Bibliothek und Mensa. Ingenieurhochschule Mittweida, 1985.

Speiseraum (Bild: Studentenwerk Dresden)

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