Gedrucktes Rechenzentrum

Manuel Pestalozzi
4. September 2023
Der Druck des langgezogenen Gebäudes erfolgt in Abschnitten, wie diese Baustellenaufnahme von April 2023 zeigt. (Foto: Adrian Schulz)

Schicht um Schicht wächst das Rechenzentrum auf dem einstigen Kasernenareal in die Höhe. Auf der Website der Kraus Gruppe kann man anhand der neusten Webcam-Fotos den Baufortschritt mitverfolgen. Das Unternehmen ist die Bauherrin dieser Blackbox, Nutzer wird der Cloud- und Rechenzentrums-Anbieter Heidelberg iT Management GmbH & Co. KG sein. Das Planungsteam besteht einerseits aus Mense-Korte ingenieure + architekten, Beckum. Sie gelten als die deutschen Pioniere des 3D-Drucks im Bauwesen und sind bekannt für ein Wohnhaus in Beckum, das als Deutschlands erstes 3D-gedrucktes Haus bezeichnet wird. In Heidelberg arbeiten sie nun zusammen mit SSV Architekten aus Heidelberg als ARGE.

In der Visualisierung erscheint das Projekt als kleiner, künstlicher Tafelberg, der einem topographischen Reliefmodell ähnelt. (Visualisierung: SSV Architekten)

Der Massivbau mit den geschwungenen und gewellten Wänden tritt als architektonisch ambitioniertes Werk in Erscheinung – das Bauen für Maschinen, weitgehend fensterlos und monotlithisch, scheint sowohl dem technischen wie auch dem ästhetischen Potenzial des Bauverfahrens optimal zu entsprechen. Die Bauherrin verspricht sich einen erheblichen Effizienzgewinn: Die reine Druckzeit des Baus betrage lediglich 170 Stunden, auf der Baustelle würden bloß zwei Bauarbeiter*innen benötigt. 

Architekten Waldemar Korte (Mense-Korte) und Jan van der Velden-Volkmann (SSV Architekten) lassen allerdings vernehmen, diese Bauweise erfordere wesentlich mehr Disziplin als eine konventionelle Konstruktionsweise. Der besondere Reiz der Technologie sehen sie unter anderem darin, dass sich über den 3D-Druck Freiformen sehr viel kostengünstiger generieren lassen als mit anderen Bauweisen und Materialien. Der eingesetzte 3D-Druckbeton soll vollständig recyclebar sein und ein Bindemittel enthalten, das etwa 55% CO2-Reduktion gegenüber einem reinen Portlandzement erzielt. Darüber hinaus kann aufgrund der Bauweise und der wellenartigen Formgebung bis zu 25% Material eingespart werden.

Foto: Adrian Schulz

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