Eine Interimsoper für Stuttgart

Manuel Pestalozzi
4. Juli 2023
Auf den Dächern der Anlage mit der Interimsoper soll sich ein permanentes »Dorf« in Holzbauweise erheben, in dem gewohnt wird. (Visualisierung: Vivid Vision)

Bei diesem Projekt dachte man von Beginn weg über die temporäre Nutzung hinaus. Wenn Oper und Ballet dereinst nach der Sanierung der üblichen Spielstätte an den Oberen Schlossgarten zurückkehren, sollen die größten Teile der Interimsspielstätte für die »Maker City« weitergenutzt werden. Diese ist Teil der internationalen Bauausstellung IBA’27 und soll Produktion und Wohnen zusammenbringen, um einen Ort der Gemeinschaft zu schaffen. Geplant sind auf dem IBA-Teilgebiet C1 um die Wagenhallen mitunter auch Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie urbane Landwirtschaft.

Das Siegerprojekt erschließt die Spielstätte über den Wagenhallenplatz. Das Foyer ist auf mehrere Ebenen verteilt. (Visualisierung: Vivid Vision)
»Dorf« auf dem Dach

Den Wettbewerb, ausgeschrieben von der Landeshauptstadt Stuttgart, konnte das Team von a+r Architekten und NL Architects gewinnen. Sein Entwurf verspricht eine hohe Flexibilität der gebauten Strukturen, die auch verschiedenste gewerbliche Nachnutzungen ermöglicht. Die Räumlichkeiten jenseits vom temporären Saal verteilen sich auf drei sogenannte Stadtblöcke. Ihre Dächer sind Basis für eine neuartige Wohnbebauung, das sogenannte »Dorf«: Über drei kompakten, von einem Betonskelett getragenen Geschossen der Interimsoper gruppiert sich eine kleinteilige Siedlungslandschaft in Holzbauweise. Ein umlaufender grüner Pflanzengürtel soll den Wechsel in Dichte, Konstruktion und Nutzung zusätzlich hervorheben. Das Leben über der Oper ist durch separate Treppenaufgänge erschlossen. Ebenerdig werden E-Bikes und Lastenräder auf die Dorfbewohner*innen warten und ihnen bei Bedarf zur Verfügung stehen. 

Der Zuschauerraum des Opernsaals wird drei umlaufende Ränge aufweisen. (Visualisierung: Vivid Vision)

Als Baubeginn nannte Dr. Fabian Mayer, Erster Bürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, bei der Projektpräsentation das Jahr 2026. Mit Beginn der Spielzeit 2029 könnte dann das Interim in Betrieb genommen werden. Er hofft auf ein spannendes kulturelles Experimentierfeld. »Die Spielstätte wird die Stadt bereichern und viel neues Publikum anziehen, was der Akzeptanz der Gesamtmaßnahme gut tun wird«, prophezeit er. In der »Interimsphase« des Bauwerks stellt das Siegerprojekt den Opern-Funktionen 24’800 m2, der Spielstätte 12’400 m2 und dem Wohnen darüber 8’300 m2 Bruttogeschossfläche zur Verfügung.

Nach der Interimsphase ist ein teilweiser Rückbau vorgesehen. Der Teil der Struktur mit dem »Dorf« soll für die »Maker City« fortbestehen. (Isometrien: a+r Architekten / NL Architects)

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