Denkmalschutz zwischen Rollfeldern
Manuel Pestalozzi
19. Juni 2023
Im »Generalshotel« trifft man auf DDR-Kunsthandwerk von höchstem Niveau. (Foto: Sahra Damus, generalshotelretten.blog)
Auf dem BER-Gelände wird aktuell um das Überleben des einstigen »Generalshotels« gerungen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben will beim einstigen Sonderterminal des Flughafens Berlin-Schönefeld demnächst mit den Abrissarbeiten beginnen, obwohl es unter Denkmalschutz steht. Es regt sich Widerstand.
Das palastartige, dem Klassizismus stalinistischer Prägung zuzuordnende Gebäude steht schräg zu den Pisten und Rollfeldern mit einem vorgelagerten kleinen Wäldchen in der Airport-Steppe, im nordöstlichen Bereich des BER-Areals, wo sich der Terminal 5, der einstige Flughafen Berlin-Schönefeld, befindet. Erbaut wurde er zwischen 1947 und 1950 auf dem Areal der ehemaligen Henschel-Flugzeugwerke, nach dem Entwurf des Architekten Georg Hell (1906–1986). Seine Funktion wird mit dem vieldeutigen Wort »Sonderabfertigung« auf den Punkt gebracht. In der »Generalsvilla«, wie man das Bauwerk auch nennt, wurde nicht logiert, die DDR-Regierung nutzte sie für den Empfang und wohl auch die Verabschiedung hochrangiger Persönlichkeiten der DDR und internationaler Gäste.
Die Baukultur der DDR wollte sich hier von der besten Seite zeigen: Das »Generalshotel« ist ausgestattet mit glänzender Marmorverkleidung, Wandbespannungen, furnierten Einbauschränken und dergleichen. Das gediegene Interieur ist ebenso erhalten wie es Details, etwa die Sowjetsterne aus Messing auf der Heizungsverkleidung, sind. Auch die Bundesregierung nutzte es das Gebäude eine Weile, um Staatsgäste willkommen zu heißen, später zog die Bundespolizei ein und 2022 wieder aus. Aktuell steht es leer. Es ist im Besitz des Bundes und wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung verwaltet.
Zum palastartigen Bau gehörte auch ein kleiner Park, dessen Baumbestand bis in die Gegenwart fortbestehen konnte. (Foto: Archiv Fritz Kühn, generalshotelretten.blog)
Abriss trotz Unterschutzstellung1996 wurde das »Generalshotel« als Denkmal unter Schutz gestellt und in die Landesdenkmalliste Brandenburgs eingetragen. Der Denkmalstatus besteht bis heute. Das Gebäude gilt als bedeutendes Zeugnis der frühen Ostmoderne in Brandenburg und ganz Ostdeutschland. Im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses für die Errichtung des Flughafens BER wurde das »Generalshotel« 2011 gegen das Votum der Landesdenkmalpflege zum Abriss freigegeben. Man brauche das Grundstück, sagt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – als Parkplatz für Regierungsflieger.
Im Angesicht des drohenden Klimakollapses steht dieses Abrissvorhaben und seine Begründung rein argumentativ unter einem denkbar schlechten Stern. Kein Wunder, fordern Denkmalschützer*innen und Politiker*innen von Linken, Grünen, SPD und Freien Wähler*innen in einem offenen Brief ein Abrissmoratorium zwischen den Rollfeldern des Terminals 5. Allerdings bleibt die Frage, was sich mit diesem interessanten Kuriosum anstellen lässt. Da es sich mitten im Flughafenareal befindet, ist seine Zugänglichkeit stark eingeschränkt, was beispielsweise eine Nutzung als Museum erschwert.
Das »Generalshotel« befindet sich in der Nordostecke des BER-Areals. (Photo/Map: Arne Müseler / arne-mueseler.com / CC-BY-SA-3.0)
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