Das Deutsche Marinemuseum erweitern

Manuel Pestalozzi
26. September 2023
Die vier Siegerprojekte, hier nach Rangierung von oben links sortiert, vertreten für die Bauaufgabe ganz unterschiedliche Ansätze. (Fotos: Deutsches Marinemuseum)

Das zwischen 1996 und 1998 kernsanierte, unter Denkmalschutz stehende Werftgebäude wurde 1999/2000 und 2009/10 um Anbauten erweitert. Doch weiterhin gibt es einen Optimierungs- und Erweiterungsbedarf. Die Besucherführung lässt zu wünschen übrig, die Fläche für ein zukunftsfähiges Museums- und Ausstellungsangebot reicht in den Augen der Verantwortlichen nicht aus. Um auch in Zukunft die vielfältigen Aufgaben von Museen gemäß den von ICOM und DMB formulierten Standards wahrnehmen zu können, plant das Deutsche Marinemuseum eine Erweiterung und Neuausrichtung. Mehrere Einzelprojekte umfassen die Sanierung der Uferbefestigungen einschließlich Landgewinnung für einen Erweiterungsbau (Teilprojekt 1), die Neuordnung des Freigeländes und der Anlegesituation für die Museumsschiffe nebst Errichtung eines Erweiterungsbaus zur Flächengewinnung für Sonderausstellungen und Veranstaltungen und Neukonzeption der aus dem Jahr 2010 stammenden Dauerausstellung (Teilprojekt 2), sowie die Errichtung eines Depotneubaus außerhalb des Museumsgeländes.

Der nun entschiedene Wettbewerb beschäftigt sich mit dem Teilprojekt 2. Dazu soll das Bestandsgebäude so umgeplant werden, dass in Verbindung mit dem Erweiterungsbau ein verbessertes Angebot und eine optimierte Besucherführung ermöglicht wird. Fünf Entwurfsteams wurden zur Teilnahme ausgewählt, für weitere zehn Teilnahmezulassungen konnten sich Büros nach einer europaweiten Bekanntmachung bewerben.

Vier Teams in der Verhandlungsphase

Eine neunköpfige Jury aus Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Museumsexpert*innen sowie Vertreter*innen des Auslobers, der Stadt Wilhelmshaven und des Niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften bestimmten unter Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Volker Droste vier Preisträger: 

  1. Preis: New Architekten BDA, Köln, mit Grow Landschaftsarchitektur, Köln
  2. Preis: Ackermann + Renner Architekten GmbH, Berlin, Birke Zimmermann Landschaftsarchitekten GbR, Berlin
  3. Preis: Pool Leber Architekten und Stadtplaner PartGmbH, München, Zaharias Landschaftsarchitekten, München
  4. Preis: Scheidt Kasprusch Architekten GmbH, Berlin, KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG, Berlin

Die siegreichen Teams vertreten unterschiedliche Ansätze: Beim erstrangierten Projekt greift das vorgeschlagene Gebäudeensemble das Motiv einer historischen Werftanlage auf. Es respektiert in seiner Gesamtheit den Ort, die Großexponate im Außenraum sowie das unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude und erscheint dem Preisgericht durch seine Einfachheit der Mittel im besonderen Sinne angemessen. Das zweitrangierte Projekt stellt dem Bestand Neubauten gegenüber und inszeniert das Hafengelände. Das drittrangierte Projekt schlägt eine neue Großform vor, die das Museum dominieren würde. Der mit dem vierten Preis bedachte Entwurf operiert ebenfalls mit einem markanten Neubau, der mit einer Dachterrasse versehen ist. 

Die Preisträger*innen werden nun in einer Verhandlungsphase gemäß VgV zur Angebotsabgabe aufgefordert und gebeten, ein Konzept zur Bewältigung der Leistung (der Planungs- und Bauaufgabe nach Zuschlagserteilung) zu erstellen. Nach vorher festgelegten Bewertungskriterien erfolgt die Entscheidung, wer den Auftrag dann erhalten wird, anhand eines Punktesystems. In dieses fließt neben der Platzierung im Wettbewerb und dem Honorarangebot auch die Bewertung des Konzeptes zur Bewältigung der Leistung ein. Ziel der Auslober ist es, dass sich noch in diesem Jahr der Auftrag erteilen lässt, sodass spätestens zu Beginn des Jahres 2024 intensiv mit der Planung und Ausarbeitung des Wettbewerbsentwurfes begonnen werden kann.

Freigelände vor den Museumsgebäuden (Foto: Deutsches Marinemuseum)

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