Casals Forum in seiner ganzen Pracht

Manuel Pestalozzi
31. Oktober 2023
Auf seinem Sockel entwickelt der Saalbau eine eindrückliche Präsenz. (Foto: © MarcusEbener)

Namensgeber des Forums ist der Cellist Pablo Casals (1876–1973), betrieben wird es von der 1993 gegründete Kronberg Academy Stiftung, die der Ausbildung und Förderung junger hochbegabter Talente der Instrumente Violine, Viola und Violoncello dient. Herzstück des Casals Forum bildet der Konzertsaal mit 550 Sitzplätzen, der mit seiner Größe und Akustik speziell für die Anforderungen von Kammermusik konzipiert ist. Dem Konzertsaal unmittelbar angegliedert ist ein modernes Studien- und Verwaltungszentrum. Damit wird eine aus Sicht der Academy einzigartige Verbindung von Theorie und Praxis geschaffen, die einen lebendigen Austausch der jungen Studierenden aus der ganzen Welt schafft und gemeinsame Konzertauftritte mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht. 

Das ungewöhnliche Ensemble geht zurück auf einen Wettbewerb aus dem Jahr 2014, den Staab Architekten aus Berlin für sich entscheiden konnte. Die Planung und Realisierung erfolgte in bedächtigen Schritten, aufstrebende junge Solist*innen der Kronberg Academy profitierten bereits beim Rohbau von der besonderen Klangkraft des Konzertsaals und spielten dort auf (wir berichteten). Die akustischen Qualitäten des Saals sind auch dem renommierten Akustiker Martijn Vercammen zu verdanken, der das Projekt durch die Planungsphase begleitete. Um den höchsten akustischen und ästhetischen Ansprüchen gerecht zu werden, erhielt der Konzertsaal eine Freiform mit geschwungenen konvexen und konkaven Wänden, die den Schall breit streuen. Im Inneren ist er ganz mit naturbelassener Eiche ausgekleidet, weil dieses Material ebenfalls zur optimalen Klangausbreitung beigeträgt.

Ein bedeutender Teil der Anlage ist ins Terrain eingebettet. (Plan: Staab Architekten)

Die Faltungen des Saals finden in der Außenform des Schrägdachs eine Entsprechung, Es hat zwar als vorkragender Witterungsschutz der verglasten Foyerzone eine messerscharfe horizontale Kante, darüber besitzt es mit seinem sanft gewellten Verlauf dann aber eine gewisse Ähnlichkeit mit einem weichen Hut und prägt mit dieser sanften Form die Skyline der näheren Umgebung. Möglich machte dies eine freigeformte Dachkonstruktion aus Fichten-Brettschichtholz, von dem ein Volumen von rund 310 Kubikmetern verbaut wurde. Unter dem Hut wird seit der Eröffnung fleißig musiziert, und mit der Entfernung des Baugerüsts vor einigen Wochen hat das spannende architektonische Werk seinen finalen Zustand erreicht.

Die »barocke« Form des Saals, der sich bis in den Dachraum erstreckt, ist für die gute Akustik verantwortlich. (Foto: © PatriciaTruchsess)

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