Orte einer Ausstellung: Mannheim im Zeichen der BUGA 23

Das ehemalige Spinelli-Gelände in Mannheims Nordosten ist ein militärisches Relikt: Nach der Nutzung des Geländes durch die Deutsche Wehrmacht bis 1945, übernahm 1948 das amerikanische Militär die Kasernenanlage und baute sie in den darauf folgenden Jahren auf 82 Hektar Gesamtfläche aus. Die Kampfausrüstungen und Militärfahrzeuge, die hier bis 2012 in insgesamt dreizehn Hallen lagerten, hätten zu Zeiten des Kalten Krieges eine 4000-Mann-starke Kampfbrigade mit allem im Verteidigungsfall Benötigten ausgerüstet. Nach der Wiedervereinigung konnte abgerüstet werden, die Bedeutung Spinellis als Depot für Material und Fahrzeuge der US Army nahm ab und zuletzt waren nur noch 500 Soldaten stationiert. Mit dem vollständigen Abzug der Amerikaner war das Gelände frei für neue Nutzungen. Für das zwar noch bodenversiegelte aber nun verlassene Gebiet zwischen den dicht bebauten Stadtteilen Feudenheim und Käfertal konnte ab 2014 die Planung für ein neues Grüngebiet beginnen: die BUGA 23.

Für die Bundesgartenschau 2023 wurden mehr als 62 Hektar Fläche auf dem ehemaligen Kasernengelände entsiegelt und neugestaltet. Die knapp 400 Meter lange „U-Halle“ (benannt nach ihrer Form, eine lange Doppelhalle in Form eines großen U) war bald als Zentrum der BUGA erkoren: Nach einem Teilrück- und -umbau finden hier Blumenschau, Kabarett und Konzerte nebst Gastronomie und einem eigenen Fernsehstudio für sechs Monate Raum. Nach der Schau könnten hier ein Zentrum für Sport und Jugend oder auch eine Steinskulpturensammlung einziehen, dazu will die Stadt Mannheim noch vor der Sommerpause befinden. Doch nicht nur auf dem Gelände rund um die U-Halle findet die BUGA 23, auch der über den Neckar angrenzende Luisenpark ist in das Konzept eingebunden und über eine neue Seilbahn mit dem Spinelli- Park verbunden.

Kulturelle Ergänzung ist zudem in der Kunsthalle Mannheim zu finden, wo diese Woche bereits die Ausstellung „1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik“ eröffnet wird und das Zusammenwirken von Mensch und Natur im globalen Kontext darstellt. Mehr als 200 Werke, darunter zahlreiche internationale Leihgaben, Sammlungsobjekte und eigens für die Ausstellung produzierte Kunstwerke, werfen den Blick von den kleinsten Bewohnern der Erde bis zu den größtmöglichen Zusammenhängen: den Kosmos der Sterne. Namensgebend für die Ausstellung sind jene 1,5 Grad Celsius globalen Temperaturanstiegs als Maximum, auf die sich im Dezember 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris 197 Staaten einigten. Die heutige Bilanz ist ernüchternd, längst wird vom wahrscheinlichen Verfehlen dieses Ziels gesprochen.

Die Künstler*innen haben sich für die Ausstellung mit Formen von Aktivismus, der Bedeutung von Tier-Mensch-Beziehungen oder der Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Technologie beschäftigt bzw. ihre Kunstwerke wurden den jeweiligen Kapiteln der Ausstellung zugeordnet. Die einzelnen Positionen geben uns Betrachtern Impulse, uns neu in und gegenüber unserer Umwelt zu sehen und neu zu verstehen. Auch ein Rahmenprogramm lädt zu Teilhabe ein, Diskussionen zu sozialen, ökonomischen und kulturellen Zusammenhängen der Klimakrise sind vorgesehen. Ergänzend eröffnet am 11.05.23 im Jugendstilbau die Grafikausstellung „Das Insekt“, die sich der zeichnerischen Darstellung der Kleinstlebewesen in der Wissenschaft und Kunst widmet. Verknüpft ist das in der Kunsthalle zu Erlebende wiederum mit dem Freilufterlebnis auf den Flächen der BUGA: Die Künstler Olaf Holzapfel und Fabian Knecht realisieren dort begehbare und ortsspezifische Installationen.