Hintergrund im Rampenlicht
Katinka Corts
25. November 2015
Poller auf jungfräulichem Weg
Architekturbilder kommen ohne Menschen aus, das Haus spricht für sich. Der Berliner Fotograf Julian Faulhaber zeigt in seinem Bildband, dass auch Unorte für sich sprechen können, wenn man sie lässt.
Wenn zwischen Baufertigstellung und -bezug Fotografin und Fotograf ein Gebäude dokumentieren, entstehen sie, diese makellosen Architekturbilder. Im Vordergrund steht die reine Architektur, und sie kommt meist ohne Menschen aus. Auch Fotograf Julian Faulhaber verhält sich nach diesem Muster. Allein: Er bildet keine prachtvollen Eingangsfassaden, einladende Treppenhäuser und gut geschnittene Räume ab, sondern Nebenräume und Unorte. So sind es Tankstellen, Supermärkte und einsame Poller am Hinterausgang eines Hauses, die er in Szene setzt. Für seinen Bildband «LPDE» fand der Berliner zahlreiche solcher Orte, die er in seinen Bildern auf ihre Flächigkeit und Farbigkeit untersucht. «Der Mensch braucht Raum, aber der Raum braucht den Menschen nicht», hieß es kürzlich in der Zeit Online zu Faulhabers Bildern. Es ist wohl auch ein Zeichen unserer Zeit, dass unbeseelte Orte frei von jeglichem Accessoire für uns Ruhe verkörpern, und dass die Abwesenheit von Geschichten und Trubel dem Auge schlichtweg gut tut.
Blau-Rot-Gelb vor sattem Schwarz: Fotograf Julian Faulhaber reduziert Orte auf Farben und Formen
Ein Poller im Rampenlicht – die Grafik eines Unorts
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