Hotel Budersand Golf & Spa Sylt

Zwei Neue im Norden

6. April 2010

Hotel Budersand
Golf & Spa Sylt
2009

Am Kai 3
25997 Hörnum / Sylt

Auftraggeber
Südern GmbH & Co.
Darmstadt
Hotel Budersand

Architektur
dko architekten
Berlin

Projektleitung
Rainer Schmitz

Bauleitung
dko architekten
Berlin

Tragwerksplanung
Pichler Ingenieure
Berlin

Haustechnik
Zibell Willner & Partner
Berlin

Projektsteuerung
Drees & Sommer GmbH
Hamburg

Innenarchitekur
Studio Jan Wichers
Hamburg

Lichtplanung
Harry Mayer
Hamburg Design

Brandschutz
Romig Architekten+Ingenieure
Darmstadt

Landschaftsarchitektur
Wiggenhorn & van den Hövel BDLA
Hamburg

Bruttogeschossfläche
14.454 m²

Baukosten
ca. 38 Mio. €

Fotografie
Wilfried Dechau



Parkplatz mit Hotel: der Hotel-Solitär am Hörnumer Hafen.

Sylt gilt trotz der Nachwende-Ostsee-Konkurrenz  durch Heringsdorf und Heiligendamm noch immer als mondäne Ferieninsel, auf der sich sowohl die Obersten des Dritten Reichs (Göhring und seine Parteigenossen) wie die nachkriegsdeutsche Wirtschaftswunderszene  (mit Playboys wie Gunther Sachs und Freunden) gesellig trafen und treffen. Daneben gibt es das K-und-K-Sylt: Kinder und Krampfadern, Jung und Alt schätzen die wunderschönen Naturschutzgebiete und langen, streckenweise idyllisch leeren Strände.  Die Architektur auf der 40 km langen Insel lässt sich bislang in zwei Gruppen sortieren: traditionelle  Ziegelhäuschen mit Sprossenfensterchen unter Reet  und ein schauriges Mittelmaß jeweiliger Gegenwartsmoden, die von heimischen Architekten verbrochen wird – selten ist die Gegenwartsarchitektur so medioker anzutreffen wie hier.

Die öffentliche Promenade auf der Wattseite des Hotels Budersand.

Die Ostsee-Konkurrenz belebt nun auch die Architektur auf Sylt. Nicht etwa im zentral gelegenen und städtebaulich verhunzten Westerland, sondern an der Nord- und an der Südspitze räuspert sich die Hotellerie mit Luxusangeboten, die mit fünf Sternen die Reichen und Schönen bei der Stange, heißt: auf der Insel halten soll. Im Süden, in Hörnum, entstand auf einem ehemaligen Kasernengelände das 79-Zimmer-Hotel Budersand von dko Architekten mit Golfplatz. Und im Norden, in List, soll in Kürze das 178-Zimmer-und-3500-qm-Grand-Spa-Hotel aROSA ins Touristenrennen gehen. Ebenfalls mit Golfplatz, entworfen von Helmut Riemann Architekten.

Hotel-Lobby der 5-Sterne-Edelherberge Budersand.

Das Hotel Budersand importiert ein wenig Vorarlberg mit teilweise lamellenartig verarbeiteten Zedernholzfassaden außen und ein bisschen japanisch angehauchter Spa-Nobelarchitektur innen.  Empfangen wird man am Hörnumer Hafen auf einem großen Parkplatz: Zu Fuß mit ÖPNV unterwegs, erfährt  man noch nicht einmal vom Busfahrer, wo man am besten aussteigt, um zum Hotel zu kommen. Vorort betritt man das Nobelhotel in einem flachen Großraum, der Hotel-Lobby. Linkerhand erinnern zwei Tische mit Laptops an Großraumbüros, sie sind aber die Rezeption. Dahinter empfangen den Gast Sitzgruppen, Bar und Café – in nahezu gleiches Licht getaucht. Alles ist hier sehr geschmackvoll und mit sicherem Gespür für schöne Materialien ausgestattet. Auch die windgeschützten Höfe sind exquisit gestaltet – allein: Passt das alles nach Sylt? Die Zimmer und Suiten sind mit 21 bis 65 qm komfortabel, aber nicht sagenhaft großzügig bemessen. Badewannen vorm Fenster mit Blick auf das Wattenmeer: Das hat natürlich was, es hat allerdings auch seinen Preis: 450 bis 1100 Euro pro Nacht, Tiefgaragenplatz extra.

Einst Wetterstation, jetzt als Restaurant aufgebaut: Strönholt oberhalb des Hotels.

Oberhalb des Hotels ragt eine ehemalige Wetterstation aus den Dünen: ein flach gedeckter Ziegelbau mit herrlichem, gebogenem Fenster im Obergeschoss. Das Gebäude, das zum Hotel gehört, passt mit Material und Geometrie ausgezeichnet an diesen Ort. Man hätte sich doch sehr gewünscht, dass auch das große Hotel am Watt den ortstypischen Materialien Ziegel und Reet mehr Bedeutung beigemessen hätte, dass diese Materialien in eine Gegenwartsmoderne geführt worden wären – ohne in kleinteilige "Unter-Reet-Romantik" zu verfallen. Ähnliches gilt für ein weiteres Hotel, das auf Sylt in Kürze fertig wird: das Grand-Spa-Hotel aROSA.

Baustelle auf List – die Eröffnung des Hotels ist für den 30. April angekündigt. Das rechte Bild zeigt das Hotel im Hintergrund hinter den Marineanlagen.

Der letzte "Bau der Woche" vor Ostern, wenn die Saison wetterleuchtet, darf also mit  einem Vergleich enden: Wie schon angesprochen, möchte List im Norden mit einem fulminanten Gegenstück punkten. Die Lübecker Architekten Helmut Riemann leisten sich hier einen Exkurs in den Berliner Kahlfeldt-Kollhoff-Dudler-Klassizismus: Auch hier wurde kein wind-und-wetterfester Ziegel, kein Reet-Dach aus dem Dornröschenschlaf geküsst – sondern spröde Raster-Architektur gebaut. 
Bleibt zu erwähnen, dass auf Golfplätzen nicht nur eine Gefahr durch umher fliegende Bälle  lauert, worauf Schilder immer wieder mahnend hinweisen. Auch den Ökologen sind die Golfplatzrasen ein Dorn im Auge. Bleibt auch zu erwähnen, dass dem Vorrang des Autos auf Sylt bis auf weiteres kein Einhalt geboten wird. Das sollte so nicht bleiben, wenn Sylt werden soll, was es zu bleiben wünscht: ein einzigartiger Ort für Ferien vom Feinsten.
Ursula Baus

1. OG
Schnittansicht
Erdgeschoss
Lageplan

Hotel Budersand
Golf & Spa Sylt
2009

Am Kai 3
25997 Hörnum / Sylt

Auftraggeber
Südern GmbH & Co.
Darmstadt
Hotel Budersand

Architektur
dko architekten
Berlin

Projektleitung
Rainer Schmitz

Bauleitung
dko architekten
Berlin

Tragwerksplanung
Pichler Ingenieure
Berlin

Haustechnik
Zibell Willner & Partner
Berlin

Projektsteuerung
Drees & Sommer GmbH
Hamburg

Innenarchitekur
Studio Jan Wichers
Hamburg

Lichtplanung
Harry Mayer
Hamburg Design

Brandschutz
Romig Architekten+Ingenieure
Darmstadt

Landschaftsarchitektur
Wiggenhorn & van den Hövel BDLA
Hamburg

Bruttogeschossfläche
14.454 m²

Baukosten
ca. 38 Mio. €

Fotografie
Wilfried Dechau



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