Domplatz

Wiese statt Kristall

30. Juli 2010

Domplatz
2009

Schmiedestraße / Alter Fischmarkt
Hamburg

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Landschaftarchitektur
Breimann & Bruun
Hamburg

Projektleitung
Moritz Möllers

Bruttogeschossfläche
7.000 m²

Baukosten
1,2 Mio. €

Fotografie
Breimann & Bruun (1)
Markus Tollhopf/ B & B (2, 3)



Der Domplatz von einem angrenzenden Gebäude aus.

Eigentlich war alles anders geplant. Eigentlich sollte auf dem Domplatz ein Neubau errichtet werden, ein Hybrid mit Bibliothek, Bürgerforum, Wohnungen und Archäologiezentrum. Den Wettbewerb dazu hatten Auer + Weber mit einem Gebäude 2005 gewonnen, das sie Kristall genannt hatten. Kosten- und Akzeptanzprobleme hatten diesem Projekt ein Jahr später das Aus beschert. Es ist aber auch schwer auf einem Platz, der so mit Bedeutung aufgeladen ist wie der Hamburger Domplatz.

Man muss nicht immer an Geschichte denken. Auch ohne das Wissen um die Bedeutung des Platzes kann er gewinnbringend genutzt werden.

Eine Informationstafel weist den zwischen Binnenalster und Hafen-City gelegenen Platz als “Keimzelle der Stadt” aus, hier soll, so vermutet man, im Schutze der Hammaburg die Kirche als Missionsstützpunkt gestanden haben, von der aus Dänen, Schweden und Slawen christianisiert worden sind. Bis zum Abbruch 1807 stand hier Hamburgs Dom, danach eine Schule, das Johanneum, 1914 zog hier die Staatsbibliothek ein, doch im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Gebäude zerstört. Seither blieb der Platz unbebaut, war Parkplatz und Verkehrsinsel. Nachdem der Neubau vom Tisch war, entschied man sich wenigstens zu einer anständigen Freiraumplanung. Nicht die schlechteste Idee.

Man kann sich im August den Winter nicht vorstellen – trotzdem: beleuchtet entfaltet der Platz dann seinen besonderen Reiz.

Der Entwurf von Breimann & Bruun zeichnet das nach, was man als geschichtliche Spuren verbürgt weiß: Die Wallanlagen der Domburg werden durch anthrazitfarbene, schräggestellte Stahlwände nachgezeichnet, sie sind begehbar, so dass man von oben den Blick über den Platz schweifen lassen kann. Rasen bedeckt die Fläche, große, nachts von innen beleuchtete, milchig weiße Sitzkuben aus Plexiglas zeigen an, wo sich die Pfeiler des Doms befunden hatten, an einer Stelle wird der Blick auf einen durch Grabungen freigelegten Rest des Doms freigegeben. Aber der Platz gewinnt nicht erst mit geschichtlichem Wissen seine Qualität. Solide Materialien, dezent den Raum fassende Bepflanzung, eine nutzbare Freifläche in der Stadt, mehr muss es doch gar nicht sein.
Christian Holl

Lageplan

Domplatz
2009

Schmiedestraße / Alter Fischmarkt
Hamburg

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Landschaftarchitektur
Breimann & Bruun
Hamburg

Projektleitung
Moritz Möllers

Bruttogeschossfläche
7.000 m²

Baukosten
1,2 Mio. €

Fotografie
Breimann & Bruun (1)
Markus Tollhopf/ B & B (2, 3)



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