Wohnquartier Südliche Furth

Stadt für Jung und Alt

30. September 2009

Wohnquartier Südliche Furth
2008

Wingenderstraße 20
41462 Neuss

Auftraggeber
Neusser Bauverein AG
Neuss

Architektur
Agirbas/Wienstroer
Architektur & Stadtplanung
Neuss

Projektleiter
Eckehard Wienstroer
Ulrike Szpurka

Bauleitung
Architekturbüro Hochgürtel
Oberhausen

Tragwerksplanung
Manfred Günther & Söhne
Neuss

Haustechnik
Ingenieurbüro Hollmann
Neuss

Innenarchitektur
Gruppenwohnen und Pflegebereiche:
Ulrike Szpurka
Düsseldorf

Landschaftsarchitektur
Entwurf:
greenbox, Bochum
Realisierung:
Mueller + Partner Landschaftsarchitekten, Willich

Bruttogeschossfläche
Gebäude:
24.981 qm
Laubengänge:
9.661 qm

Baukosten
22.768.000 Euro brutto
KG 300+400

Fotografie
Klaus Dieter Weiss



Keine leichten Randbedingungen für ein neues Stadtquartier: Vor dem Lärm von Straße und Schiene musste geschützt werden.

Ein seltener Glücksfall: Die 255 Wohnungen auf dem ehemaligen Container-Bahnhof, eingebunden in den westlich anschließenden Bestand, blieben tatsächlich in einer Hand. Kein Jahrmarkt der Ideen, kein Panoptikum von Baumaterialien, sondern eine gestaltete Stadt im Kleinen – unter grünen Dächern, mit einem dreiseitigen Schutzwall gegen den Lärm von Schiene, Straße und Industrie, mit Regenwasserteich, gestapelten Erschließungsstegen in nach oben offenen Orangerien, mit einem Stadtteilzentrum, betreutem Wohnen und Pflegestationen, unendlichen Spielmöglichkeiten für die Kinder. Ein komplexer Wohnungsmix von zwei bis sechs Zimmern, von der Gartenwohnung über Maisonette- bis zu Gemeinschaftswohnungen, ausgestattet mit Blockheizkraftwerk, Tiefgaragen, zusätzlichen niveaugleichen Abstellräumen in den vorgelagerten, farbigen Betonbastionen, großzügigen Vorbereichen vor der Wohnungstür, die so zur Haustür wird. Noch dazu rundum barrierefrei und energieeffizient, mit einem Primärenergiebedarf von 52,1 bis 72,7 kW/m2a deutlich unter den zulässigen Werten. Das alles für erstaunliche 1.270 Euro/m2 reine Baukosten. Der eigentliche Zauber aber liegt darin, dass den Architekten ein sozialräumliches Netz gelungen ist, das spürbar Zufriedenheit, Stolz und Engagement auslöst. Die Parallelen zu Ralph Erskines Byker Wall, vor 40 Jahren begonnen, sind nicht formal angelegt, sondern atmosphärisch. Umso besser.

Die Laubengänge werden nicht direkt an den Häusern entlang geführt, sondern soweit abgesetzt, dass eine fast privater Bereich vor der Wohnungstür entsteht.

Anders als bei Ralph Erskine, der seinen ersten bewohnbaren Schutzwall gegen die Kälte der Arktis entwarf, war der Auslöser in Neuss die Forderung des Wettbewerbs, ausschließlich barrierefreie Wohnungen anzubieten. Diese nicht ganz leicht zu bewältigende Hürde nahmen die Architekten mit überdachten Gangways, die anders als konventionelle Laubengänge nicht unmittelbar am Gebäude entlang führen, sondern stets eine Vorgartentiefe Abstand halten – auch in den Obergeschossen. Damit erhält jeder Wohnungszugang mit dem eigenen Verbindungssteg eine individuell nutzbare Vorzone. Das Regenwasser wird unsichtbar in der Stahlkonstruktion abgeführt und der Übergang vor der Wohnungstür bleibt nahezu schwellenlos. Alle Dachflächen dieser vorgelagerten vertikalen Erschließungsstaße sind gedämmt, um Schwitzwasser zu vermeiden, und wie alle anderen Dachflächen auch begrünt. Die offenere Ostseite zum Gleisfeld realisiert einen Schallschutz von 3 bis 5 dB, die geschlossenen Profilglasfelder nach Süden, zur Schraubenfabrik, und nach Norden, zur Schnellstraße, bringen es auf 10 dB.

Im inneren Bereich des Quartiers. Durch Gassen, Wege und Gärten entsteht ein Quartier für alle Generationen – ausgezeichnet zudem mit dem Landespreis für Architektur, Wohnungs- und Städtebau als energieeffizientes Gebäude.

Darüber hinaus werden nicht nur den großen, sondern auch kleinen Wohnungen eigene Gärten zuordnet. Ältere Ehepaare oder Alleinstehende können so den Verlust eines Einfamilienhauses mit Garten leichter verschmerzen. Zu den vielen Symbiosen des Zusammenlebens, die hier schon entstanden sind, zählen zum Beispiel die selbst organisierte Kinderbetreuung auf Nachbarschaftsebene, der Mittagstisch im Stadtteiltreff und die Nutzung eines offenen Lagerschuppens als witterungsunabhängige, überdachte Spielfläche. Zu den professionell organisierten Hilfsangeboten gehören zwei Wohngruppen mit je neun Pflegewohnplätzen, eine ambulant betreute Wohngruppe für sieben demenzerkrankte Personen und zwei Wohnungen für spontane Pflegefälle oder Gäste. Nur der Stadtteiltreff mit Bistro und Beratungsbüro wird außen erkennbar.
Klaus Dieter Weiss

Lageplan
Isometrie mit Darstellung der fast dreißig verschiedenen Wohnungstypen.
Typologische Abfolge der Schallschutzgrundrisse in der umschließenden Bebauung.
Typologische Abfolge der Wohnungsgrundrisse im geschützten Innenbereich.

Wohnquartier Südliche Furth
2008

Wingenderstraße 20
41462 Neuss

Auftraggeber
Neusser Bauverein AG
Neuss

Architektur
Agirbas/Wienstroer
Architektur & Stadtplanung
Neuss

Projektleiter
Eckehard Wienstroer
Ulrike Szpurka

Bauleitung
Architekturbüro Hochgürtel
Oberhausen

Tragwerksplanung
Manfred Günther & Söhne
Neuss

Haustechnik
Ingenieurbüro Hollmann
Neuss

Innenarchitektur
Gruppenwohnen und Pflegebereiche:
Ulrike Szpurka
Düsseldorf

Landschaftsarchitektur
Entwurf:
greenbox, Bochum
Realisierung:
Mueller + Partner Landschaftsarchitekten, Willich

Bruttogeschossfläche
Gebäude:
24.981 qm
Laubengänge:
9.661 qm

Baukosten
22.768.000 Euro brutto
KG 300+400

Fotografie
Klaus Dieter Weiss



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