Erweiterung Firmengebäude Neubau Schulungs- und Konferenzgebäude

Schmuckstück in schöner Landschaft

19. Juli 2010

Erweiterung Firmengebäude
Neubau Schulungs-
und Konferenzgebäude
2010

Im Wiesengrund 4
Ostrau OT Jahna

Auftraggeber
Agri Con GmbH
Ostrau OT Jahna


Architektur
Architekturbüro Isfort

Wildberg

Projektleitung
Bernard Isfort
Susanne Isfort

Bauleitung
Architekturbüro Isfort

Tragwerksplanung
Ralf Klingenberger
Großweitzschen


Landschaftsarchitektur
Andreas Blume
Dresden

Brandschutz
hartmann – Ingenieurbüro für Brandschutz

Dresden

Energie
exergie – Ingenieurbüro für Energiefragen

Dresden


Lichtplanung und Installation
Hortenbach Licht
Roßwein

SiGeKo
Besoke, Sander & Eggers GdbR
Dresden

Bruttogeschossfläche
1.500 m²

Fotografie
Petra Steiner




Der erweiterte Vierseithof bietet rund 30 Menschen aus der Hightech-Branche schön gelegene Arbeitsplätze.

Nordwestlich von Dresden, zwischen Meißen und Riesa, erstreckt sich die Lommatzscher Pflege, eine der lieblichsten Landschaften Sachsens. Gute Böden machten die Landwirte wohlhabend, malerische Dörfer und imposante Einzelgehöfte liegen zwischen kleinteiligen Hügeln verstreut. Da geht einer nicht einfach davon, bloß weil es ihn in die Hightech-Branche verschlägt. Und dies umso mehr, wenn die neue Technik im Dienste der Landwirtschaft steht: AgriCon entwickelt und produziert Mess- und Regelapparaturen für die Agraroptimierung. Der Firmengründer, „einer von hier“, wollte sein Elternhaus nicht aufgeben, weshalb er seine angestammte Heimatadresse, die verbliebene Hälfte eines ehemals stattlichen Vierseithofes, zum Firmensitz ausbaute: Im alten (noch weitgehend unangetasteten) Haupthaus lebt er mit seiner Familie, den ehemaligen Wirtschaftsflügel ließ er für 30 Arbeitsplätze herrichten: Im Obergeschoss befinden sich die Büros, darunter Lager und Werkstatt für Produktion, Wartung und Reparatur der komplizierten Gerätschaften. Das Dach war geräumig genug für eine Kantine. Keine dreißig Meter entfernt thront am selben Hang noch ein transparenter Pavillon für Schulungen und Konferenzen, sodass sich dem Ankömmling von der einsamen Feldstraße her tatsächlich die Anmutung einer kleinen, aber feinen Unternehmenszentrale bietet.

Es geht doch: Hightech-Arbeitsplätze in altem Ambiente.

Vom alten Wirtschaftsgebäude blieben nur das gegen den Hang gebaute Sockelgeschoss und große Teile der hölzernen Tragkonstruktion. Das Obergeschoss wurde zur Hauptfunktionsebene, deren Außenansicht sich (bis auf Zedernholzblenden vor Geschossdecken und am Giebel) nahezu komplett in Glas auflöst. Die riesigen Dachflächen wurden traditionell mit Tonziegeln neu eingedeckt. Den offiziellen Betriebseingang legten die Architekten in das schwierige Ecksegment, wo der nur teilsanierte Wohn-Altbau und der Bürotrakt funktional nicht ganz überschaubar ineinander greifen. Hat man aber erst einmal die Büroebene erklommen, erschließt sich die Idee des Entwurfs auf Anhieb: Der ungehinderte Blick von den nur durch Glaswände getrennten Schreibtischen in die anmutige Landschaft soll die Arbeitslust stärken, und zum guten Betriebsklima trägt der Reiz edler Materialien oder die Designqualität von maßgeschneiderten Einbauten genauso bei wie das gemeinsame Mittagessen der Belegschaft. Das Fensterpanorama ist so überwältigend, dass es einige problematische Details, die beim Auswechseln alter Deckenbalken beziehungsweise bei deren Abfangung durch sehr schlanke Stahlrahmen auftraten, schlicht überblendet. Für die seltsam einhüftige Organisation der Büroebene gibt es einen speziellen Grund: Weil der Bauherr den alten Innenhof des Gehöfts ungestört privat nutzen will, wurde die südwestliche Rückwand der Büros zur fensterlosen (dafür wärmetechnisch aktiven) Sichtbetonwand, über die hinweg Tageslicht durch die verglaste Traufe des Daches einfällt.

Großflächige Glasfassaden an archaischem Baukörper – herrliche Ausblicke, angenehme Räume.

Auch bei der Dachkantine, die man von außen über eine Stahltreppe erreicht und in der man zwischen den originalen, schweren Holzbalken ein bisschen zusammenrücken muss, treten Konfliktpunkte auf, die bei solch ambitionierten Umbauten jahrhundertealter Gebäude als typisch gelten können. Nur selten gehen die unterschiedlichen Konstruktionssysteme reibungslos miteinander auf, weshalb die oft modisch erscheinende, demonstrative Abgrenzung von Alt und Neu durchaus auch dem pragmatischen Wunsch nach „klaren Verhältnissen“ folgt. Wer wie beim AgriCon-Umbau die verschiedenen Bauzeitebenen zu verschleifen sucht, sieht sich spätestens auf der Baustelle mit jeder Menge kniffliger Details konfrontiert. Wie vergleichsweise mühelos mit demselben Material- und Formrepertoire eine ebenso leichte wie elegante Geste in die Landschaft gesetzt werden kann, zeigt der komplett neu errichtete Konferenzpavillon auf seiner Sichtbetonterrasse nebenan.

Komplettiert die Anlage: ein kleiner Konferenzpavillon.

Trotz solcher, vielleicht übertriebener Detailkrittelei muss man die Angestellten der AgriCon GmbH um ihren Arbeitsplatz beneiden, genauso wie den Firmengründer um den Mut, seinen Geschäftsbesuchern solch weite Strecken in die Pampa zuzumuten, um sie dann mit diesem Schmuckstück in schöner Landschaft zu überraschen. Und nicht zuletzt, darauf legen alle Beteiligten Wert, stellen die zahlreichen Kombimöbel-Einbauten nicht nur dem Erfindergeist der Architekten, sondern auch dem Qualitätssinn der hierfür verpflichteten Handwerksbetriebe aus der Region das allerbeste Zeugnis aus.
Wolfgang Kil

Grundriss
Lageplan
Schnitt

Erweiterung Firmengebäude
Neubau Schulungs-
und Konferenzgebäude
2010

Im Wiesengrund 4
Ostrau OT Jahna

Auftraggeber
Agri Con GmbH
Ostrau OT Jahna


Architektur
Architekturbüro Isfort

Wildberg

Projektleitung
Bernard Isfort
Susanne Isfort

Bauleitung
Architekturbüro Isfort

Tragwerksplanung
Ralf Klingenberger
Großweitzschen


Landschaftsarchitektur
Andreas Blume
Dresden

Brandschutz
hartmann – Ingenieurbüro für Brandschutz

Dresden

Energie
exergie – Ingenieurbüro für Energiefragen

Dresden


Lichtplanung und Installation
Hortenbach Licht
Roßwein

SiGeKo
Besoke, Sander & Eggers GdbR
Dresden

Bruttogeschossfläche
1.500 m²

Fotografie
Petra Steiner




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