Zentrale Einrichtung Campus Martinsried Ludwig-Maximilians-Universität München
Pflanzenfreies Spalier
12. Januar 2010
Eine Holzfassade in Spaliermanier.
Martinsried, vor den Südosttoren Münchens, mausert sich zu einem High-Tech-Standort, vor allem die Biologie mit ihren diversen Forschungszweigen wurde von der Ludwig-Maximilians-Universität München hierhin verfrachtet. Nun brauchten die Studenten und Angestellten eine Mensa, zumal man rund um den Campus eher Acker als gastronomisch zufriedenstellende Infrastruktur findet. Inzwischen fällt am Campusrand ein flacher Baukörper mit einer spalierähnlichen Holzfassade ins Auge, kompakt und etwas introvertiert wirkend. Die Architekten (Gewinner im Wettbewerb 2003) hatten den Charakter einer Gartenlaube im Sinn, hätten also gern Rankgewächse an der Fassade hochwachsen gesehen - das blieb dem Gebäude bislang leider verwehrt. Diagonal angeordnete Latten aus sibirischer Lärche sind in einem Abstand von rund einem halben Meter zur thermisch wirksamen, dunklen Fassade montiert. Die Lattenabstände variieren: Wo sie als Sonnenschutz dienen müssen, liegen sie dichter beieinander als an anderer Stelle.
Foyer mit Aufgang zur Mensa.
Im Erdgeschoss liegt eine Kindertagesstätte mit direktem Zugang zum eingezäunten Gartenbereich. Außerdem finden sich hier ein paar Verwaltungsräume. Eine rote konturierte Treppe führt zur Mensa im Obergeschoss, wo drei Atrien den Ausgleich dafür bieten, dass die Studenten nicht ebenerdig im Freien sitzen können. Farbe kommt allein durch das rot-pink-orangene Mobiliar ins Spiel. Der Großraum ist mit den Atrien angenehm untergliedert, unterschiedliche Sitzbereiche tragen ebenfalls dazu bei, dass kaum etwas nach Massenabspeisung aussieht.
Essraum mit Belichtung von Außen und vom Atrium.
Was an der Lattenfassade funktional begründet ist, erweist sich für das optische Erscheinungsbild als Glücksfall: Eine gleichmäßige Lattenanordnung hätte womöglich auch von innen zu monoton ausgesehen. Energetisch ist die Mensa konventionell konzipiert, Sonnenstrahlen werden also nur für ein schönes Licht- und Schattenspiel im Innenraum genutzt. Weil man inzwischen ahnt beziehungsweise weiß, in welchen Taschen und Löchern die Steuergelder der Bayern verschwinden, kann man sich's denken: Die Mensa ist ein Low-Budget-Haus; an mehr oder weniger allem musste gespart werden.
Ursula Baus
Lageplan
Erdgeschoss
Schnitt Ost-West
Zentrale Einrichtung
Campus Martinsried
Ludwig-Maximilians-Universität
München
2009
Großhadener Straße 6
81375 Planegg-Martinsried
Auftraggeber
Freistaat Bayern v.d.
Bayerisches Staatsministerium
der Wissenschaft v.d.
Staatliches Bauamt München 2
München
Architektur
Auer+Weber+Assoziierte
München
Projektleitung
Peter Hofmann
Freianlagen
Luska Freiraum
Dachau
Tragwerksplanung
Mayr-Ludescher
München
Haustechnikplanung
IB Dickert
Sinzing
Elektroplanung
IB Koscheinz & Partner
Ruhstorf a. d. Rott
Bauphysik
ACCON GmbH
Greifenberg
Küchenplanung
IB Schmid und Partner
Erlangen
Bruttogeschossfläche
4.240 m²
Gesamtkosten
DIN 276
Kostengruppe
brutto 11 Mio. € KG 200 - 700 brutto
Fotografie
Roland Halbe