Louis Hotel

Moderner Klassizismus

4. November 2009

Louis Hotel
2009

Viktualienmarkt 6
80331 München

Auftraggeber
Grundbesitz- und Verwaltungsgesellschaft
München

Architektur.Innenarchitektur
Hild und K
München

Projektleiterin
Nina Großhauser

Projektsteuerung
Sieb Architekten
München

Generalunternehmer
dh-PROJEKT
Chemnitz

Bruttogeschossfläche
6.800 m2

Baukosten
14.5 Mio Euro

Fotografie
Ursula Baus (1)
Hotel Louis Pressefotos (2, 3)



Dezenter könnte der Hinweis auf das Hotel an der Fassade kaum sein.

Auch im eigentlich teuren, blitzblanken Zentrum Münchens immer mal wieder auf verstaubte Skurrilitäten zu stoßen, trägt zum Charme der Stadt ganz erheblich bei. Am Viktualienmarkt hatte ein Altbau mit Passage zum Rindermarkt allerdings zu viel Staub angesetzt – und wurde deswegen in den letzten beiden Jahren von Hild + K zu einem Hotel für die Weltreisenden mit gehobenen Ansprüchen umgebaut. Mit einer unspektakulären Lochfassade, auf der als sehr dezentes Relief der Schriftzug "HOTEL" zu erkennen ist, tanzt das Hotel Louis nicht aus der Reihe. Vom Viktualienmarkt aus muss man den Eingang der Nobelherberge sogar ein bisschen suchen – links unten auf Marktniveau führt die schmale Passage ein paar Stufen hinauf in ein Höfchen, wo der Zugang zur Hotel-Lobby liegt.

Rezeption, Lobby mit Kamin und Bar (links im Bild angeschnitten) in einem Raum.

Auf der Eingangsebene gehen Rezeption, Bar, Kaminzimmer und Restaurant ineinander über. Feste Einrichtungen und Mobiliar entwarfen die Architekten selbst: Holz, Textilien – Velours in Beige oder blassem Lindgrün – und bespannte Trennwände rufen die Gediegenheit der Adenauer-Gesellschaft in Erinnerung, angereichert mit leicht japanischer Anmutung. Im Restaurant wird japanisch gekocht. Deckendekor und Leuchten fügen sich zu einer kassettierten Fläche, die wie ein Flickenteppich wirkt und nicht die gestalterische, perfektionistische Hand eines Architekten ahnen lässt. Genau das macht zweifellos das Besondere aus: Die Atmosphäre entspricht derjenigen einer gediegenen, deutschen Wohnzimmerkultur, die dem Reisenden gleich eine gewisse Behaglichkeit beschert – mit der gestylten Coolness üblicher "Design-Hotels" hat dies alles nichts zu tun.

Durchblick zum Bad.

Die 72 Zimmer sind individuell und komfortabel möbliert – funktional darf hier und da noch etwas nachgerüstet werden, denn die Ladegerätschnur vom Laptop reicht beispielsweise nur mit Müh' und Not vom lederbestückten Schreibtisch bis zur Nachttisch-Steckdose. Die Badezimmer sind ein wenig antikisiert eingerichtet, schlichter gesagt: altmodisch im Retrodesign. Man kann die Festverglasung vom Bad zum Zimmer unverhüllt lassen oder die Hygienetätigkeiten leicht transparent mit bespannten Badefensterläden abschirmen. Stoffbespannte Schränke stehen wie Reisekoffer im Zimmer oder lassen sich aus den Wänden herausziehen. Wände und Decken sind mit bandartigen Reliefs geschmückt – wenn man denn von Schmuck reden möchte, denn genauso gut könnten dies flache Kabelkanäle sein. Lustvoll, beschwingt oder experimentell geriet im ganzen atmosphärisch wirksamen Dekor des Hotels wenig – gezügelte Gestaltungslust? Man kann auch von modernem Klassizismus reden, der im Hotel Louis die Gäste mit dem Maßhalten des 21. Jahrhunderts vertraut macht.
Ursula Baus

Schnitt
2. OG
Lageplan

Louis Hotel
2009

Viktualienmarkt 6
80331 München

Auftraggeber
Grundbesitz- und Verwaltungsgesellschaft
München

Architektur.Innenarchitektur
Hild und K
München

Projektleiterin
Nina Großhauser

Projektsteuerung
Sieb Architekten
München

Generalunternehmer
dh-PROJEKT
Chemnitz

Bruttogeschossfläche
6.800 m2

Baukosten
14.5 Mio Euro

Fotografie
Ursula Baus (1)
Hotel Louis Pressefotos (2, 3)



Andere Artikel in dieser Kategorie