Brillengeschäft Freudenhaus

Klare Sicht der Dinge

29. Januar 2009

Brillengeschäft
Freudenhaus
2008

Leopoldstraße 37
80802 München

Auftraggeber
Freudenhaus eyewear
handels GmbH
München

Innenarchitektur
Marie Aigner
München

Projektleiterin
Marie Aigner

Bauleitung
Aigner architecture

Bruttogeschossfläche
69,2m2

Baukosten
92.000 Euro

Fotografie
Florian Pipo



Ungewöhnlich für ein Ladengeschäft: das geschlossene Erdgeschoss.

Von außen sieht der Brillenladen – man sagt heute Store oder Shop oder Showroom –, an dessen Erdgeschossfassade sich der Schriftzug des Labels um die Ecke zieht, schon etwas geheimnisvoll aus. Keine Schaufenster, sondern kreisförmige Bildschirme in der ansonsten geschlossenen Wand zeigen Brillen in kurzen Videos, die Eingangstür an der Leopoldstraße ist aus dunklem Stahl, schwer und weckt den Eindruck, dass es sich doch um ein umgenutztes Etablissement handeln könnte. Aber ein großes, rundes Fenster lässt den Blick schließlich ungehindert ins schneeweiße Innere fallen.

Brillen an Wand und Decke, der gesamte Boden blieb frei.

Hier werden auch die von FreudenHaus selbst entworfenen und produzierten Brillen verkauft. Der gestalterische Anspruch der beiden Inhaber manifestiert sich im Interieur des Ladens nur zu gut: keine üblichen Brillenständer, bei denen man oben an die Brillen kaum dran kommt und sich zu den unten hängenden hinunterbeugen muss – nein, hier lassen sich die Brillenständer von der Decke aus durchsichtigen Röhren ziehen, die über einem langen Tresen hängen. Seitlich an der linken Längswand funktionieren die Schauröhren wie Schubladen – "Glastubes" nennt die Architektin die Teile. An der rechten Wand liegen die Brillen in runden Regalnischen auf bequemer Aughöhe.

Die Brillenfächer lassen sich wie Schubladen aus der Glasröhre ziehen.

Angenehm ist auch, dass man sich beim Brille Aussuchen als Ganzfigur im großen Wandspiegel kritisch prüfen kann und nicht auf kleine Handspiegel angewiesen ist, die gerade mal Augen, Nase und Ohr wiedergeben – schließlich muss die Brille zur ganzen Person passen. Außerdem vergrößern die verspiegelten Wände natürlich optisch den Raum. An dessen Ende führt eine Tür mit einer Gestaltung, die an eine Pupille denken lässt, zum Arbeitsraum. In einem dermaßen puristischen Ambiente stört allerdings jede Kleinigkeit, die nicht hier hin gehört.
Erinnert man sich daran, dass Hans Hollein in den siebziger Jahren mit kleinen Kerzenlädchen der Postmoderne nicht nur in Österreich zum Durchbruch verholfen hat, so sieht man in diesem Brillengeschäft, wie selbstverständlich gutes Ladendesign zumindest in Teilen der Konsumwelt bereits geworden ist.
Ursula Baus

Grundriss

Brillengeschäft
Freudenhaus
2008

Leopoldstraße 37
80802 München

Auftraggeber
Freudenhaus eyewear
handels GmbH
München

Innenarchitektur
Marie Aigner
München

Projektleiterin
Marie Aigner

Bauleitung
Aigner architecture

Bruttogeschossfläche
69,2m2

Baukosten
92.000 Euro

Fotografie
Florian Pipo



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