Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Siegfriedstraße
In Nachbars Garten
1. Juni 2016
Mit dem Kinder- und Jugendtreff in der Berliner Siegfriedstaße bauen Kersten Kopp Architekten eine Wohlfühlwelt im Park. Die Interessen der Kinder haben sie wohl verstanden – der Bau ist zugleich durchlässig, geschlossen und lässt neugierige Blicke zu den Nachbarn zu.
Das vorvergraute Bauholz, das für das Gebäude verwendet wurde, bindet den Neubau gut im Park ein
Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Minka Kersten: Kinder und Jugendliche als «Bauherren» haben mannigfache Ansprüche, denen Ihre Umgebung Raum geben muss: Bewegen, spielen, toben, ausruhen, lernen, reden, essen und vieles mehr. In einem Kinder- und Jugendzentrum, in dem die Kinder oft einen Großteil ihres Tages verbringen, spielen sich diese Aktivitäten auf engem Raum ab. Die Entwicklung und Gestaltung von Räumen, die flexibel genug sind, dies alles zu ermöglichen, war eine sehr spannende Aufgabe für uns.
Die «Neugierde» lugt über die Grenzmauer zum Straßenbahndepot
Zum Kinder- und Jugendzentrum gehört ein parkähnlicher Außenraum
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Der offene Bereich in der Mitte teilt das Gebäude funktional in Jugendzentrum und Kindereinrichtung, gleichzeitig erhält er den Kontakt zwischen den Bereichen. Das gibt dem Bewegungsdrang der Kinder und Jugendlichen Raum und bietet mit seinen Plattformen, Ausgucken und Nischen räumliche Angebote für die vielseitige Nutzung.
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Das Gebäude entwickelt sich auf dem Grundstück als hölzernes Volumen zwischen den bestehenden Bäumen und erhebt sich in Richtung der rückwärtigen Grundstücksmauer. Wir nennen diesen zweigeschossigen Bereich «Neugierde», denn das große Fenster erlaubt den Blick auf in das dahinter liegende Straßenbahndepot der BVG. Auch alle anderen Teilbereiche «öffnen sich», mal über Verglasungen, mal mit Ausgängen, zu dem umgebenden Parkgrundstück mit seinen Spiel-, Sport- und Veranstaltungsangeboten.
Der offene Mitteltrakt ist Gemeinschaftsraum
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Gebäude ist als reine Holzkonstruktion erstellt. Die Dachplatten aus Holz-Hohlkastenelementen lagern auf Wandelementen in Holzrahmenbauweise auf. Die Kastenelemente spannen zwischen den Außenwänden bis zu 11m und ermöglichen im Innern große stützenfreie Bereiche. Kleinere Räume sind mit nichttragenden Wände abgeteilt. Damit werden die Vorteile einer einfachen, wirtschaftlichen Holzbauweise mit den Möglichkeiten des modernen Holzingenieurbaus kombiniert.
Inwiefern hilft die Materialwahl dem Erfolg des vollendeten Bauwerks?
Die mit einer Lasur vorvergraute Lärchenholz-Brettschalung fügt das Gebäude mit seiner Materialität und Farbigkeit harmonisch zwischen die Stämme des Baumbestandes ein. Der Innenraum wird geprägt durch die Fichtenholzoberflächen der Hohlkastenelemente und die Sperrholz-Wandverkleidungen im Kontrast mit dem grünen Linoleumboden. Die Oberflächen der Holzkonstruktion bleiben sichtbar und bilden eine dem Holzbau typische angenehme warme Innenraumstimmung.
Hohe Räume, dafür Fenster im «Kinder-Maßstab»
Im Mehrzweckraum der Kinder leitet eine Spieltreppe auf die Empore
Die einladende Spieltreppe führt vom Mehrzweckraum auf die Empore
«Trainspotting» für Kinder
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
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Archiv «Bau der Woche»
Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung Siegfriedstraße, Berlin-Lichtenberg
2015
Gotlindestraße 38
10367 Berlin-Lichtenberg
Auftragsart
Architektenleistungen LP 1-9
Bauherrschaft
Bezirksamt Berlin-Lichtenberg
Architektur
Kersten+Kopp Architekten BDA, Berlin
Andreas Kopp, Minka Kersten,
Projektleiter: Torsten Suschke
Mitarbeiterin: Katharina Cielobatzki
Fachplaner
Tragwerk: ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin
TGA: HGH Ingenieure, Berlin
Bauleitung
Zierhut Architekten, Berlin im Auftrag von Kersten+Kopp
Hersteller
Holzbau: Kerto
Pfosten-Riegel-Glasfassade: Raico Therm+, Raico Bautechnik
Dachabdichtung: Vedag
Dachbegrünung: Optigrün
Brandschutzfenster: Howa
Türen: neuform-Türenwerk
Beschläge Türen und Fenster: FSB, Startec, Dorma
Fliesen: Pro Architectura, Unit one, Villeroy&Boch
Linoleumboden: Tarkett Holding
Bodenbelag Nutzestrich: Sic Megaplan, Chemotechnik Abstatt
Leuchten: Chiaro, Zumtobel Lighting, Regiolux peanut, Regiolux, Ridi
Sanitärobjekte: Keramag, Franke
Energiestandard
ENEV 2009 wird um 47% (Jahresenergiebedarf) unterschritten
Bruttogeschossfläche
757 m²
Gebäudevolumen
3.300 m³
Kubikmeterpreis
409 € brutto/m2
Gebäudekosten
1.350.000 € brutto
Gesamtkosten
1.870.000 € brutto
Fotos
Werner Huthmacher