Meilenwerk Region Stuttgart

In den Lüften, auf dem Boden

10. November 2009

Meilenwerk Region Stuttgart
2009

Graf Zeppelin Platz
72202 Böblingen

Auftraggeber
Dünkel Investment GbR
Schemmerhofen

Architektur
IWD Architekten
Neu-Ulm

Projektleiter
Hans-Jürgen Birk

Technische Projektleitung
Wolfgang Marschik

Konzeption und Marke
Martin Halder, Branded Bricks GmbH

HLSE Planung
Ingenieurbüro Ralf Appel
Tamm

Bauakustik
Ingenieurbüro Loos &Partner
Allmendingen

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Wohlleb
Ehingen-Mundingen

Geologie/Bodengutachten
Dr. Ebel & Co.
Bad Wurzach

Fotografie
Frank Hoppe (1, 3)
Branded Bricks (2)
Dino Eisele (4)



Für das dritte Meilenwerk in Deutschland wurden die Gebäude des ehemaligen Landesflughafens Stuttgart-Böblingen denkmalgerecht saniert und modernisiert.

Am 25. April 1925 landete die erste Linienmaschine auf dem neuen Landesflughafen Stuttgart-Böblingen. 84 Jahre nach der Eröffnung und 64 Jahre nach der Stilllegung des Flughafens haben vierrädrige Liebhaberstücke die fliegenden Kisten ersetzt. Denn seit Mitte September beheimatet der unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex das dritte Meilenwerk nach Berlin und Düsseldorf - ein Einkaufs- und Erlebniscenter für Autoverrückte oder offiziell ein "Forum für Fahrkultur". Auf einer Länge von rund dreihundert Metern erstreckt sich die alte Bausubstanz, die heute auf dem Arthur-Dünkel-Weg komplett mit dem Auto durchfahren werden kann. 1928 waren das neue Empfangsgebäude mit Flughafenhotel, der Tower, die Werkshalle und ein Zwischenbau eingeweiht worden - alles von den Stuttgarter Architekten Bregler und Barthle im Stil des Neuen Bauens geplant. 1929 kam die Großflughalle II mit zwei jeweils 48 m breiten, stützenfreien Wartungsplätzen hinzu.

Wo früher die Flugzeuge gewartet wurden, warten heute automobile Oldtimer auf zahlungskräftige Kunden oder den Autofan, der die glänzenden Blechkisten bestaunt.

Viel ändern durften und wollten die Architekten an dem, was sie vorgefunden hatten, nicht. Denn zum einen setzte ihnen der Denkmalschutz enge Grenzen, zum anderen gehört fein herausgeputzte, historische Bausubstanz zum Konzept des Meilenwerks wie die alten Autos selbst. An den meisten Stellen ist es denn auch gelungen, den Bestand so den neuen Anforderungen anzupassen, dass sich ein harmonisches Ganzes ergibt. Die ehemaligen Hangars wurden mit einer Glasfassade geschlossen, die alten Falttore stehen als sichtbare Zeichen vergangener Tage zusammengeschoben an der Seite. Das Tragwerk wurde - wo nötig - verstärkt, Nieten nachgezogen und im Bereich der alten Werkstatthalle, die jetzt für Veranstaltungen genutzt wird, mit einem neuen Dach belegt. Eine nachträglich eingebaute Glasbox, in der man den Kaufvertrag seines neuen Gefährts unterzeichnen kann, steht dagegen wie ein Fremdkörper mitten im Ausstellungsbereich. Der flüssige Inhalt eines 08/15-Getränkeautomaten soll den Durst der Besucher stillen, der orangefarbene Firmenschriftzug einer Versicherung soll auf das passende Angebot des Mieters hinweisen. Wirtschaftliche Interessen siegten an diesen Stellen über das Fingerspitzengefühl, das die Architektur benötigt hätte.

Wer vom Auto nicht genug bekommen kann, der ist in einem der zehn Themenzimmer des V8-Hotels gut aufgehoben: Waschanlage (Bild links), Tankstelle und Route 66 mögen sich für viele an der Grenze des guten Geschmacks bewegen. Das Visionenzimmer (Bild rechts) gleicht dagegen schon eher einem gewöhnlichen Hotelzimmer.

Die einzigen neuen Baukörper - ein verglaster Speisebereich für einen der Gastronomen und die Präsentations- und Verkaufsfläche einer automobilen Luxusmarke - sind dagegen sehr dezent gestaltet, mit einer deutlich sichtbaren Fuge vom Bestand getrennt, ordnen sie sich der Bauhausarchitektur unter.
Das Hotelgebäude bleibt auch nach den Renovierungsarbeiten, was es schon immer war. Die Architekten rekonstruierten den fehlenden Aufgang der doppelläufigen Treppe, der von den Amerikanern während deren Nutzungszeit abgerissen worden war. Zweierlei Natursteine kennzeichnen Alt und Neu. Von den insgesamt 34 Zimmern sind 24 schlicht eingerichtet - passend zur Gebäudehülle. Mit zehn Themenzimmern wollte der Hotelier den Autonarren gerecht werden, die sich auch nachts gerne an die PS-starken Vehikel erinnern. Ob damit die Grenze des Erträglichen bereits überschritten wurde, mag jeder für sich selbst entscheiden. Doch wer Tankstelle, Waschanlage oder Autokino nicht sehen will, dem drängt sich dieser Anblick auch nicht auf. Denn alles ist gut hinter der jeweiligen Zimmertür versteckt und der Hotelflur ist - wie alle anderen Zimmer auch - dem Stil des Neuen Bauens angeglichen.
Simone Hübener

Luftaufnahme des zum Meilenwerk umgenutzten ehemaligen Landesflughafen Stuttgart-Böblingen.

Meilenwerk Region Stuttgart
2009

Graf Zeppelin Platz
72202 Böblingen

Auftraggeber
Dünkel Investment GbR
Schemmerhofen

Architektur
IWD Architekten
Neu-Ulm

Projektleiter
Hans-Jürgen Birk

Technische Projektleitung
Wolfgang Marschik

Konzeption und Marke
Martin Halder, Branded Bricks GmbH

HLSE Planung
Ingenieurbüro Ralf Appel
Tamm

Bauakustik
Ingenieurbüro Loos &Partner
Allmendingen

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Wohlleb
Ehingen-Mundingen

Geologie/Bodengutachten
Dr. Ebel & Co.
Bad Wurzach

Fotografie
Frank Hoppe (1, 3)
Branded Bricks (2)
Dino Eisele (4)



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