Casa Camper Berlin

Hotel im Bürokleid

21. Oktober 2009

Casa Camper Berlin
2009

Weinmeister Straße 1
10178 Berlin

Auftraggeber
Casa Camper Berlin
Berlin

Innenarchitektur
n + 1
Berlin
in Zusammenarbeit mit
Fernando Amat und Jordi Tio 
Barcelona

Projektleiter
Kemal Akay

Projektmanagement
Martin Geiger

Technische Ausrüstung
HSLE Planer
Grigorij Kristal

Tragwerksplanung
Pelle Ingenieure
Dr. Klemens Pelle

Projektentwicklung
Peter Sauter

Bruttogeschossfläche
3.870 qm

Fotografie
Johannes Kramer (1, 2)
Tahon & Bouroullec (3)



Unnötigen Schnickschnack gibt in der Casa Camper nicht. Das Bad bildet den Mittelpunkt der Zimmer, das große Bett dominiert den Schlafbereich.

Den Namen "Camper" verbinden die meisten mit einem Unternehmen, das bequeme und dennoch gut aussehende Schuhe herstellt. Auch Architekten scheinen ihre Füße gerne mit Modellen dieses spanischen Unternehmens zu bekleiden. Doch "Camper" produziert nicht mehr nur Schuhe, sondern agiert auch als Betreiber zweier Hotels. Nach der Eröffnung des ersten Gästehauses in Barcelona im Jahr 2005 können Geschäftsreisende und Touristen nun auch in der Mitte Berlins in einer Casa Camper nächtigen. Die Zimmer in diesem stylischen Hotel haben alles, was der Gast braucht, aber auch nicht mehr. Die Wanddekoration beschränkt sich auf einen Berliner Stadtplan, denn, so der Hotelchef, Kunst sei sehr subjektiv und was dem einen gefalle, empfände ein anderer als unansehnlich. Da mag er wohl Recht haben.
Dank des Parkettbodens, rot gestrichener Wände und schneeweißer Bettwäsche herrscht im Schlafbereich der Zimmer trotzdem eine angenehme, warme Atmosphäre. Man fühlt sich wohl.
Aber eigentlich schweift der Blick ganz schnell in Richtung Fenster, von wo aus man einen beeindruckenden Blick über die Stadt genießen kann – und das sogar beim Händewaschen und Zähneputzen. Denn alle Badezimmer der Casa Camper, ausgestattet mit großen Fenstern, liegen an der Außenseite des Gebäudes. Natürlich können neugierige Blicke ins Innere mit einem Vorhang abgehalten werden – nötig ist das, wenn überhaupt, nur in den unteren Etagen.

Tagsüber gleicht das Hotel einem 08/15-Bürogebäude. In der Dunkelheit zeigt die gleichförmige Fassade dagegen ein immer neues Bild – je nachdem, welche Zimmer belegt, welche Gäste zuhause sind.

Von außen betrachtet wirkt das Hotel fast wie ein gewöhnliches Bürogebäude, wären da nicht die Zimmernummern, die in riesigen Ziffern an den Fenstern kleben. Dadurch zeigt das Haus seine Nutzung, hebt sich von seiner Umgebung ab. Entworfen wurde das Gebäude von Jordi Tio in Zusammenarbeit mit Fernando Armat. Zu dem, was die Casa Camper heute ist, wurde das Haus allerdings erst durch die Arbeit des Berliner Architekturbüros n + 1, die für den Innenausbau verantwortlich zeigten. Dazu mussten sie sich in die Philosophie der Marke Camper einarbeiten und auch mit der spanischen Mentalität und Arbeitsweise vertraut werden. Denn viele Details wurden erst während der Bauphase entwickelt, was nicht hundertprozentig passte, wurde nochmals verbessert. Kemal Akay von n + 1 brachte diese ungewöhnliche Arbeitsweise so auf den Punkt: „Fernando Armat gab uns die Regieanweisungen, die wir in das perfekte Bühnenbild umzusetzen hatten.“

Im Dos Palillos kombinierten Erwan und Ronan Bouroullec weiße Möbel und eine aus Edelstahl gefertigte Küche mit einer hölzernen Theke. So wirkt das Restaurant nicht allzu kühl.

Wie ein kleiner Theaterraum ist auch das Restaurant Dos Palillos im Erdgeschoss gestaltet, dessen Pläne aus der Feder der Designer Erwan und Ronan Bouroullec stammen. Der Chefkoch Albert Raurich bereitet die Speisen vor den Augen seiner Gäste zu, die ihm wie Hühner auf einer Stange an einer langen Theke gegenübersitzen. Glücklicherweise haben die Bouroullecs aber auch an diejenigen gedacht, die ihr Essen lieber ganz konventionell an kleinen Tischen sitzend mit ihrem Gegenüber einnehmen möchten. Für sie wurde ein kleiner Bereich mit Blick auf die Bar geschaffen.
Obwohl hier andere Planer am Werk waren, trifft man dennoch auf den bereits aus dem Hotelbereich bekannten Stilmix: Industriecharakter trifft behagliches Ambiente. Denn die Küche, die vollständig aus Edelstahl gefertigt wurde, der weiße Boden und die weißen Stühle wirken kühl, ja schon fast steril. Die Theke aus Massivholz und die goldenen Vorhänge, für die kurzerhand Rettungsdecken umfunktioniert wurden, sorgen dafür, dass man sich hier trotzdem gerne aufhält – so wie überall in der Casa Camper.
Simone Hübener

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Regelgeschoss
Grundriss 7. Obergeschoss

Casa Camper Berlin
2009

Weinmeister Straße 1
10178 Berlin

Auftraggeber
Casa Camper Berlin
Berlin

Innenarchitektur
n + 1
Berlin
in Zusammenarbeit mit
Fernando Amat und Jordi Tio 
Barcelona

Projektleiter
Kemal Akay

Projektmanagement
Martin Geiger

Technische Ausrüstung
HSLE Planer
Grigorij Kristal

Tragwerksplanung
Pelle Ingenieure
Dr. Klemens Pelle

Projektentwicklung
Peter Sauter

Bruttogeschossfläche
3.870 qm

Fotografie
Johannes Kramer (1, 2)
Tahon & Bouroullec (3)



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