Bürgerzentrum Stadtumbau Orange Box

Hoffnungsschimmer

15. April 2009

Bürgerzentrum Stadtumbau
Orange Box
2009

Albert-Einstein-Straße
02977 Hoyerswerda

Auftraggeber
Stadt Hoyerswerda

Architektur
Lienig & Baumeister Architekten
Hoyerswerda

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro für Tragwerksplanung
Hoyerswerda
Haustechnik
Ingenieurbüro Schindler
Wittichenau

Bruttogeschossfläche
100 m2

Fotografie
fotocommunity Jan02977
Wolfgang Kil



Leuchtendes Orange lockt die in der Stadt Verbliebenen an.

Es passiert nicht mehr oft, dass aus Hoyerswerda ermutigende Nachrichten kommen. Die einstige Hauptstadt des Lausitzer Braunkohle-Reviers ist unter den Industriestandorten der ehemaligen DDR am sichtbarsten von der Deindustrialisierung betroffen. Während die lokale Politik und ihre Stadtplaner nach '89 versuchten, der 1955 gegründeten Neustadt mit importierten Planungsansätzen zu mehr „Urbanität“ zu verhelfen, begann die Stadt sich nach arbeitsplatzbedingter Abwanderung buchstäblich aufzulösen. Inzwischen hat sich die Bevölkerung annähernd halbiert, neuere Planungsprognosen gehen von weniger als einem Drittel des Standes von 1990 aus.
Entsprechend sieht die Neustadt heute aus. Als gravierendsten Fehler muss man den Beginn des Rückbaus ausgerechnet im Zentrum beklagen: Mit den Elfgeschossern rings um Kaufhaus und Lausitzhalle verschwand viel vom mühsam errungenen „Stadtgefühl“. Auch weitere Abrisse haben sich eher wahllos in die Siedlungsflächen gefressen. Bis heute ist keine wirkliche Strategie erkennbar, der einst einer öden Wildnis abgerungenen Planstadt wiederum planvoll zu einem kleineren, womöglich freundlicheren Format zu verhelfen. Ständige Gefahr, von Bahnverbindungen abgekoppelt oder vom Kaufhauskonzern in Stich gelassen zu werden, machen kommunale Perspektiven nicht gemütlicher. Und einer in der winzigen Altstadt residierenden Verwaltung müssen Auskünfte über mögliche Zukunftsszenarien immer erst mühsam abgerungen werden.

Ohne Überwachung geht nichts....

Nach so vielen verlorenen Jahren wollten ein paar lokale Aktivisten nun wenigstens dem öffentlichen Diskurs einen unübersehbaren Ort geben. In freiwilliger Arbeit und gesponsert von ortsansässigen Baubetrieben begannen sie vor drei Jahren, auf einer parkartigen Grünfläche zwischen Alt- und Neustadt eine „Orange Box“ zu errichten. Dort, „im offenen Gelände“, sollen die zum Bleiben entschlossenen Bürger sich jene Gedanken machen können, an denen es in den zurückliegenden Jahren sichtlich mangelte.

Unkompliziertes Recyceln: Die Box besteht aus Abrisssteinen.

Das Konzept für den aus Abrisssteinen gemauerten und außen mit Holztafeln beplankten Kubus ist schlicht (und ein bisschen verspielt): Ein Fenster pro Himmelsrichtung und in Augenhöhe kleine Klappluken als Minivitrinen, in denen Alltagsfundstücke das jeweils verhandelte Thema assoziieren. Drinnen kahler Asphaltboden und ein auf ruppige Gerüststangen gestelztes Obergeschoss, das aber nur über eine Außentreppe erreichbar ist. Für den laufenden Unterhalt, der neben Stromkosten auch einen Sanitärcontainer und 1-Euro-Kräfte für die Betreuung umfasst, kam die Stadt schließlich mit ins Boot. Womit die Signale auf Kooperation gestellt waren: Im letzten Herbst wurde die Box mit einer Ausstellung über das Schicksal Hoyerswerdas seit den letzten 15 Jahren eröffnet, die auch aktuellste Zahlen und Rückbauvisionen bis 2030 aus dem Planungsamt enthielt.
Für Veranstaltungen mit großem Publikum ist ein Würfel von 7,20 m Kantenlänge sichtlich zu eng, und mangels Heizung bleibt im Winter die Hütte zu. Sehnsüchtig warten deshalb die Initiatoren vom Trägerverein „Stadtwerkstatt 15+9“ auf einen warmen Frühling. Anfang Mai geht ihre Ausstellung in die zweite Runde, danach können andere Initiativen das Gehäuse für ihre öffentlichen Anliegen nutzen. Wo die Not am größten, wächst auch verwegener Mut: Solange sich noch Bürger für ihre Stadt ins Zeug legen, kann – nein: darf! – in der Orange Box von Hoyerswerda das Licht nicht ausgehen.
Wolfgang Kil

Bürgerzentrum Stadtumbau
Orange Box
2009

Albert-Einstein-Straße
02977 Hoyerswerda

Auftraggeber
Stadt Hoyerswerda

Architektur
Lienig & Baumeister Architekten
Hoyerswerda

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro für Tragwerksplanung
Hoyerswerda
Haustechnik
Ingenieurbüro Schindler
Wittichenau

Bruttogeschossfläche
100 m2

Fotografie
fotocommunity Jan02977
Wolfgang Kil



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