Pestalozzischule Leonberg

Ein zweites Zuhause

5. Oktober 2010

Pestalozzischule Leonberg
2010

Stohrerstraße 15
71229 Leonberg

Auftraggeber
Stadt Leonberg
Leonberg

Architektur
SOMAA. / Gabi Dongus
Stuttgart / Leonberg

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Dieter Urbanski
Leonberg

Fachplanung H-L-S und Elektro
PEN - Planung Engineering Nick
Leonberg

Bauphysik
Bauphysik 5
Backnang

Bruttogeschossfläche
ca. 430 m²

Fotografie
Patricia Neligan

Über das extensiv begrünte Dach des neuen Baus hinweg ist das Hauptgebäude der Pestalozzischule zu erkennen.

Die Gesellschaft verlangt der Institution Schule und den dort arbeitenden Lehren heute vieles ab. Doch genauso werden auch die Schüler ge-, manchmal sogar überfordert. Schnell bescheinigt man so dem einen oder anderen Kind eine Lernschwäche oder besonderen Betreuungsbedarf – und schickt sie auf eine andere Schule. Damit diesen Kindern dort nicht schon in jungen Jahren der Spaß daran vergeht, sich neues Wissen anzueignen und sich für das auf die Schulzeit folgende Leben zu rüsten, ist auch die Architektur gefragt. Die Kleinen sollen morgens gerne zur Schule gehen, sich dort in den Räumen wohlfühlen, Platz für das gemeinsame Spiel, aber auch einen Ort zum Alleinsein finden. Das Grundstück an einem nach Norden abfallenden Hang, auf dem der Erweiterungsbau der Pestalozzischule Leonberg entstanden ist, erschien dafür gerade prädestiniert.
Der eingeschossige Baukörper schiebt sich in Richtung des Hangs, von den beiden umgebenden Straßen aus sind nur zwei in rauer, leicht geneigter Brettschalung gearbeitete Sichtbetonwände und das extensiv begrünte Dach mit seinen großen Lichtkuppeln zu sehen. Einzig an der nach Südosten gerichteten Gebäudeecke kann der Passant einen Blick in einen kleinen Innenhof erhaschen. So klein und geduckt die neue Förderschule von oben wirken mag, so weiträumig und hell gestalteten die Architekten den Innenraum, machten sich die Eingeschossigkeit zu Nutze. Die bereits erwähnten Lichtkuppeln und die Ganzglasfassade zum Innenhof spenden dem an der Hangseite gelegenen Flurbereich so viel Tageslicht, dass auch bei bedecktem Himmel und während der Dämmerung auf eine elektrische Beleuchtung verzichtet werden kann.

Die alte Pestalozzischule ist allgegenwärtig, wie hier als Spiegelung in der vollverglasten Nordfassade des Neubaus.

Der Altbau, in dem nach wie vor die meisten Klassenräume untergebracht sind, liegt weiter hangabwärts, bleibt allerdings dennoch bestimmendes Element des Ensembles. Eine Stahltreppe verbindet den alten Schulhof mit der Freifläche des Neubaus. Die darin entstandenen drei Klassenräume und der Multifunktionsraum sind nach Norden ausgerichtet, da es zum einen die Topografie erforderte und zum anderen ein direkter Sichtbezug zum Hauptgebäude der Schule hergestellt werden sollte. Doch was auf den ersten Blick nach einem Nachteil aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als großer Vorteil. Eine ebenfalls komplett verglaste Pfosten-Riegel-Fassade und große Lichtkuppeln erzeugen ein blendungsfreies Licht, das auch hier selbst bei wolkenverhangenem Himmel meist ausreicht. Und auf einen Sonnenschutz konnten die Architekten verzichten, so dass der Blick immer nach draußen schweifen, kein Gefühl der Enge entstehen kann. Die Fassaden, in der Holz und Aluminium miteinander kombiniert wurden, wirkt von innen besonders elegant. Denn die Öffnungsflügel und die in jedem Raum vorhandene, große Fenstertür konnten ohne den sonst üblichen, zusätzlichen Riegel eingebaut werden. Bei der Farbwahl der außen angebrachten Aluschale bleibt dagegen die Frage offen, warum die Öffnungsflügel in einem anderen Braunton ausgeführt werden mussten als der Rest. Zu gering ist der Kontrast zum Sichtbeton des auskragenden Daches.

Der Flur ist nicht nur Bewegungszone, sondern bietet durch die eingestellten Boxen auch kleine Aufenthaltsbereiche.

Für die Innenräume haben die Architekten in puncto Farbigkeit hingegen genau die richtige Wahl getroffen. Bunt darf es für Kinder schon sein, doch alles mit Maß und Ziel. So beschränkt sich die Farbpalette auf Grün- und Lilatöne in verschiedenen Nuancen. Im Flur ist es ein bisschen bunter als in den Klassenzimmern, wo konzentriertes Arbeiten angesagt ist. Die Kinder jedenfalls kommen gerne in ihr neues Schulgebäude, das trotz einem geringen Budget – aber das ist heute ja schon beinahe die Regel und nicht mehr die Ausnahme – architektonisch Einiges zu bieten hat.
Simone Hübener

Grundriss
Schnitt

Pestalozzischule Leonberg
2010

Stohrerstraße 15
71229 Leonberg

Auftraggeber
Stadt Leonberg
Leonberg

Architektur
SOMAA. / Gabi Dongus
Stuttgart / Leonberg

Tragwerksplanung
Ingenieurbüro Dieter Urbanski
Leonberg

Fachplanung H-L-S und Elektro
PEN - Planung Engineering Nick
Leonberg

Bauphysik
Bauphysik 5
Backnang

Bruttogeschossfläche
ca. 430 m²

Fotografie
Patricia Neligan

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