Mittelpunktbibliothek in Berlin-Köpenick

Die Bibliothek im Mittelpunkt

25. Februar 2009

Mittelpunktbibliothek in Berlin-Köpenick
2009
Am Alten Markt 2
12555 Berlin

Auftraggeber
Senat Berlin vertreten durch das Bauamt Treptow-Köpenick Berlin

Architektur
Bruno Fioretti Marquez Architekten
mit Nele Dechmann
Berlin

Bauleitung
Häffner + Zenk Planungsgesellschaft

Tragwerksplanung
Studio C, Rüdiger Ihle

TGA
Winter Ingenieure
Berlin

Bauphysik
Müller-BBM GmbH
Berlin  

BGF
Neubau: 1886 qm
Altbau: 2362 qm

Fotografie
Peter Thiede



Eine Einraumbibliothak auf drei Geschossen, mit interessanten Perspektiven und hohen Lufträumen: Die Bibliothek von Köpenick.

Köpenick ist einer der landschaftlich schönsten Bezirk Berlins. Am Zusammenfluss von Spree und Dahme liegt auf einer Halbinsel die Altstadt. Ihrer idyllischen Lage wird sie aus städtebaulicher Sicht allerdings nicht gerecht. Zerstörungen im Krieg, aber auch Abrisse infolge von unterlassener Sanierung hatten dem städtischen Gefüge arg zugesetzt. Vielleicht kann man diese Einschätzung mit einem "noch nicht", relativieren, denn mit dem Neubau der Mitteplunktbibliothek ist ein wichtiger Schritt zu einer erheblichen Verbesserung getan. Wird dieser Impuls aufgenommen und weitergeführt, kann sich Köpenick zu einer Perle Berlins entwickeln.
2005 war für diese Bibliothek an zentraler Stelle ein Wettbewerb ausgeschrieben worden. Eine ehemalige Schule und ein Hausmeisterhaus sollten in das Konzept einbezogen werden, einen zweigeschossigen Neubau hatten die Auslober des Wettbewerbs vorgesehen. Bruno Fioretti Marquez schlugen einen dreigeschossigen Baukörper in den Abmessungen 12 mal 19 mal 37 Meter vor, der den Platz als markanter Baustein im Norden abschließt. Eine präzise Raumhierarchie entsteht, die vorher gefehlt hatte. Der Vorschlag überzeugte.

Im Spiel zwischen Kleinteiligkeit und Solitär vermittelt der Neubau zur Umgebung und ordnet den städtischen Raum.

Auf der westlichen Seite wird der historische Grundriss des Altmarktplatzes wiederhergestellt. Der Eingang zur Bibliothek und das Lesecafé werden bald den neuen Platz beleben.
Auf der südlichen Seite öffnet sich das Gebäude zu einem grünen Carrée. Ein Glaskörper verbindet zu den Altbauten, die den Verwaltungsräumen vorbehalten sind, Lesebereich und die öffentlichen Räume der Bibliothek befinden sich im Neubau.

Hoch- und Tiefpunkte der Längsseiten sind gegeneinander versetzt. Warum? das zeigt sich im Innern ...

Dicke Ziegelwände (ihre Tiefe wird durch die Lage der Fenster sichtbar gemacht) umfassen den Neubau, der einerseits Solitär, andererseits dank der Dachsilhouette an aneinandergerückte Stadthäuser erinnert. Die energetische Gesamtbetrachtung der Bauteile macht's möglich: An drei Seiten sind die Wände tatsächlich massiv, stattliche 64 Zentimeter dick. Mehr Dämmung in der Sohle und an der Nordwand und energetisch günstige Verglasungen halfen dabei, die Vorschriften der EnEV einzuhalten.
Die innere Struktur ist durch den Wechsel von Fenstern verschiedenen Formats, scheinbar wahllos über die Fassade verteilt, nicht erkennbar. Sie greifen das Spiel zwischen Kleinteiligkeit und großem Solitär auf, das mit der Baukörperform begonnen hatte. Leider trüben Ziegelausblühungen den guten Eindruck.Der Innenraum machen dies sofort wieder wett. Zweigeschossige, teilweise dreigeschossige Lufträume, Galerien und Emporen verbinden sich zu einem offenen Kontinuum, in dem sich intime Nischen und offene Räume miteinander abwechseln. Der Backstein der Außenwände wurde weiß geschlämmt, der Beton der Konstruktion weiß lasiert, der Fußboden ist ein geölter Estrich. Dunkles MDF wurde für die Möblierung gewählt.

... wo sich daraus eine bewegte, den Raum einfassende Dachkonstruktion ergibt.

Und dann das Dach. Erst im Innern wird deutlich, warum Hoch- und Tiefpunkt des Giebelverlaufs auf den beiden Längsseiten gegeneinander versetzt sind: sie ergeben im Innern eine raffinierte Dachkonstruktion. Hoch- und Tiefpunkte werden mit mächtigen, weiß lasierten Leimholzbinder verbunden, hohe Querrippen erzeugen eine bewegtes Bild, akzentuiert durch Oberlichte über jeweils einem der durch die Konstruktion definierten Felder. Diese Bibliothek verlockt dazu, den Blick schweifen zu lassen, über das Dachgerippe, durch den Raum oder nach draußen. Man muss ja nicht immer lesen.
Christian Holl

Lageplan
Grundriss EG
Grundriss 1. OG
Grundriss 2. OG
Schnitte

Mittelpunktbibliothek in Berlin-Köpenick
2009
Am Alten Markt 2
12555 Berlin

Auftraggeber
Senat Berlin vertreten durch das Bauamt Treptow-Köpenick Berlin

Architektur
Bruno Fioretti Marquez Architekten
mit Nele Dechmann
Berlin

Bauleitung
Häffner + Zenk Planungsgesellschaft

Tragwerksplanung
Studio C, Rüdiger Ihle

TGA
Winter Ingenieure
Berlin

Bauphysik
Müller-BBM GmbH
Berlin  

BGF
Neubau: 1886 qm
Altbau: 2362 qm

Fotografie
Peter Thiede



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