Das Vestibül des Stadtmarkts

Zwischen Bahnhof und Zentrum, am Rande der Innenstadt, liegt der Augsburger Stadtmarkt. Angesiedelt auf einem in einem Blockinnern liegenden Areal zwischen Fugger- und Annastraße, ist er seit 1930 in Betrieb; damals hatte man hier, auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakwarenfabrik, die vielen kleinen Märkte der Stadt zusammengefasst. Dominiert wird das Areal von der zentral liegenden Fleischhalle, einem mit Anklängen an den Expressionismus errichteten Klinkerbau. Am Anfang des neuen Jahrtausends war die Infrastruktur des Marktes veraltet und marode. Die Stadt entschied, die Sanierung im Untergrund mit der Neugestaltung des Areals, der Platzoberflächen und Markstände sowie der An- und Einbauten zu verbinden und den Stadtmarkt in das Sanierungsprogramms für die westliche Innenstadt einzubinden. Es wurden neue Zugänge vom Annahof und vom Parkhaus des benachbarten Ernst-Reuter-Platzes geöffnet.

Schalk Architekten und Helleckes Landschaftsarchitektur hatten im Wettbewerb für die Marktgestaltung 2005 einen der beiden zweiten Plätze (ein erster wurde nicht vergeben) belegt, sie haben nun den Marktbrunnenplatz im Osten des Areals neu gestaltet. Er bildet mit einem Brunnen und einer Skulptur aus den 1950er Jahren den Auftakt des Marktes für den Besucher, der ihn von der Fußgängerzone aus aufsucht und ist damit so etwas wie das Vestibül der Anlage, übernimmt repräsentative wie vermittelnde Funktion. Mit einer noblen, eleganten Gestaltung wird dieser Funktion Rechnung getragen. Stände, Beläge, Bäume und Mobiliar halten sich dezent zurück, geben aber eine klare räumliche Fassung und Struktur vor.

Die Bodenfläche wurde mit hellen Granitplatten belegt, die Natursteinfläche ist in einen befahrbaren Bewegungsraum aus Splitt-Mastix-Asphalt eingebettet, der die Farbigkeit des Granits aufnimmt. Sitzgruppen aus Basaltlava und Holz schließen den Platz nach Osten hin ab, eine Pergola mit eingestellter Box bildet den Vorbereich der Fleischhalle. Mit gegeneinander versetzten Einbauten markieren zwei Marktstände den Platzrand im Süden und Norden. Die offenen, fein detaillierten Stahlgerüste sind mit Glas überdacht, eine transluzente, textile Spanndecke sorgt darunter für angenehmes Licht sowohl am Tag als auch in den Abendstunden. Die eingestellten, mit Faserzementplatten bekleideten Massivholzboxen nehmen Läden auf, deren Auslage dem Platz Marktatmosphäre verleihen. Modernisiert wurde inzwischen auch die Gemüsegasse. Die weitere Sanierung des Marktes ist im Moment allerdings unterbrochen; die Bäckergasse im Süden sowie das westliche Pendant des Marktbrunnenplatzes müssen noch darauf warten, in, in gleicher Qualität wie dieser aufgewertet zu werden.
Christian Holl