Stadtregal

Billy in Großformat

8. Dezember 2009

Stadtregal
2009

Magirus-Deutz-Straße
89077 Ulm

Auftraggeber
Projektentwicklungsgesellschaft Ulm
Ulm

Architektur
Rapp Architekten
Ulm

Projektleiter
Daniel Maier

Tragwerksplanung
IB Haide
Ulm

HLS
IB Schreiber
Ulm

Elektro
IB Ott
Ulm

Bauphysik
IB Kiessling
Ulm

Brandschutz
Um+T
Ulm

Landschaftplanung
Prof. Schmid + Rauh

Bruttogeschossfläche
4.000 qm/je Bauabschnitt

Baukosten
Ca. 5. Mio Euro/je Bauabschnitt

Fotografie
Armin Buhl



Der Name ist Programm: Büros und Wohnungen schieben sich wie die Kisten eines Regals zwischen die vorhandene Tragstruktur.

Menschen, die in umgebauten Industriegebäuden ihr Wohn- und Arbeitsglück suchten, galten bis vor einigen Jahren noch als wilde Exoten. Mittlerweile verkaufen sich Loftwohnungen – trotz der oft stolzen Preise – sprichwörtlich wie warme Semmeln. Die Investoren können sich dieses Preisniveau erlauben, denn zum einen sind Originalbauten rar gesät, zum anderen ist die Atmosphäre in den zumeist sehr großzügig strukturierten Gebäuden mit heute kaum realisierbaren Geschosshöhen eine ganz besondere. Mit mehr als vier Metern lichter Höhe wartet das Stadtregal in Ulm auf, unter dessen Dächern einst Motoren für Magirus Deutz produziert wurden. Der rund 250 Meter lange und 30 Meter breite Bau war abschnittsweise von Anfang der fünfziger Jahre bis Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden. Nach dem Aus für die Motorenproduktion diente das Gebäude über viele Jahre hinweg als Lagerhalle. Seit im Frühjahr 2007 der erste Teil des Umbaus fertiggestellt wurde, füllt sich das Stadtregal nun nach und nach wieder mit Leben.

Der quergestellte Kopfbau gibt dem etwa 250 Meter langen Gebäude einen weithin sichtbaren Abschluss. Die Planungen für seinen Umbau sind noch in vollem Gange, doch Ende 2012 soll auch hier alles fertig sein.

Das Achsmaß von fünf Metern in der Breite prägt die Grundrissstruktur, gibt der langen Fassade einen Rhythmus. Um die Gliederung in einzelne Elemente hervorzuheben, brachen die Architekten um die alten und gleichzeitig neuen Erschließungsbereiche die Decken heraus, demontierten die alten Lastenaufzüge und ließen im Treppenauge neue Personenaufzüge einbauen. Dadurch entstanden  Durchblicke, die Rippendecke wird sichtbar. Auch im Bodenbelag, der in diesen Bereichen aus Faserbeton besteht, ist die Durchlässigkeit zu erkennen. Um die Eingänge in die verschiedenen Gebäudeabschnitte noch stärker zu betonen, hätten Rapp Architekten allerdings gerne ein bisschen in den Farbkasten greifen oder mit anderen Mitteln eine Differenzierung herstellen dürfen.

Der ruppige Charakter des alten Gebäudes ist auch im Innern noch gut zu erkennen. Eine Elementfassade aus anthrazitfarbenem Aluminium und die modernen Möbel kokettieren mit diesem industriellen Charme.

So homogen die Struktur des Stadtregals nach außen hin ist, so individuell zeigt sich das Innenleben der Büros, Ateliers und Wohnungen. Ganz gleich ob es ein Appartement für einen Single mit rund 55 Quadratmetern oder ein Atelier mit angegliederter Maisonettewohnung auf mehreren hundert Quadratmetern sein soll, innerhalb des bereits erwähnten Rasters lassen sich quasi alle Wünsche erfüllen. Eine strenge Funktionstrennung in einzelne Etagen gibt es nicht, wobei in den unteren Geschossen sinnvollerweise die gewerblichen Nutzungen überwiegen und die Sahnestückchen in den oberen Etagen vorwiegend dem Wohnen dienen – mit Blick über die Dächer von Ulm. Zu erreichen sind die Wohnungen über einen offenen Gang, der im obersten Geschoss als Laubengang ausgebildet ist. Man spürt dort den weiten, offenen Charakter des alten Gemäuers und fühlt sich nicht beengt wie in den Fluren gewöhnlicher Mehrfamilienhäuser. Diese Großzügigkeit ist ein Privileg der alten Bausubstanz, deren Bedeutung für das Projekt der Bauherr glücklicherweise erkannt hat. Bei den Finanzen hätte sich die Projektentwicklungsgesellschaft Ulm hier und da allerdings etwas freigebiger zeigen dürfen. Denn bei der Detailausbildung ist leider doch zu erkennen, dass ein Investor das Sagen hatte. Das ganze Stadtregal im Blick, bleibt zu dieser Kleinigkeit allerdings nur anzumerken: Schwamm drüber.
Simone Hübener

Lageplan mit den Bauabschnitten 1-5
Ausschnitt Grundriss Erdgeschoss (Bauabschnitte 2 und 3)
Ausschnitt Grundriss 4. Obergeschoss (Bauabschnitte 2 und 3)

Stadtregal
2009

Magirus-Deutz-Straße
89077 Ulm

Auftraggeber
Projektentwicklungsgesellschaft Ulm
Ulm

Architektur
Rapp Architekten
Ulm

Projektleiter
Daniel Maier

Tragwerksplanung
IB Haide
Ulm

HLS
IB Schreiber
Ulm

Elektro
IB Ott
Ulm

Bauphysik
IB Kiessling
Ulm

Brandschutz
Um+T
Ulm

Landschaftplanung
Prof. Schmid + Rauh

Bruttogeschossfläche
4.000 qm/je Bauabschnitt

Baukosten
Ca. 5. Mio Euro/je Bauabschnitt

Fotografie
Armin Buhl



Andere Artikel in dieser Kategorie