KfW Westarkade

Andere fördern, selber handeln

22. Juli 2010

KfW Westarkade
2010
Palmengartenstraße 5-9
60325 Frankfurt am Main

Auftraggeber
KfW Bankengruppe
Frankfurt am Main

Architektur
Sauerbruch Hutton
Berlin

Projektleitung
Tom Geister

Klimaengineering
Transsolar Energietechnik
Stuttgart

Tragwerksplanung
Werner Sobek Ingenieure

Stuttgart

Bruttogeschossfläche
39.000 m²

Fotografie
Brigida González



Je nachdem, von welcher Seite aus man zur neuen Westarkade kommt, erscheint sie als dünne Scheibe oder als massiver Körper.

Wer sich der neuen KfW-Westarkade in Frankfurt nähert, dem wird sofort klar, wessen Feder das neue Hochhaus entstammt. Denn in verschiedenen Farbtönen changierende Fassaden sind typisch für das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton. Doch bei diesem energetisch vorbildlichen Gebäude greift die Auseinandersetzung mit dem von außen Sichtbaren zu kurz. Die Westarkade der Bankengruppe KfW, in der bis zu 700 Menschen arbeiten und bis zu 320 Menschen konferieren können, ist eines der ersten Bürohochhäuser der Welt mit einem jährlichen Primärenergiebedarf von errechneten 98 Kilowattstunden pro Quadratmeter.
Auf dem Campus der Kreditanstalt für Wiederaufbau im Frankfurter Westend in direkter Nachbarschaft zum Palmengarten, wird schon seit mehr als zehn Jahren gebaut. Das Ziel: Die Arbeitsplätze aller Mitarbeiter an einem Standort zu vereinen, denn das spart Kosten, Zeit und Geld. 2002 wurde die neue Ostarkade fertiggestellt, vier Jahre später konnte dann die Sanierung des Haupthauses abgeschlossen werden. Die Westarkade, der jüngste Spross dieser Familie, komplettiert nun nach vierjähriger Bauzeit das Ensemble.

Die Fassadenelemente wurden in der Fabrik vorgefertigt und vor Ort nur noch an den Rohdecken angehängt. Für die Montage musste das Gebäude dann nicht extra eingerüstet werden.

Aus einem mal drei-, mal viergeschossigen Sockelbau ragt das eigentliche Bürohochhaus, dessen besondere Form nicht nur dem städtebaulichen Entwurf entspricht, sondern sich mit seiner Stromlinienform auch widerstandsminimierend in den Wind stellt. Dank dieses speziellen Grundrisses und der als Druckring ausgebildeten Doppelfassade mit schmalen Lüftungsklappen können die Büros zu zwei Dritteln des Jahres natürlich belüftet, die Fenster individuell geöffnet werden. Zugerscheinungen und ungewollte Wärmeverluste sind nicht zu erwarten. An heißen Sommertagen stehen alle Klappen weit auf, damit die angestrebte Maximaltemperatur für die Büros von 26 °C nicht überschritten wird. In der Vorstandsetage wird dies dank zusätzlicher Klimatisierung nie der Fall sein. Hätte man auf diese Differenzierung, ja Hierarchisierung nicht gänzlich verzichten können?
Neben dieser (bau-) technischen Raffinesse sorgen Bauteilaktivierung, Erdwärmetauscher und die Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums dafür, dass der Spitzenwert in Sachen Energiebedarf zustande kam.
Die verschiedenen Farben der Fassade sind eine Referenz an ihre jeweilige Nachbarschaft. In Richtung Zeppelinallee, einer viel befahrenen Ausfallstraße, arbeiteten Sauerbruch Hutton mit Rottönen, die an den Mainsandstein erinnern. Zum Palmengarten hin waren natürlich grüne Nuancen die erste Wahl, während Blautöne, die Farbe der KfW, die zum Campus gewandte Seite bestimmen. Wer langsam um die Westarkade herumgeht, nimmt ein sich ständig änderndes Bild war.

Die um den Kern verlaufende Flurzone reicht an drei Stellen bis zur Fassade. Dort kann man auf die Frankfurter Skyline oder den Palmengarten schauen.

Eher konventionell ist dagegen das Innere der Westarkade. Die Büros, die auf jeder Etage zu drei Gruppen zusammengefasst sind, liegen alle direkt an der Außenseite des Gebäudes, im Kernbereich sind Aufzüge, Treppen, Toiletten, Teeküchen und vieles mehr untergebracht. Die vollständig verglaste Fassade sorgt dafür, dass an den Schreibtischen viel Tageslicht ankommt und der Stromverbrauch für die künstliche Beleuchtung reduziert werden kann. Das Thema Stromverbrauch spielte beim Entwurf sowieso eine wichtige Rolle, denn bei den Richtlinien der SolarBau 2004 – und daran hatten sich die Planer zu orientieren – wird der Strombedarf dreifach in den Primärenergiebedarf eingerechnet. Die moderne Haustechnik ist also der eine Faktor, damit die Westarkade das energetisch hochgesteckte Ziel erreichen kann. Der zweite Faktor ist dagegen eine bislang unbekannte Variable: der Nutzer. Deshalb erinnerte Matthias Sauerbruch bei der offiziellen Eröffnung die illustre Gästeschar mit deutlichen Worten auch daran, dass der tatsächliche Energieverbrauch trotz modernster Technik stark vom Nutzerverhalten beeinflusst wird. Mögen sich die Menschen, die in der neuen Westarkade arbeiten, dieser Verantwortung bewusst sein und so aus diesem im Stadtraum weithin sichtbaren Gebäude auch einen ökologischen Leuchtturm werden lassen.
Simone Hübener

Mehr zum Energiebedarf der Westarkade und der Druckringfassade hier.

Auf eine virtuelle Tour durch die Westarkade kann man sich hier.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss Regelgeschoss Hochhaus

KfW Westarkade
2010
Palmengartenstraße 5-9
60325 Frankfurt am Main

Auftraggeber
KfW Bankengruppe
Frankfurt am Main

Architektur
Sauerbruch Hutton
Berlin

Projektleitung
Tom Geister

Klimaengineering
Transsolar Energietechnik
Stuttgart

Tragwerksplanung
Werner Sobek Ingenieure

Stuttgart

Bruttogeschossfläche
39.000 m²

Fotografie
Brigida González



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