OLED oho!

Thomas Geuder
14. April 2015
Luzern ist um eine Attraktion reicher: An der HSLU Hochschule Luzern wurde die schweizweit erste Deckenbeleuchtung mit OLED-Panels installiert. (Bild: RIBAG / Beat Brechbühl)

OLEDs sind schon ganz besondere Leuchtmittel. Sie sind frei von umweltbelastenden Stoffen, setzen bei einer Lichtausbeute von bis zu 100 lm/W enorm viel Energie in Licht um und sind mit rund 40.000 Stunden sehr langlebig. Ihr Licht besitzt keine IR- oder UV-Strahlung, und das bei einem hohen Farbwiedergabeindex CRI von 90. Die OLED-Module sind außerdem extrem dünn und ermöglichen so spannende Leuchten-Designs. Vor allem aber verändert sie unser Verständnis von einem Leuchtmittel bzw. von der Beleuchtung überhaupt grundlegend. Denn die OLED ist – im Gegensatz zu allen anderen, bisherigen Leuchtmitteln – eine Flächenlichtquelle, d.h. sie erzeugt ohne Hitzeerzeugung ein blendfreies Licht, das nicht nur von einem Punkt ausgeht und somit keine harten Schlagschatten mehr entstehen. Leuchten-Designer dürfen und müssen an ihre Entwürfe deswegen völlig anders herangehen und das Thema Licht neu denken. Auch für Architekten, Innenarchitekten und Lichtplaner ergeben flächige Lichtquellen ganz neue Ansätze, obgleich es im Innenraum bisher natürlich bereits möglich war, über Folien oder Optiken eine flächige Beleuchtung zu erzeugen. Eine OLED-Leuchte jedoch tut das noch wesentlich charmanter.

Funktionsaufbau einer OLED und Vergleich von Sonnen-, LED- und OLED-Licht. (Quelle: RIBAG)

Selbstverständlich hat jeder größere Licht- und Leuchtenproduzent mindestens eine OLED im Programm. Doch so richtig Freude bereitet dieses reizvolle Leuchtmittel seine Wirkung erst, wenn die Lichtfläche möglichst groß ist. Hier gibt es derzeit noch gewisse Grenzen der Machbarkeit, umso neugieriger dürfen Architekten und Planer (und auch wir Journalisten) alle zwei Jahre auf die Messe Light-Building in Frankfurt/Main sein. Derzeit allerdings scheint die Entwicklungsarbeit hie und da jedoch ein wenig zu stocken, denn auf der letzten Messe hatten sich die Fachbesucher in diesem Bereich einiges mehr erwartet. Das ist vermutlich dem Durchstarten der LED als wirklich universales Leuchtmittel für alle Beleuchtungsaufgaben zu verdanken. Umso erfrischender war da der Stand von RIBAG Licht, wo es die mit Abstand großflächigsten OLEDs zu sehen gab. Und das gleich mit einer ganzen Leuchtenfamilie, die freilich immer auf demselben Modul basiert: OVISO ist als Anbauelement, Anbauleuchte, Pendelleuchte sowie Tischleuchte erhältlich. Das (nahezu beliebig addierbare) Modul ist ca. 120 x 330 mm groß und besitzt eine Leistungsaufnahme von 3 W, was ein Licht von 300 l und 3.000 K erzeugt.

Der neue Raum ist fast vollständig in Weiß gehalten, damit ein möglichst neutrales, helles und homogenes Ambiente für die verschiedenen denkbaren Nutzungen entsteht. (Bild: RIBAG / Beat Brechbühl)

Erstmals als Deckenbeleuchtung wurden diese OLED-Panels jetzt an der HSLU Hochschule in Luzern, die Fachhochschule der zentralschweizer Kantone mit über 5.800 Studierenden in der Ausbildung, fast 4.400 in der Weiterbildung sowie 556 Projekten in Forschung und Entwicklung, was sie zur größten Bildungsinstitution im Herzen der Schweiz macht. Hier befindet sich im Eingangsbereich der Hochschule für Wirtschaft HSW ein abgehängter Zwischenboden, der von den Studierenden bisher nur ab und an genutzt wurde. Dieser Bereich sollte nun zu einer multifunktionalen Plattform für Präsentationen und Ausstellungen sowie zum Arbeiten ausgebaut werden. Dazu erhielt der Raum zunächst richtige Wände zur optischen wie akustischen Trennung. An die Decke wurden 150 OLED-Module aus der Leuchtenfamilie OVISO montiert. Der vormals eher biedere Raumeindruck wurde dabei komplett gewandelt: Die Planer von SPHINX Lichttechnik aus Luzern erarbeiteten eine frei wirkende Anordnung der Module orthogonal zur Raumachse, was die vormalige Korridorwirkung bricht und Raum schafft. Damit die vorhandene Akustikdecke nicht verändert werden muss, haben die Planer das Raster so gewählt, dass es auf den besehenden Installationsöffnungen der 38 Deckenspots basiert.

Leuchtenplan (Quelle: SPHINX Lichttechnik)

Um die Installation der OLED-Panels möglichst einfach zu gestalten, haben die Planer zusammen mit RIBAG schließlich einen Bohrplan der gesamten Beleuchtung erstellt. Und das nach einem für den Installateur möglichst klaren Prinzip: Der erhielt Bohrschablonen, auf denen die Befestigungslöcher, die Einspeisungslöcher sowie die Mittelachse markiert sind. Die gesamte Fläche wurde schließlich eingeteilt in 33 Reihen mit einer Breite von 11 Panels. So mussten vor Ort die Bohrungen nur noch entsprechend der Schablonen erstellt werden. Ein entsprechender Plan half dabei nach einem Ja-Nein-Prinzip, ob gebohrt werden muss oder nicht. So verbirgt sich hinter der scheinbaren zufälligen Anordnung ein klares Prinzip. Mit der neuen Beleuchtung konnte der Energieverbrauch um rund 60 % gesenkt werden, und das bei einer Lichtstärke von 500 Lux, einer sehr hohen Lichtqualität – und letztendlich einer fühlbar angenehmeren Atmosphäre. tg

Vor dem Umbau erschien der Zwischenboden wie ein Durchgangsraum, dessen Beleuchtung mit zahlreichen Lichtpunkten obendrein nicht wirklich gut für das Arbeiten war. (Bild: SPHINX Lichttechnik)
Montage- bzw. Bohrplan (Quelle: SPHINX Lichttechnik)
Die Grundmodule der OVISO-Leuchten sind (an ihrer Außenkante) nur 7 mm dünn und sehr leicht. (Quelle: RIBAG)
Die Lichtplaner von Sphinx entwickelten ein Lichtkonzept, das mit dem OLED-charakteristischen Thema der Fläche spielt. (Bild: RIBAG / Beat Brechbühl)
Sehr zeigenswert finden wir auch: die Variante als OLED-Tischleuchte. (Bild: RIBAG)

Projekt
Neuer Multifunktionsraum an der HSLU
Luzern, CH

Hersteller
RIBAG
Safenwil, CH

Kompetenz
Leuchtenfamilie OVISO

Lichtkonzept
SPHINX Lichttechnik AG
Luzern, CH

mit
RIBAG
Safenwil, CH

Architektur
TGS Architekten AG
Luzern, CH

Elektromonteur
STS Elektro AG
Kriens, CH

Fertigstellung
2015

Fotografie
Beat Brechbühl / RIBAG
SPHINX Lichttechnik



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