Klein, aber fein

Thomas Geuder
3. Februar 2015

Dem Bezirk Berlin-Kreuzberg wird nachgesagt, er sei einer der kreativsten und aufregendsten Bezirke der insgesamt 12 Stadtbezirke Berlins. Ein lebendige Kulturleben hat dort Tradition, nicht zuletzt weil ein Teil des Bezirks zu Zeiten der Berliner Mauer von drei Seiten umschlossen war und sich deswegen hier eine spezielle Eigenkultur entwickelte. Als buntes Szeneviertel aber zieht Kreuzberg auch viele Menschen an, die in dieser Atmosphäre auch fest leben möchten – und nicht selten so zur viel gescholtenen Gentrifizierung beitragen. Jedes Blatt hat jedoch immer zwei Seiten, und so ist teilweise die Renovierung der Häuser und Wohnungen notwendig, um sie für die Zukunft auch energetisch wieder fit zu machen. Die Frage dabei ist nur, wie mit welchem Ziel dieser Umbau erfolgt, der doch leider nicht selten dazu führt, dass die alteingesessene Bevölkerung wegen zu hoher Mieten verdrängt wird.

Die Kochgelgenheit etwa benötigt keinen separaten Raum sondern ist in einem Möbel integriert. (Foto: Simon Menges)

Eine Änderung der Bevölkerungsstruktur bedeutet heutzutage auch, dass es (vor allem in Großstädten wie Berlin) immer mehr Single-Haushalte gibt. So war es schließlich für den Architekten Jan Rösler aus Berlin die Aufgabe, aus einer – wie sie in derartigen alten Gebäudestrukturen noch häufig anzutreffen ist – größeren Altbauwohnung eine Fläche von 29 m² herauszuschneiden und daraus ein Ein-Zimmer-Appartment zu gestalten, in dem es an nichts fehlen sollte. Diese Bauaufgabe führt unmittelbar zur Frage, was der Mensch letztendlich tatsächlich zum Wohnen bzw. Leben braucht. Für Jan Rösler ist das: eine Kochgelegenheit, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Bad, eine Ankleide sowie ausreichend Stauraum. In seinem Apartment werden all diese Bereich geschickt durch Möbelwände voneinander getrennt, sodass am Ende ein für die kleine Fläche großzügiges Raumerlebnis erzeugt wird.

Besonderen Wert legte Jan Rösler auch auf die Sichtachsen, wie hier etwa der Blick vom Eingangsbereich in den Wohn-Schlafbereich. (Foto: Simon Menges)

Wichtig bei der Ausstattung einer solchen Wohnung sind die Oberflächen und Materialien. Um den Charme des Altbaus zu erhalten wurden die bestehenden Wände möglichst roh und grob belassen. Alle neuen Einbauten setzen sich vom Bestand durch ihre mattweiße und homogene Erscheinung ab, ihre helle Farbigkeit erzeugt außerdem eine angenehme räumliche Weite. Dem entgegengesetzt sollte der Boden einen durchgehenden Belag erhalten, weswegen Naturkautschuk oder Linoleum nicht infrage kamen, weil sie immer irgendwo eine Naht besitzen. Auch geglätteter oder geschliffener Estrich fiel aus Kosten- und optischen Gründen aus.

Im Bad wird der Bezug von bestehenden Oberflächen bzw. Materialien zu neuen Einbauten besonders spürbar. (Foto: Simon Menges)


So hat sich Jan Rösler letztendlich für einen fugenlosen Spachtel (Saint-Gobain Weber 4650 Duro Color) entschieden, durch den am Ende auch auf Fußleisten verzichtet werden konnte: Das Material wird als Pulver geliefert und muss vor Ort nur mit Wasser angerührt, in den Raum auf den Betonboden eingegossen und mit einer glatten Rakel flach abgezogen und geglättet werden (empfohlene Schichtdicke: 6 bis 8 mm), wodurch es sauber an die Wände angeschlossen werden kann. Ein weiterer Vorteil für Jan Rösler war, dass der Boden bereits am nächsten Tag begehbar ist und anschließend endbearbeitet werden kann: Die folgende Oberflächenbehandlung (freilich durch einen Fachmann) besteht aus einer Art Bügeln, bei dem per Heißbehandlung das Material verfeinert und geglättet wird, sowie aus dem Aufbringen einer finalen Schutzschicht. Nach nur zwei bis drei Tagen kann der Belag schließlich belastet werden – bei einem derart kleinen Bauprojekt ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor. Und: Saint-Gobain Weber garantiert einen emissionsarmen (EMICODE EC1), wasserdampfdiffusionsoffen und verschleißfesten Boden, der belastbar wie Stein ist und durch die händische Bearbeitung immer eine gewisse natürliche Optik besitzt.   tg

Der Einsatz von formal reduzierten und exakt gekantetetn Produkten verstärkt das Spannungsverhältnis zwischen Alt und Neu zusätzlich. (Foto: Simon Menges)
Grundriss (Quelle: Jan Rösler Architekten)
Der Bodenbelag wurde einfach im Eimer angerührt, eingegossen … (Foto: Jan Rösler Architekten)
… und mit einer glatten Rakel flach abgezogen und geglättet. (Foto: Jan Rösler Architekten)
Bereits nach zwei Stunden war der Raum wieder begehbar. (Foto: Jan Rösler Architekten)
In insgesamt 10 Farben ist weber.floor 4650 DuroColour erhältlich. Jan Rösler hat sich bei seinem Mini-Apartment für den dunkelsten G80 entschieden. (Quelle: Saint-Gobain Weber)
Der dunkle, nahtlose und randleistenlose Bodenbelag bildet den idealen Grund für die insgesamt nur 28 m² große Wohnung. (Foto: Simon Menges)

Projekt
Mini-Apartment
Berlin, D

Architekt
Jan Rösler Architekten
Berlin, D

Hersteller
Saint-Gobain Weber GmbH
Düsseldorf, D

Kompetenz
weber.floor 4650 DuroColour, Farbton G80

Bauherr
privat

Möbelbau/Innenausbau
Baugeschäft Jan Rösler

Fertigstellung
2014

Fotografie
Simon Menges



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