12. Januar 2016
Der Neubau der Sporthalle soll zukünftig als weiterer, repräsentativer Baustein in der boulevardartigen Olgastraße dem ursprünglichen Straßenbild Rechnung tragen. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
h4a Architekten aus Stuttgart haben in Ulm ein Gebäude errichtet, das gleich drei Sporthallen übereinander stapelt. Den quaderförmigen Baukörper lassen sie durch eine geschickt geformte Lamellenfassade elegant im Straßenbild verschwimmen.
Projekt: Sporthalle des Kepler- und Humboldt-Gymnasiums (Ulm, DE) | Architektur: h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten BDA (Stuttgart, DE) | Bauherr: Stadt Ulm, Zentrales Gebäudemanagement (Ulm, DE) | Hersteller: HD Wahl GmbH (Jettingen-Scheppach, DE), Kompetenz: zweikomponentige Nasslackbeschichtung in den Farbtönen RAL 9016 und RAL 9007 | weitere Projektdaten unten
Wo in Ulm heute die zweispurige Olgastraße durch das Stadtzentrum zum Bahnhof führt, befand sich einst die Grenze der Stadt mit einer beachtlichen Wehranlage, denn die Stadt an der Donau hatte einiges zu verteidigen. Sie war ein wichtiger Umschlagplatz für Eisen, Textilwaren, Salz, Holz und Wein, gleichzeitig entwickelte sich hier seit Mitte des 15. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Kunstzentren Süddeutschlands. Auch wenn Ulm diese Bedeutung heute vielleicht nicht mehr innehat, zeugt die Innenstadt an vielen Ecken doch vom einstigen Glanz. So ist auch die Olgastraße eigentlich als städtischer Boulevard mit repräsentativen Gründerzeit-Bauten angelegt, von denen freilich nicht mehr viele erhalten sind. Gegenüber eines der markantesten Gebäude, des Landgerichts errichteten nun h4a Architekten aus Stuttgart einen Neubau, der – als Baustein des Stadtentwicklungsprojekts «Zukunftskonzept Innenstadt 2020» – die städtebauliche Situation an diesem Ort wieder deutlich aufwerten soll. Es beherbergt die neue Sporthalle des angrenzenden Kepler- und Humboldt-Gymnasiums und bildet an der Ecke zur Karl-Schoefold-Straße gleichzeitig den Auftakt und Endpunkt des gesamten Schulareals. Der kubische Baukörper ist etwa 18 m hoch und besitzt eine Kantenlänge von rund 34 x 23 m.
Durch seine solitäre Stellung und die vertikal gegliederte vorhangartige Fassadengestaltung wird der Neubau im Stadtbild eindrucksvoll inszeniert. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Den Architekten war wichtig, das neue Gebäude in dem durchaus heterogenen Umfeld mit den opulenten Bauten aus der Gründerzeit sowie formal schlichten Häusern vor allem aus den 1960er- und 1970er-Jahren harmonisch in diesen Ort einzupassen, sowohl die Dimension als auch die Farbigkeit und Materialität betreffend. So verkleideten sie den kubischen Baukörper mit einer Struktur aus vertikal angeordneten Aluminiumlamellen, die durch eine leichte Verdrehung die Kompaktheit verschwimmen lassen, dem Gebäude ein homogenes Fassadenbild verleihen und eine optische Dynamik auf die Fassade zaubern. Die insgesamt 232 Bänder wurden in einem Nasslackierverfahren (HD Wahl) im Farbton RAL 9016 beschichtet, was eine glänzende, brillant weiße Oberfläche ergibt, die die Lamellenstruktur zusätzlich fast schon zart und filigran erscheinen lässt. «Je näher der Besucher dem Gebäude kommt, desto mehr öffnet sich in Teilen die Fassade und lässt das Geschehen im Inneren erkennen», beschreiben die Architekten von h4a, was sich vor allem bei Dunkelheit zeigt, wenn die beleuchteten Innenräume zum Vorschein kommen.
Auf der dem Gymnasium zugewandten Nordseite gelangt man ins Gebäude, wo sich ein das Treppenhaus über alle Stockwerke öffnet und fast die gesamte Breite des Baus beansprucht. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Im Inneren verbergen sich gleich drei vollwertige Sporthallen übereinander, jeweils mit eigenen Umkleiden, Toiletten, Räumen für Sportgeräte und einer Galerie auf halber Höhe, jeweils in einem eigenen Farbraum. Alle drei sind verbunden und erschlossen durch ein schmales und hohes Treppenhaus, in dem sich eine scheinbar stützen- und aufhängungslos schwebende Treppenskulptur nach oben windet. Hier befindet sich auch das Eingangsfoyer, das den Bau im Norden mit einem neuen Platz und schließlich mit der Schulgebäude verbindet. Die unterste Halle ist zur Hälfte in den Boden versenkt und trägt so zu einer wirtschaftlichen Gründung des in Massivbauweise mit Spannbetonfertigteilträgern erstellten Gebäudes bei, das immerhin im ehemaligen Ulmer Stadtgraben liegt. Von der Souterrain-Halle aus kann man schließlich ebenerdig in die benachbarte, bestehende Halle gelangen, getrennt durch einen Lichthof, als deutlich wahrnehmbare Fuge zwischen Alt und Neu.
Klarheit, Offenheit, Angemessenheit und Funktionalität, der Kontrast von transparenten und geschlossenen Fassaden, die Ablesbarkeit der Funktionen, die Maßstäblichkeit sowie die spannungsvolle Wechselbeziehung der Raumfügungen war das Entwurfskonzept der Architekten. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Lageplan (Quelle: h4a Architekten)
Regelgrundrisse Hallengeschoss und Galeriegeschoss (Quelle: h4a Architekten)
Querschnitt (Quelle: h4a Architekten)
Insgesamt 232 gedrehte Bänder mit einer im Nasslackierverfahren aufgebrachten glänzenden, billant weißen Oberfläche lassen die Struktur fast filigran erscheinen. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Die Lamellenstruktur verleiht dem Gebäude ein homogenes Fassadenbild, das sich, je näher man dem Gebäude kommt, immer mehr öffnet. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Die vertikalen Lamellen leiten das Licht gezielt in den Innenraum, dienen aber auch als Sonnenschutz. (Bild: Zooey Braun)
Fassadenansicht an der Olgastraße: Die vorgehängte Schicht aus vertikalen Aluminiumlamellen verleiht dem Bau trotz großer Fensterbänder ein homogenes Erscheinungsbild. (Bild: Conné van d´Grachten / HD Wahl)
Projekt
Sporthalle des Kepler- und Humboldt-Gymnasiums
Ulm, DE
Architektur
h4a Gessert + Randecker + Legner Architekten BDA
Stuttgart, DE
Hersteller
HD Wahl GmbH
Jettingen-Scheppach, DE
Kompetenz
zweikomponentige Nasslackbeschichtung in den Farbtönen RAL 9016 und RAL 9007
Bauherr
Stadt Ulm
Zentrales Gebäudemanagement
Ulm, DE
Fassadenberatung
Gerhard Weber & Partner GmbH
Argenbühl, DE
Wettbewerb
1. Preis 2011
Umbauter Raum
17.580 cbm BRI
Bruttogrundfläche
2.695 qm BGF
Planungsbeginn
2012
Baubeginn
2013
Fertigstellung
2015
Fotografie
Conné van d´Grachten / HD Wahl
Zooey Braun
h4a Architekten
Projektvorschläge
Sie haben interessante Produkte und innovative Lösungen im konkreten Projekt oder möchten diesen Beitrag kommentieren? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!