Weltgrößtes Solarkraftwerk in Betrieb

Thomas Geuder
26. Februar 2014
Das Solarturmkraftwerk Ivanpah befindet sich in der 35.000 km² großen Mojave-Wüste im Westen Nordamerikas. (Bild: BrightSource Energy)

Das weckt nicht nur bei deutschen Ingenieuren Begehrlichkeiten: rund 350.000 drehbare Spiegel auf 16 Quadratkilometern, drei 140 Meter hohe Solartürme, 392 Megawatt – so die Kennwerte des Solarturmkraftwerks Ivanpah, das vor Kurzem offiziell in Betrieb gegangen ist. Damit ist es (zumindest zurzeit) das größte Solarkraftwerk der Welt. Rund 140.000 amerikanische Haushalte sollen mit der dort gewonnenen Energie in den nächsten 30 Jahren versorgt werden, ausgehend von einem laut Energieministerium durchschnittlichen Energieverbrauch eines amerikanischen Haushalts von 11.280 KWh pro Jahr. Seinen Namen hat das Kraftwerk von der Siedlung «Ivanpah», etwas nördlich des Kraftwerks gelegen. Weitaus bekannter ist die Stadt, die rund 60 Kilometer nordöstlich liegt: das einergiehungrige Las Vegas, wo man sich über den zusätzlichen Strom sicherlich freuen wird. Ivanpah ist ein Gemeinschaftsprojekt von NRG Solar, Google.org und Brightsource Energy. Google hat den Bau mit 168 Millionen US-Dollar unterstützt. Der Konzern hatte 2008 bereits zehn Millionen US-Dollar in Brightsource Energy investiert. Das Bauprojekt, das 2010 begonnen wurde, kostete 2,2 Milliarden US-Dollar, 1,6 Milliarden davon stammen aus Darlehen des US-Energieministeriums (Department of Energy, DoE).

Auf drei Heliostat-Feldern wird eine Energie von 392 MW erzeugt. (Bild: BrightSource Energy)

Der Standort – übrigens für US-amerikanische Verhältnisse nicht weit entfernt von James Turrells Roden Crater – ist kein Zufall: In der Mojave-Wüste herrscht ein subtropisches und heißes Klima. Das bedeutet vor allem eins: Sonnenschein im Überfluss, und das an etwa 300 Tagen im Jahr, mit durchschnittlich 10,5 Sonnenstunden pro Tag. Dieses Licht fangen die «Heliostate», von denen jeder etwa so groß ist wie ein Garagentor, ein und bündeln es auf die jeweilige Spitze der drei Solartürme, die «Receiver», wo Temperaturen bis zu 1000 °C erreicht werden können. Durch die Hitze wird Wasser zu Dampf erhitzt, mit dem dann Turbinen angetrieben werden, die wiederum Strom erzeugen. Die Dampfturbinen stammen aus der Schmiede von Siemens und leisten jeweils etwa 123 MW. Der Vorteil dieses Systems: Die Wärmeenergie des erhitzten Wassers (für das bei anderen Projekten auch Öl oder Salze verwendet werden) kann auch bei Dämmerung Strom erzeugen – natürlich nur solange genügend gespeicherte Wärmeenergie vorhanden ist.

Die Spiegel können in alle Richtungen gedreht werden. (Bild: BrightSource Energy)

Zum Vergleich: Die größte Solarturm-Anlage in Deutschland befindet sich nahe Jülich. Das «Solarthermisches Versuchskraftwerk Jülich» besitzt einen 60 Meter hohen Turm und 2153 Heliostaten. Die Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) planen nun eine Testanlage mit sieben Megawatt Leistung in Algerien. Der 2013 eröffnete «Solarpark Neuhardenberg» in Brandenburg, ein Kraftwerk mit 80.602 PV-Modulen auf ca. 400.000 m², erreicht eine Größe von 145 MW. Das laut Betreiber NRG Solar weltgrößte Photovoltaik-Kraftwerk «Agua Caliente Solar Project» soll noch in diesem Jahr im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona entstehen und rund 290 MW erbringen.

Trotz einfachen Prinzips ist viel Technik notwendig. (Bild: BrightSource Energy)

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